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Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Titel: Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Shpancer
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Professor.«
    »Ich verstehe. Danke, wirklich.«
    »Kein Problem, Professor.« Er dreht sich um und schiebt seine massige Gestalt ins Auto, lässt es aufheulen und braust davon.
    Auf dem Weg nach Hause in seine Wohnung denkt der Psychologe über Eric nach und ist plötzlich von einem angenehmen Staunen erfüllt. Seine Gedanken wandern zurück zu seinem Unterricht, und als er sich seine schläfrigen Studenten auf ihren Stühlen vorstellt, empfindet er unversehens eine gewisse Übelkeit. Das ganze pädagogische Ethos, das ihm in der Vergangenheit so vielversprechend und herausfordernd erschien, löst jetzt schlagartig ein Gefühl der Ernüchterung und Mutlosigkeit in ihm aus. Das Skelett der Therapie, das er sich bemüht für sie zu konstruieren, ist naturgemäß immer noch ein Skelett und daher leblos, tot. Nackte Knochen, murmelt er vor sich hin, das ist alles, was vom saftigen Fleisch menschlichen Miteinanders übrig bleibt, nachdem du es für sie durchgekaut und verdaut hast.
    Als er seine Wohnung betritt, geht er sofort in die Küche und macht sich eine Tasse Tee. Während er sich mit dem Teebeutel beschäftigt, nimmt er von draußen die Geräusche wahr: ein keuchender Motor; eine ferne Hupe; Stimmen aus dem städtischen Abend. Er genießt diesen Augenblick unauffälligen Dahinfließens, der ohne Bedeutung ist und nicht nach Bedeutung
strebt. Er lässt die Geräusche über sich hinwegrollen und davonwehen, wie Wolkenschatten auf den endlosen Getreidefeldern in der Umgebung der Stadt.
    Der Psychologe geht an den Küchenschrank, nimmt eine halb leere Flasche Brandy, kehrt an den Tisch zurück und gießt etwas davon in seinen Tee. Er rührt mit einem verzierten Silberlöffel um, den ihm vor Jahren eine Klientin geschenkt hat, eine schmallippige Geschäftsfrau, die jeden Abend ihre Kinder umkreiste, Spielsachen berührte und Schnappriegel einrasten ließ und Worte flüsterte und Schritte zählte und Lichter an- und ausknipste und Schubladen auf- und zuzog und durch die Fenster spähte, und das alles nach einem akribisch ausgearbeiteten Ritual, das sich weiter und weiter ausdehnte, bis es allmählich vom Schlafzimmer der Kinder auf das Wohnzimmer überschwappte und auf den nächsten Morgen und aus dem Haus hinaus und auf ihr Auto, ihr auf dem ganzen Weg bis ins Büro auf den Fersen blieb, wo sie zitternd und wie von Sinnen an ihrem Schreibtisch saß, die Fotos ihrer Kinder putzte und abwischte und sie auf ihrem Schreibtisch in einer geraden Linie von hier nach dort ausrichtete, da sie, im Falle eines Versagens, Unheil über ihre Lieblinge bringen würde.
    Vielleicht hat seine Vier-Uhr-Klientin ambivalente Gefühle wegen ihres Kindes, fällt ihm plötzlich ein. Du konzentrierst dich auf ihre mögliche Ambivalenz wegen des Strippens. Aber das beweist eventuell nur dein eigenes Vorurteil. Vielleicht ist ihre ganze Geschichte – ich muss tanzen, um Geld zu verdienen, damit ich mein Mädchen zurückbekomme – auf der Ebene des Bewusstseins für sie die Wahrheit, doch darunter wimmelt es von widersprüchlichen, unbewussten Motiven. Vielleicht ist ihr Interesse an dem Kind ein aufgeklärtes Alibi, das das Dunkel ihrer verborgenen Ängste und ihrer Wut in Schach hält.
Er glaubt jetzt, dass ihr das Leben als Stripperin eine doppelte Selbstbestrafung ermöglicht – die archetypische Demütigung öffentlicher Nacktheit und die dauerhafte Trennung von ihrer Tochter. Und er kennt sehr gut das elementare Gesetz von Ursache und Wirkung: Ein Verhalten, das belohnt wird, wird fortgeführt. Ein Verhalten, das fortgeführt wird, wird belohnt. Die Konsequenz eines fortgeführten Verhaltens wird, selbst wenn es bei oberflächlicher Betrachtung nicht so aussieht, als Belohnung empfunden. Vielleicht sind Distanz und Demütigung ihr vertraute Gefühle, ihre ursprüngliche emotionale Sprache, zu der sie zurückkehren will. Schließlich klammerten sich Harlows bedürftige junge Äffchen auch dann noch an ihre Stoffmutter, als diese sie immer wieder ablehnte und von sich stieß. Sogar nachdem Harlow, dieses verbitterte und sture Genie, alle Arten von Foltervorrichtungen in die mechanische Mutter eingebaut hatte – ein plötzlicher Luftstoß, der dem Baby ins Gesicht blies, eine verborgene Feder, die es gewaltsam zurückstieß, Stacheln, die hervortraten, um es zu pieksen –, sogar angesichts all dessen kehrte das kleine Affenbaby zurück und klammerte sich an der Mutter fest, verzweifelt darauf bedacht, sie zu besänftigen und einen Weg zu

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