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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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Sattel. Er hatte nur wenige Ruhepausen eingelegt, und das auch nur, um etwas zu essen und seinem Pferd ein wenig Erholung zu gönnen. Nach einem langen Galoppritt schmerzten ihn seine Knie und die Lenden, und er spürte ein seltsames Kribbeln am Steiß. Seine Lider fielen ihm immer wieder zu vor Müdigkeit. Da er sein Ziel beinahe erreicht hatte, beschloss er, bei ein paar armseligen Hütten, die sich eng aneinanderdrängten, Rast zu machen. Er stieg vom Pferd, band es an einem Zaun fest und wusch sich das Gesicht in einer Tränke. Das kühle Wasser erfrischte ihn. Über den Bergen stand strahlend die Mittagssonne und erhellte die Hügel und Pfade des Susatals. Irgendwo hinter der Gebirgskette wartete Dominus ungeduldig auf Nachrichten.
    Slawnik setzte sich neben einen Heuspeicher und dachte noch einmal über seinen Auftrag nach. Laut der Auskünfte, die er unterwegs gesammelt hatte, sollten der Händler und seine Begleiter ungefähr einen Tag Vorsprung haben. Er hatte sie also beinahe eingeholt, dachte er erleichtert und betrachtete die Berggipfel, die im gleißenden Sonnenlicht kobaltblau leuchteten.
    Hinter ihm waren Schritte im Gras zu hören.
    Slawnik fuhr herum, die Hand ging sogleich zu seinem Dolch, doch vor ihm stand nur ein kleiner blonder Junge mit schmutzigem Gesicht, der ihn regungslos anstarrte, vielleicht hatte ihn seine große Statur beeindruckt. Slawnik warf ihm einen scharfen, jedoch nicht bedrohlichen Blick zu. Der Junge erinnerte ihn an sich selbst, als er noch klein gewesen war und noch nichts von der brutalen Gewalt wusste, die ein Schwert anrichten konnte.
    »Ich bin hungrig. Sag deinem Vater, er soll mir etwas zu essen bringen«, befahl er knapp, während seine eisblauen Augen schon wieder weiterwanderten.
    Der Junge schien sich davon nicht einschüchtern zu lassen. »Mein Vater ist letzten Winter gestorben«, sagte er leise, den Blick fest auf den schwarz gekleideten Ritter gerichtet.
    Mein Vater ist ebenfalls tot, dachte Slawnik. Das war jetzt lange her, doch seit damals fühlte er sich verlassen. »Wie ist das geschehen?«, fragte er mäßig interessiert.
    Der Junge verbarg seine Trauer hinter einer zornigen Grimasse. »Die Banditen haben ihn umgebracht.«
    »Dann musst du mir eben etwas zu essen bringen«, beschloss Slawnik und stützte die Hände auf die Knie.
    Ohne ein Widerwort lief der Junge zu einer Hütte gegenüber dem Heuschober. Nach kurzer Zeit kam er wieder heraus und trug eine Schüssel mit Graupensuppe und einen Brotkanten. Am Fenster der Hütte erschien eine junge Frau. Sie war schön, doch ihr Gesicht war ausgezehrt und von Schmerz und Angst gezeichnet.
    Slawnik nahm das Essen ohne ein Dankeswort entgegen. Stumm löffelte er die Suppe in sich hinein und starrte die ganze Zeit den Jungen an. Als er fertig war, gab er ihm die Schüssel zurück, stieg auf sein Pferd und sagte: »Werde groß und stark und räche deinen Vater. Töte alle ohne Erbarmen.«
    Er gab dem Pferd die Sporen und preschte im Galopp davon.
    Der Junge blieb stumm mit der Schüssel in Händen stehen und blickte ihm nach.
    Slawnik war auf dem Weg zum Kloster San Michele della Chiusa. Nur noch ein kurzes Stück, und er würde dort sein Ziel erreicht haben.

30
    Ignazio stand vor Pater Geraldo und starrte auf dessen runzliges Gesicht, als hätte er nicht begriffen, was dieser eben gesagt hatte. Der Satz hallte in seinem Kopf nach: Viviën de Narbonne ist vor dreizehn Jahren gestorben! Die bestürzten Blicke von Uberto und Willalme zeigten die gleiche Enttäuschung.
    Seine Mission schien in sich zusammenzubrechen. Wenn Viviën tatsächlich tot war, wer hatte dann in seinem Namen Kontakt mit Conte Scalò aufgenommen? Und wie war er zu dem Anhänger mit der Muschel gekommen? Einen Augenblick lang fühlte sich der Händler, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen, doch dann fasste er sich. Er sortierte die wenigen Tatsachen in seinem Kopf und kam zu einem logischen Schluss: Entweder log Pater Geraldo, oder jemand anderer täuschte und benutzte ihn.
    Er bedeutete seinen Reisegefährten, sie sollten sich beruhigen, und wandte sich an den Mönch. »Ihr kanntet Viviën?«
    »Wir waren Freunde«, erwiderte Geraldo, überrascht über den vollkommen veränderten Ton, den sein Gegenüber nun anschlug.
    »Seid Ihr sicher, dass er tot ist?«
    »Ich habe gesehen, wie er an der Flanke des Berges mit seinem Pferd in die Tiefe gestürzt ist, und habe seine Schreie bis hinunter ins Tal gehört. Was meint

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