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Der häusliche Herd

Der häusliche Herd

Titel: Der häusliche Herd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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könnte?
    Trublot blies die Backen auf
    Leidenschaftlich? Man kann es nie wissen … Sie haben einen
seltsamen Geschmack! Der Versuch kostet schließlich nichts …
Ich würde keine hundert Sous auf das Gelingen setzen. Bei diesen
Frauen geht es ohne Verdrießlichkeiten niemals ab.
    Jetzt kam Adele wieder vorüber. Trublot folgte ihr mit
überlegenen Blicken und sagte:
    Das wäre immerhin besser, als die Kleine heiraten.
    Welche Kleine? schrie Octave, sich vergessend und in ein lautes
Gelächter ausbrechend. Wie, glauben Sie gar, daß ich mich
»einfädeln« lassen werde? … Niemals, mein Lieber! Wir
Marseiller heiraten nicht!
    Frau Josserand näherte sich in diesem Augenblicke, und der
Ausruf Octaves traf sie im Innersten des Herzens. Wieder ein
erfolgloser Feldzug! Wieder ein verlorener Abend! Der Schlag war so
grausam, daß sie sich auf einen Sessel stützen mußte: sie
betrachtete den Tisch, der völlig geräumt war, bis auf die
verbrannte Rinde des Kuchens. Sie zählte ihre Mißerfolge nicht
mehr, aber sie schwur sich innerlich, daß
dieser der letzte sein solle; sie habe keine Lust, Leute
auszufüttern, die zu ihr nur kommen, um sich den Magen zu füllen.
Sie blickte verstört und verzweifelt durch den Saal, einen Mann
suchend, dem sie ihre Tochter in die Arme werfen könne; da sah sie
in einem Winkel Herrn August Vabre, der ruhig, und ohne etwas
genommen zu haben, dastand.
    Eben näherte sich Berta mit einer Tasse Tee Herrn Mouret, um sie
diesem lächelnd anzubieten. Sie setzte den Feldzug fort, um ihrer
Mutter zu gehorchen. Doch diese faßte sie schroff am Arme und
nannte sie, die Stimme dämpfend, eine blöde Gans.
    Bring' doch diese Tasse Tee Herrn Vabre, der seit einer Stunde
wartet, rief sie dann laut und liebenswürdig.
    Und dann wieder leise zu Berta:
    Sei liebenswürdig mit ihm, oder du sollst es mit mir zu tun
haben.
    Berta verlor einen Augenblick die Haltung, faßte sich aber
sogleich wieder. So wechselte es oft drei-, viermal an einem
Abende. Sie brachte die Tasse Tee Herrn Vabre mit dem nämlichen
Lächeln, das sie für Herrn Mouret begonnen hatte; sie ward
liebenswürdig, sprach von Lyoner Seide, spielte die Höfliche, um zu
zeigen, wie gut sie sich hinter einem Ladenpult ausnehmen werde.
Augusts Hände zitterten, er war rot, denn er litt heute an sehr
argen Kopfschmerzen.
    Aus Höflichkeit kehrten einige Personen in den Salon zurück, um
noch einen Augenblick Platz zu nehmen. Man hatte gegessen, man
machte sich daher auf den Weg. Als man Verdier suchte, war dieser
schon fortgegangen; die Mädchen waren mißmutig darüber, denn sie
hatten von ihm nicht mehr als den Rücken gesehen. Campardon
entfernte sich, ohne auf Octave zu warten, mit dem Doktor, den er
auf der Treppe noch einen Augenblick zurückhielt, um ihn
zu fragen, ob es denn wirklich keine
Hoffnung gebe. Während des Tees war eine Lampe ausgegangen und
verbreitete jetzt einen Geruch von ranzigem Öl; die andere, deren
Docht zu verkohlen begann, gab ein so trübes Licht, daß endlich
auch die Vabre trotz der Liebenswürdigkeiten, mit denen Frau
Josserand sie überhäufte, sich erhoben. Octave ging ihnen voraus
ins Vorzimmer, wo seiner eine Überraschung harrte: Trublot, der
seinen Hut genommen hatte, war verschwunden. Er konnte nur über den
Gang, der zur Küche führte, entkommen sein.
    Wo ist er denn? murmelte Octave. Geht er über die
Dienstbotenstiege?
    Doch forschte er der Sache nicht weiter nach. Valerie war da und
suchte ihr Flortuch. Die beiden Brüder, August und Theophil, gingen
hinab, ohne sich weiter um sie zu kümmern. Sie fand endlich ihr
Tuch, und Octave hängte es ihr um mit der nämlichen Miene des
Entzückens, mit der er die hübschen Kundschaften im Laden
» 
Zum Paradies der Damen
« bediente. Sie schaute ihn
an, und er war überzeugt, daß ihre Augen, als sie den seinigen
begegneten, Flammen ausstrahlten.
    Sie sind zu liebenswürdig, mein Herr, sagte sie einfach.
    Frau Juzeur, die zuletzt fortging, hüllte beide in einen
zärtlichen, unauffälligen Blick ein. Als Octave ganz entflammt in
sein kaltes Zimmer zurückkehrte, betrachtete er sich einen
Augenblick im Spiegel und brummte: Meiner Treu, die Sache ist einen
Versuch wert!
    Mittlerweile raste Frau Josserand, wie von einem Sturmwinde
getrieben, durch die Zimmer ihrer Wohnung. Sie warf heftig das
Klavier zu und löschte die letzte Lampe aus. Dann rannte sie in den
Speisesaal und begann die Kerzen mit einem so kräftigen Atem
auszublasen, daß der Leuchter

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