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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Ihr seid nicht die ersten, die hierhergekommen sind. Keiner von denen, die vor euch kamen, ist wieder gegangen. Sie alle haben den Tod gefunden, und das werdet auch ihr.«
    »Wenn das wirklich stimmt«, sagte Thor, »warum warnst du mich dann?« Asgard? Das war lächerlich!
    Aber warum machten ihm die Worte des Zwerges dann solche Angst?
    »Um genau das zu tun, Thor«, antwortete Dwegr. »Dich zu warnen. Geht. Verlasst diese Insel, bevor die Sonne untergeht, und fahrt zurück dorthin, wo ihr hergekommen seid. Ich verspreche dir, dass der Wind und das Meer euch sicher nach Hause bringen werden.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Thor trotzig.
    »Dann sterbt ihr«, antwortete der Zwerg.
    Thor schwieg auch dazu. Er sah noch einmal zum Naglfar hinab und auf das Meer hinaus, und als er sich wieder zu Dwegr herumdrehte, war der Zwerg verschwunden. Und warum auch nicht? Schließlich hatte es ihn nie gegeben.
     
    *
     
    Die Männer, die Torben losgeschickt hatte, um die Umgebung zu erkunden, kamen nicht bis zum Abend zurück, und keiner der vier Verwundeten erlebte den nächsten Sonnenuntergang.
    Aber das lag daran, dass es keinen Sonnenuntergang und keinen Abend gab.
    Thor war noch eine geraume Zeit auf der Anhöhe stehengeblieben und hatte darauf gewartet, dass irgendetwas geschah, aber seine außer Rand und Band geratene Fantasie schien wohl zu dem Schluss gekommen zu sein, ihn für einen Tag genug gequält zu haben. Schließlich machte er sich auf den Weg zum Strand hinab und inspizierte das Schiff, so weit es ihm möglich war, ohne weiter als bis zu den Hüften ins Wasser hineinzuwaten.
    Wie sich zeigte, hatte Torben im gleichen Maße über-, wie auch untertrieben. Das Loch, das auf der anderen Seite im Rumpf des Naglfar gähnte, war beunruhigend groß, aber doch nicht annähernd so gewaltig, wie er nach den Worten des Kapitäns erwartet hatte, und zumindest in Thors Augen sah es eindeutig so aus, als hätten gewaltige Zähne ein Stück aus dem Rumpf herausgebissen, weniger wie die Folgen einer Kollision mit einem Felsen.
    Er verzichtete darauf, auch nur ein einziges Wort dazu zu sagen, sondern ging an Bord und inspizierte die Vielzahl anderer Schäden, die das Naglfar davongetragen hatte. Genug davon gab es. Das Schiff sah aus, als käme es aus einer Schlacht, die es mit Mühe und Not überstanden hatte, schien ihm jedoch, von den sehr viel weniger zerfetzten als eher verschwundenen Segeln einmal abgesehen, durchaus noch seetüchtig. Und selbst diese Schäden, da war er sicher, würde Torben irgendwie richten. Torben war sicherlich der beste Kapitän, den er jemals kennengelernt hatte, was aber nicht bedeutete, dass er das Meer liebte; ganz im Gegenteil. Tief in sich hasste er die See, aber Torben war kein Mann, der sich einem Gegner geschlagen gab, ganz egal wie übermächtig er auch schien. Es war einfach sein erklärter Ehrgeiz, sich dem Meer nicht zu ergeben, sondern aus jeder vermeintlichen Niederlage doch noch einen – wenn auch kleinen – Sieg zu machen. Wenn es jemanden gab, der das Schiff und seine Besatzung nach Hause bringen konnte, dann war es Torben.
    Eine Zeitlang versuchte Thor, sich irgendwie nützlich zu machen, sah aber schließlich ein, dass er wohl mehr Schaden als Nutzen anrichtete und machte sich auf die Suche nach seinen Kleidern. Sie waren nicht ganz so zerfetzt, wie Torben behauptet hatte, aber schlimm genug, und noch immer nass. Er fühlte sich nicht besonders wohl dabei, sie anzuziehen, war sogar nahe daran, seine Rüstung anzulegen, entschied sich aber dann doch dagegen. Sie war unbequem und schwer, und viel schwerer noch hätte das Signal gewogen, dass er den Männern damit gegeben hätte, mit Waffen und in voller Rüstung am Ufer dieser vermeintlich friedlichen Insel zu erscheinen. Das Einzige, was er mitnahm, war Mjöllnir. Gestern hatte er den mächtigen Kriegshammer in seinem Quartier unter Deck des Schiffes zurückgelassen, hätte ihn sein Gewicht in der bevorstehenden Schlacht gegen den Sturm doch allenfalls behindert; ganz davon abgesehen, dass er gewiss nicht der erste Mann wäre, der vom Gewicht seiner eigenen Waffen und Rüstung über Bord gerissen und in die Tiefe gezerrt wurde, wo er jämmerlich ertrank. Jetzt nahm er sich vor, sich nie wieder von der magischen Waffe zu trennen, so lange diese Reise dauerte. Hätte er Mjöllnir gestern bei sich getragen, wäre ihre Begegnung mit dem Seeungeheuer vielleicht anders verlaufen.
    Torben stand an Deck und blickte mit angestrengt

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