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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Fußtritt zu Boden und brach dann selbst in die Knie, als etwas mit der Gewalt eines Hammerschlags seinen Rücken traf. Für die Dauer eines Atemzuges explodierte die Welt einfach in einer Lohe aus brennendem, rotem Schmerz, und alle Kraft wich aus seinen Gliedern. Er kippte nach vorne und schlug so hart auf, dass seine Zähne zu bluten begannen und ihm schwarz vor Augen wurde.
    Das Nächste, was er sah, war ein vermoderter Stiefel, der nach seinem Gesicht stieß. Die vordere Hälfte fehlte, und dasselbe galt für die sämtlichen Fleisches beraubten Zehen, die darin steckten. Thor versuchte schwächlich, sein Gesicht zu schützen, spürte selbst, dass es ihm nicht gelingen würde und wappnete sich innerlich gegen den neuerlichen Schmerz, der jedoch nicht kam – einer der beiden Krieger, die ihm gerade entgegengekommen waren, war mit einem Schritt zwischen ihm und dem untoten Angreifer, rammte ihm die Schulter in den Leib und zertrümmerte seine Kniescheibe mit dem Schwertknauf, als er rückwärts stolperte. Die Kreatur brach zusammen, versuchte augenblicklich, sich auf nur einem Bein wieder in die Höhe zu stemmen und ließ dann von seinem Vorhaben ab, als der Krieger ihn mit einem zweiten, wuchtigen Schwerthieb enthauptete. Thor blinzelte mit einiger Mühe den schwarzen Schleier vor seinen Augen weg, stemmte sich unsicher in die Höhe und registrierte mit einer Mischung aus Dankbarkeit und albernem Stolz eine warme Hand, die sich um seinen Ellbogen schloss und ihm auf die Beine half. Er musste noch einmal blinzeln, bis sich der verschwommene Schemen vor seinen Augen zu Torbens vertrautem Gesicht zusammensetzte. Weniger vertraut war der Ausdruck erschrockener Sorge, den er in seinem Blick las.
    »Es ist alles in Ordnung«, kam er Torbens Frage zuvor.
    Er las auch die Antwort auf diese Behauptung in den Augen des Kapitäns – nämlich dass rein gar nichts in Ordnung war – bückte sich ein zweites Mal, um sein Schwert aufzuheben und kam erst dann auf den Gedanken, sich umzusehen.
    Die kurze Schlacht war vorüber. Sämtliche Angreifer waren enthauptet oder dergestalt verstümmelt, dass sie keine Gefahr mehr darstellten, doch der Anblick beruhigte Thor nicht im Mindesten. Mit zitternden Fingern schob er das Schwert in die Scheide zurück, fragte sich beiläufig, wieso er eigentlich nicht einmal auf den Gedanken gekommen war, Mjöllnir zu ziehen und dem Spuk mit einem einzigen entschlossenen Hieb ein Ende zu bereiten, und begegnete abermals einem Ausdruck jetzt noch tieferer Sorge in Torbens Augen. Er musste an das denken, was der Kapitän gerade gesagt hatte, und hätte er es nicht ohnehin schon getan, so hätte er ihm spätestens beim ersten Blick ins Gesicht eines der anderen beiden Männer im Stillen Recht gegeben. Weder er noch sein Kamerad wagten es, eine entsprechende Bemerkung zu machen, aber er las Verwirrung auf ihren Gesichtern, und allmählich erwachende, mühsam unterdrückter Furcht. Diese Männer hielten ihn für einen Gott, oder doch zumindest für jemanden, der dem sehr nahe kam, und jetzt hatten sie gesehen, dass er verwundbar war, vielleicht auch, dass ihm ein Gefühl wie Angst nicht fremd war.
    »Wir müssen hier weg«, befahl er. »Sofort.«
    Torben sagte auch dazu nichts, doch der Ausdruck von Sorge (und Zweifel) auf seinen bärtigen Zügen nahm nur noch einmal zu, während er sich nach dem Mantel eines erschlagenen Daugers bückte, um seine Schwertklinge von Schmutz und Fetzen pergamenttrockener, grauer Haut zu reinigen. Thor musste seine Gedanken nicht lesen, um sie zu erraten. Da waren immer noch zwei Männer, die sie zurücklassen würden, wenn sie seinem Befehl gehorchten.
    Aber auf sie zu warten, würde ihrer aller Tod bedeuten, das wusste er einfach.
    Weder Torben noch die beiden anderen Männer wagten es, laut zu protestieren, auch wenn Thor sie nicht einmal hätte ansehen müssen, um zu wissen, was sie von seiner Entscheidung hielten.
    Nicht, dass es irgendetwas geändert hätte.
    Sie hatten den Platz noch nicht zur Hälfte überquert, als ein weiterer Trupp abgerissener Gestalten aus einer der zahlreichen Seitenstraßen stürmte. Diesmal waren es mehr – ein Dutzend mindestens, wenn nicht zwei. Sie waren zu weit entfernt und bewegten sich trotz allem zu langsam, um eine wirkliche Gefahr darzustellen, doch Torben und die beiden Krieger begannen trotzdem zu rennen, und noch während Thor sich bewusst ein Stück zurückfallen ließ und seiner rechten Hand verbot, nach dem Schwert zu

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