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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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tasten, sondern sie stattdessen um Mjöllnirs schweren eisernen Stiel schloss, trat auch der letzte Krieger aus dem Haus und legte einen kurzen, rasanten Zwischenspurt ein, als er einer Gruppe grausiger Gestalten ansichtig wurde, die sich hoppelnd und schlurfend und hinkend in seine Richtung bewegte.
    Thor blieb nur so lange stehen, um den Mann vorbeizulassen, löste dann Mjöllnir endgültig vom Gürtel und lief weiter. Jemand rief seinen Namen, aber Thor achtete gar nicht darauf, sondern beschleunigte seine Schritte nur noch mehr, und erneut wurde nach ihm gerufen. Diesmal erkannte er nicht nur Torbens Stimme, sondern meinte auch einen ungläubigen, ja, fast panischem Ton darin wahrzunehmen. Alarmiert riss er seinen Blick von den näher kommenden Daugern los, sah wieder nach vorne und blieb dann verblüfft mitten im Schritt stehen.
    Torben und die anderen waren nicht mehr vor ihm. Er rannte auch nicht auf das weit offenstehende Tor zu, sondern entfernte sich nahezu im rechten Winkel davon, und als wäre das allein noch nicht schlimm genug, näherten sich ihm nun auch aus dieser Richtung zahlreiche zerlumpte Gestalten, die zerbrochene Waffen und primitive Keulen schwangen.
    »Thor! Hierher!«
    Fast schon verzweifelt hielt er nach Torben Ausschau, und seine Angst gewann eine neue und bisher unbekannte Qualität, als er ihn nirgends entdecken konnte. Er war allein, nur umgeben von verlassenen Gebäuden und Leere und toten Kriegern, die plötzlich aus allen Richtungen auf ihn einzudringen schienen. Weder von Torben noch von seinen drei Begleitern war auch nur die geringste Spur zu sehen.
    »Thor! Was ist mit dir?!« Torbens Stimme war von nichts anderem als derselben, reinen Panik erfüllt, wie sie auch von Thors Gedanken Besitz ergreifen wollte, aber er hörte nur seine Stimme, Torben selbst blieb unsichtbar. Dann berührte etwas seinen Arm, und Thor fuhr blitzartig herum, riss Mjöllnir in die Höhe und brauchte dann seine gesamte Kraft und Willensstärke, um den Hieb nicht zu Ende zu führen, als er in Torbens vor Entsetzen geweitete Augen blickte. Der Kapitän stolperte erschrocken zurück. Seine Gestalt schien zu flackern, versuchte sich aufzulösen wie ein Spiegelbild auf klarem Wasser, in das ein Stein geworfen worden war und gewann dann wieder Festigkeit.
    »Thor, was ist mit dir?«, keuchte er. »Wir müssen weg!«
    Thor verschenkte eine geschlagene, unendlich kostbare Sekunde damit, einfach dazustehen und den Kapitän des Naglfar anzustarren, und beinahe noch einmal so viel Zeit, in der er ernsthaft darauf wartete, dass sich seine Umgebung abermals veränderte, und Torben mitsamt des weitaufgerissenen steinernen Tormaules hinter ihm verschwand. Nichts davon geschah, aber die reine Vorstellung war so absurd und von erschreckender Wahrhaftigkeit zugleich, dass nun endgültig Panik von seinen Gedanken Besitz ergriff und sich alles um ihn zu drehen begann. Er wollte etwas sagen und konnte es so wenig, wie es ihm möglich war, auch nur einen einzigen Schritt zu tun.
    Letztlich war es auch jetzt wieder Torben, der ihn in die Wirklichkeit zurückriss – oder das, was sie im Moment dafür halten mochten. Torben sagte nichts, sondern wechselte blitzschnell das Schwert von der rechten in die linke Hand, ergriff ihn am Arm und zerrte ihn einfach hinter sich her. Etwas wie ein lautloser, enttäuschter Schrei gellte in Thors Ohren, und er sah aus den Augenwinkeln, dass ihre unheimlichen Verfolger nicht nur ihre Anstrengungen verdoppelten, sie einzuholen, sondern ihre Zahl auch noch immer weiter anwuchs.
    Auch Torben war das nicht entgangen. Er versuchte schneller zu laufen, schaffte es aber nicht, sondern begann lediglich vor Anstrengung zu keuchen, während Thor immer mühsamer und mit ungeschickten kleinen Schritten hinter ihm herstolperte. Erst, als sie das Tor erreicht hatten und in das graue Zwielicht traten, fiel die unheimliche Lähmung von ihm ab. Mit einem ärgerlichen Ruck (für den er sich sogleich in Gedanken bei Torben entschuldigte) riss er sich los, machte noch einen weiteren, einzelnen Schritt und drehte sich noch aus der Bewegung heraus um.
    Ihre Verfolger kamen näher, wenn auch nicht so schnell, wie es ihm in seiner Panik vorgekommen war – dafür jedoch waren es deutlich mehr, als er bisher angenommen hatte. Thor versuchte nicht, sie zu zählen, aber es mussten hundert sein, wenn nicht mehr.
    »Herr?« Torben war umsichtig genug, die Frage nicht laut auszusprechen, die sich hinter diesem einzelnen

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