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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wort verbarg, aber Thor las sie unübersehbar in seinen Augen und antwortete mit einem angedeuteten, raschen Kopfschütteln. Torben reagierte auf dieselbe Art, fuhr auf dem Absatz herum und bedeutete ihm mit einer verstohlenen Geste, ihm zu folgen. In jeder anderen Situation wäre Thor einfach nur empört gewesen, jetzt empfand er eine tiefe Dankbarkeit, dass Torben den Ernst der Situation erkannt und wie ganz selbstverständlich das Kommando übernommen hatte.
    Während er Torben in geringem Abstand folgte und wenigstens hoffte, dass es so aussah, als bilde er ganz bewusst die Nachhut, um Torben und die anderen zu beschützen, versuchte er das flackernd-lebendige Zwielicht ringsum mit Blicken zu durchdringen. Das Tor kam ihm größer vor als gestern, und ungleich wehrhafter – aber zugleich machte ihm auch ein einziger Blick schmerzhaft klar, wie wenig Schutz ihnen dieses Torhaus bot.
    Die Torflügel selbst – vier an der Zahl, jeweils zwei an jedem Ende des himmelhoch gemauerten Gewölbes – waren verschwunden, doch die gewaltigen bronzenen Angeln waren dicker als der Oberschenkel eines Mannes, und die einzelnen Torhälften mussten so schwer gewesen sein, dass es der Kraft von hundert Männern bedurft hatte, um sie zu bewegen. Zusätzlich zu den gewaltigen Torflügeln gab es ein eisernes Fallgitter, dessen von Rost zerfressene Überreste sich schräg auf halber Höhe verkantet hatten. Schatten bewegten sich darin, und überall rings um sie herum flüsterte und wisperte es, und so sehr er sich auch bemühte, gelang es ihm nicht, das graue Dämmerlicht am anderen Ende des Tunnels mit Blicken zu durchdringen. Er sah vage Bewegung, von der er nicht einmal sicher war, dass sie tatsächlich existierte.
    »Schnell!«, befahl Torben. »Wir müssen hier raus! Das ist eine verdammte Falle!«
    So überflüssig diese Bemerkung auch war, beschleunigte der Mann an der Spitze seine Schritte noch einmal, duckte sich unnötigerweise unter dem verkanteten Fallgitter hindurch, und etwas Großes und Dunkles löste sich von der Decke und begrub ihn mit einem schrecklichen Laut wie von brechenden Knochen unter sich. Praktisch sofort waren seine beiden Kameraden bei ihm, hackten und stachen auf den Angreifer ein und schnitten ihn regelrecht in Stücke. Torben erreichte ihn nur einen Moment später, stieß den immer noch zappelnden Dauger mit einem Fußtritt beiseite und konnte sich dann gerade noch selbst in Sicherheit bringen, als sich ein zweiter Angreifer von oben auf ihn fallen ließ. Thor konnte hören, wie die Beine des Daugers wie trockene Äste zersplitterten. Dennoch wälzte er sich augenblicklich herum und versuchte mit dürren Skeletthänden nach Torbens Beinen zu greifen, doch der Kapitän hatte seine Balance schon zurückgewonnen, steppte mit einer blitzartigen Bewegung herum und spaltete ihm mit einem wuchtigen Schwerthieb den Schädel.
    Thor stockte schier der Atem, als er sich als letzter unter dem rostigen Gitter hindurch bückte und nach oben sah, während er sich auf der anderen Seite wieder aufrichtete. Die beiden untoten Angreifer waren nicht die einzigen ihrer Art. Das Gitter hing voller großer, unförmiger Körper, als hätten sich Düsternis und Staub zu schierer Gestalt gewordener Furcht zusammengeballt. Riesigen missgestalteten Spinnen in einem eisernen Netz gleich krochen und krabbelten sie über das rostige Geflecht, manche auf groteske Art seitwärts oder auch kopfunter, und alle und ausnahmslos entsetzlich schnell . Nach dem, was den beiden ersten widerfahren war, wagten sie es nicht mehr zu springen, doch es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie heran waren. Thor schlug mit dem Hammer nach dem ersten, verfehlte ihn in seiner Hast und sprengte nur ein paar Brocken aus zerbröselndem Rost aus dem Gitter. Immerhin reichte die schiere Wucht des gewaltigen Hiebes, die gesamte Konstruktion zu erschüttern, und das heftig genug, um zuerst einen, gleich darauf auch noch einen zweiten Dauger seinen Halt verlieren zu lassen. Thor sprang hastig zur Seite, um nicht von den stürzenden Körpern unter sich begraben zu werden, schwang Mjöllnir nach dem Kopf des ersten Untoten und wäre vom Schwung seiner eigenen Bewegung fast nach vorne gerissen worden, als auch dieser Hieb sein Ziel verfehlte und ins Leere ging.
    Thor war Krieger genug, um der dämonischen Kreatur noch aus der gleichen Bewegung heraus mit dem Ellbogen den Schädel zu zertrümmern, aber er war auch zugleich viel zu entsetzt von seinem doppelten

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