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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wir hier sind, Thor. Und noch seltsamer, seit wir in dieser Schmiede waren.«
    Sein Blick streifte Mjöllnir und schreckte davor zurück wie eine Hand, die glühender Kohle zu nahe zu kommen drohte. »Ich dachte, du wärst auf der Suche nach irgendetwas Besonderem.«
    »Hm«, machte Thor. »Nach dem Rückweg vielleicht?«
    Torben sah ihn so durchdringend an, als klopfe er diese Worte in Gedanken sorgfältig auf ihren Wahrheitsgehalt ab, aber dann hob er die Hand und deutete scheinbar wahllos nach links. »Dort entlang.«
    »Und du bist sicher?«, fragte Thor. Er kam sich albern vor.
    »Dieser zerfallene Turm«, antwortete der Kapitän. »Er sieht aus wie ein abgebrochener Zahn, der mich einmal eine ganze Weile geplagt hat. Er steht gleich links neben dem Tor.«
    »Hm«, machte Thor noch einmal, tat Torben aber den Gefallen, kurz in die angegebene Richtung zu sehen. Tatsächlich erblickte er den charakteristischen Schatten ganz genau dort, wo Torben es gesagt hatte, aber nur ganz kurz, dann blinzelte er, und der Schatten war verschwunden und schien sich nun ein gutes Stück weiter links zu erheben. Offensichtlich narrte diese Stadt seine Sinne.
    Aber nur seine Sinne.
    »Dann geh voraus«, bat er.
    Torben machte keinen Hehl aus seiner Überraschung, aber er ging auch so schnell los, dass Thor um ein Haar den Anschluss verloren hätte und sich sputen musste, ihn einzuholen, bevor er in der nächsten Gasse verschwand. Was ging hier vor?
    Er gestattete sich nicht, die Frage laut auszusprechen, aber er konnte nichts dagegen tun, dass sein Blick immer wieder nach oben und zum Schatten der Mauerkrone irrte. Es blieb dabei. Er sah jedes Mal anders aus.
    »Dass ich das noch erleben darf«, sagte Torben kopfschüttelnd. »Der große Thor verläuft sich in den Gassen einer fremden Stadt. Derselbe Thor, der versprochen hat, uns in ein Land am anderen Ende der Welt zu führen, das noch niemand gesehen hat?«
    Thor schluckte die scharfe Entgegnung herunter, die ihm auf der Zunge lag. Sie würden sich zweifellos unterhalten, und Torben würde wenig Freude an diesem Gespräch haben, aber nicht jetzt. Jetzt wollte er nur hier heraus, und so verrückt ihm der Gedanke auch selbst erscheinen mochte, wusste er doch, dass ihm das nur mit Torbens Hilfe gelingen würde. Etwas hatte ihn in diese leer stehende Stadt gelockt, und dieselbe unheimliche Macht versuchte nun mit aller Kraft, ihn nicht mehr von hier wegzulassen.
    »Willst du mir erzählen, was da vorhin in der Schmiede los war?«, fragte Torben, nachdem sie eine geraume Weile schweigend nebeneinander hermarschiert waren. Thor fragte sich, wie weit sie noch von ihrem Ziel entfernt sein mochten, aber er hütete sich wohlweislich, auch nur noch einmal nach oben zu sehen.
    »Ja«, antwortete er. »Sobald wir wieder auf dem Schiff sind.«
    Torben sah ein bisschen eingeschnappt aus, hob aber nur die Schultern und beschleunigte seine Schritte, und Thor gelangte endgültig zu der Überzeugung, dass es besser war, dieses Gespräch an einem anderen Ort fortzusetzen; vorzugsweise an einem, der möglichst weit von diesem entfernt war.
    So schnell, wie er es wohl gerade noch konnte, ohne wirklich zu rennen, eilte Torben voraus, und Thor hätte um ein Haar vor Erleichterung aufgeschrien, als sie nach erstaunlich kurzer Zeit auf den weitläufigen Platz vor dem Tor hinaustraten. Plötzlich war er es, der sich beherrschen musste, um nicht einfach loszustürmen und das letzte Stück rennend zurückzulegen.
    Sie betraten das Haus und erlebten gleich die nächste unangenehme Überraschung: Es war leer. Keiner der beiden anderen Trupps war bisher zurückgekehrt, und auch von dem Verwundeten, den sie zurückgelassen hatten, fehlte jede Spur.
    »Das gefällt mir nicht«, grollte Torben, nachdem er das Haus – vollkommen überflüssiger Weise – einmal komplett durchsucht hatte und selbst in den Turm hinaufgestiegen war. »Bleib hier. Ich suche nach ihm.«
    Thor empfand wenig Freude an diesem Vorschlag. Es hatte ihm nichts ausgemacht, sich Torben anzuvertrauen, so lange sie allein waren, aber jetzt wie ein verängstigtes Kind zurückzubleiben, das ging dann doch zu weit.
    Auch wenn er nichts lieber als das getan hätte.
    Schweigend bedeutete er Torben, vorauszugehen und legte die Hand auf den Schwertgriff, als er sich ihm anschloss.
    Zu seiner Erleichterung mussten sie nur wenige Schritte weit gehen. Sie hatten das Haus kaum verlassen, da kam ihnen einer der anderen Männer entgegen, und es hätte Thors

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