Der Hammer der Götter
weiß.«
Torben lächelte nicht, sondern sah ihm nur stumm in die Augen. Aber dann zuckte er mit den Achseln, machte endgültig kehrt und ließ sich neben ihm auf die Bettkante sinken.
»Ich habe dich nie gefragt, woher deine Kraft stammt, und deine Unverwundbarkeit.«
»Und dafür bin ich dir dankbar.«
»Vielleicht wollte ich es nie wissen«, fuhr Torben fort. »Es hätte mir Angst gemacht, glaube ich.« Er seufzte tief. »Aber nun sind wir dem Geheimnis ein Stück näher gekommen, nicht wahr?«
Näher gekommen ? Thor konnte es sich gerade noch verbieten, heftig den Kopf zu schütteln. Er war der Lösung dieses schrecklichen Geheimnisses entfernter denn je ... und ihm zugleich vielleicht tatsächlich näher, als er es jemals hatte sein wollen.
»Es waren die Riesen, die diese Stadt erbaut haben?«, vermutete Torben, der sein Schweigen wohl falsch deutete.
»Ich glaube, sie waren es, die diese Insel erschaffen haben«, antwortete er leise, und mit einem Kopfschütteln. Vielleicht sogar die ganze Welt. Er hatte es gespürt, als er in das Antlitz seines dunklen Bruders im Wasser geblickt hatte. Diese Insel war Asgard, die Heimat der Götter, aber es waren Götter, in deren Welt kein Platz für Menschen war. Hatte er gar etwas von dort mitgebracht?
»Das ist schlimm«, sagte Torben nach einer Weile und in einem Ton, der Thor innerlich frösteln ließ. »Und ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Du wirst weiter mein Herr bleiben und kannst meiner Treue gewiss sein ...«
»Aber nicht mehr deiner Freundschaft?«, fragte Thor, als Torben nicht weitersprach.
Der Kapitän wich seinem Blick aus. »Jetzt müssen wir erst einmal von dieser verfluchten Insel weg. Und wir dürfen den Männern nicht noch mehr Angst machen, als sie sie ohnehin schon haben.« Er stand auf, ging zu dem Platz, an dem er bei Thors Erwachen gesessen hatte und kam dieses Mal mit seinem Helm zurück. Thor sah ihn schon wieder fragend an. Es war ein prachtvoller Helm, der eigens für ihn angefertigt worden war und nicht nur seinen Kopf, sondern auch den Großteil seines Gesichtes bedeckte und vor nahezu jedem vorstellbaren Angriff schützte. Er trug ihn so gut wie nie.
»Niemand hat gesehen, was wirklich mit deinem Auge ist«, sagte Torben. »Dein Gesicht war voller Blut und Schmutz, als wir zurückgekommen sind, und sie waren viel zu erleichtert, uns lebend wiederzusehen. Ich habe dafür gesorgt, dass es so bleibt, und das solltest du auch. Setz den Helm auf, wenn du an Deck gehst ... was du im Übrigen nicht so bald tun solltest. Wir sind noch immer in Sichtweite der Küste.«
Thor nahm den Helm zwar gehorsam in beide Hände, sah den Kapitän aber dennoch stirnrunzelnd an. »Übertreibst du es jetzt nicht ein wenig, mein Freund?«
»Ihr seid noch immer mein König und Heerführer«, antwortete Torben mit unbewegtem Gesicht. »Aber ich bin der Kapitän des Naglfar , und nicht nur für das Schiff und seine Besatzung verantwortlich, sondern auch für Euer Wohl.«
»Dann bin ich also so etwas wie ein Gefangener«, witzelte Thor, »wenn auch nur zu meinem eigenen Wohl?« Er schüttelte heftig den Kopf. Das Lächeln blieb auf seinen Lippen, aber er spürte selbst, dass es plötzlich keinerlei Bedeutung mehr hatte. »Jetzt mach dich nicht lächerlich, mein Freund.«
»Leg deine Rüstung an, und setz den Helm auf, solltest du an Deck gehen«, sagte Torben ungerührt. »Aber es wäre mir lieber, wenn du ...«
Er brachte den Satz nicht zu Ende, denn die Tür wurde aufgerissen, und ein behelmter Matrose stürmte herein. »Schiffe, Herr!«, keuchte er. »Da sind Schiffe!«
Thor sprang auf, machte einen Schritt auf den Mann und die Tür zu und besann sich dann eines Besseren, angesichts dessen, was Torben gerade gesagt hatte. Torben ergriff den Mann an der Schulter und bugsierte ihn mit allem anderen als sanfter Gewalt aus dem Raum, bevor er auch nur mehr als einen flüchtigen Blick auf Thors Gesicht werfen konnte, und Thor kam sich zwar selbst ein bisschen albern dabei vor, folgte aber dennoch Torbens Rat und legte nicht nur seine komplette Rüstung an, sondern band sich auch den Waffengurt samt Mjöllnirs um und setzte den Helm auf, bevor auch er seine Kajüte verließ und die kurze Treppe zum Deck hinaufstürmte. Welches Signal er den Männern damit gab, w zur Schlacht gerüstet dort oben zu erscheinen, darüber sollte sich doch Torben den Kopf zerbrechen.
Im ersten Augenblick übermannte ihn der Eindruck allgemeinen Chaos. Mehr als
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