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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aussuchen, mein Freund«, sagte Thor. »Wir können die Männer rudern lassen, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrechen, oder uns zum Kampf stellen, so lange sie noch die Kraft haben, sich zu wehren.«
    »Wir sind weniger als hundert, Thor«, sagte Torben ernst. »Und es sind fünf Schiffe voll mit diesen Ungeheuern.«
    »Hast du Angst?«, fragte Thor.
    Torben machte ein empörtes Gesicht. »Nein! Aber ich bin auch nicht ...«
    »Es wäre aber besser, du hättest sie«, unterbrach ihn Thor. »Ich habe nämlich Angst.«
    »Du?«, fragte Torben ungläubig. »Du machst dich über mich lustig!«
    »Sie verfolgen uns schon den ganzen Tag«, sagte Thor. »Und sie werden es weiter tun. Die ganze Nacht, und den morgigen Tag, und die nächste Nacht. Selbst wenn die Männer nicht ermüden und der Wind auffrischt.« Er schüttelte den Kopf und sah Torben nun zum ersten Mal direkt an. »Wir haben keine andere Wahl, Torben. Selbst wenn wir ihnen entkommen könnten, würden sie uns bis nach Hause folgen. Willst du das? Willst du sie bis an die Küsten unserer Heimat führen?«
    Torben starrte ihn aus großen Augen an, und Thor begriff, dass ihm dieser Gedanke noch gar nicht gekommen war; spätestens, als er das pure Entsetzen in seinen Augen sah.
    »Dann müssen wir kämpfen«, sagte Torben schließlich. »Auch wenn wir nicht gewinnen können.«
    »Das ist genau der alte Torben, wie ich ihn kenne«, sagte Thor spöttisch. »Immer optimistisch, selbst im Angesicht des schlimmsten Feindes.«
    Torben machte eine Kopfbewegung auf den tödlichen Halbmond aus Schiffen hinter ihnen. »Das da ist der schlimmste Feind, den ich mir vorstellen kann, Thor. Wenn ich es mir recht überlege, sind sie schlimmer als jeder Feind, den ich mir je vorgestellt habe.«
    »Und du kannst dir eine Menge vorstellen«, vermutete Thor.
    »Mehr, als du dir vorstellen kannst.« Torben lächelte flüchtig und wurde dann schlagartig umso ernster. »Von allem anderen ganz abgesehen sind sie uns fünf zu eins überlegen. Wenn nicht mehr.«
    Wahrscheinlich waren es mehr, dachte Thor. Die Schiffe hatten noch nicht weit genug aufgeholt, um zu einer wirklichen Gefahr zu werden, aber sie waren nahe genug, um ihn erkennen zu lassen, dass ihre Decks voller graugesichtiger Gestalten waren.
    Das war vielleicht das nächste Problem, dachte Thor, und ein größeres, als Torben und er jetzt schon ahnen mochten. Ihre Männer waren tapfere Krieger, die keinen Feind fürchteten ... aber wie würden sie reagieren, wenn sie begriffen, dass sie keinem Gegner aus Fleisch und Blut gegenüberstanden, sondern seelenlosen Dämonen? Torben und er hatten es ihnen gesagt, aber es war eine Sache, etwas zu hören, und eine ganz andere, es mit eigenen Augen zu sehen.
    Sein Blick ließ die zerfetzten dreieckigen Segel los und glitt zur Sonne. Sie bewegte sich wieder, aber nicht so, wie sie es sollte, sodass es ihm nicht möglich war, auch nur annähernd zu sagen, wie viel Zeit ihnen noch bis Dunkelwerden blieb ... als wären sie noch nicht ganz in die Welt der Lebenden zurückgekehrt, in der die Dinge so waren, wie sie es sollten. Vielleicht hatte Torben ja doch recht, dachte er beinahe verzweifelt. Vielleicht mussten sie ja einfach nur so lange durchhalten, bis sie gänzlich in der Wirklichkeit angelangt waren, und der ganze Spuk würde einfach verschwinden.
    Aber tief in sich wusste er auch, dass das nicht stimmte.
    »Sie rechnen damit, dass wir weiter fliehen«, murmelte er.
    »Und?«, fragte Torben. Er klang ... misstrauisch.
    »Und wenn wir das Gegenteil tun?« Thor zögerte und kam dann zu einem Entschluss, ohne Torben noch einmal um Rat gefragte zu haben. Er nickte heftig. »Wir greifen an.«
    In Torbens Gesicht regte sich kein Muskel. Er sah ihn nur noch eine Weile mit undeutbarem Blick an und wandte sich dann mit einer ruckartigen Bewegung ab, um die Männer zu instruieren.
    Während sie ihre Rüstungen anlegten und ein letztes Mal ihre Waffen überprüften, konzentrierte sich Thor wieder auf die verfolgenden Schiffe. Sie waren von sonderbar fremdartiger Bauweise, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte, und auch sonst niemand an Bord; schlanker als das Naglfar , aber deutlich größer als das Dutzend Drakkars , aus denen der Rest ihrer Flotte bestanden hatte. Die dreieckigen, weit nach vorne gezogenen Segel gaben ihnen etwas raubtierhaft Geducktes, und obwohl sie keine Ruder hatten und die Segel aus wenig mehr als vermoderten Fetzen bestanden, bewegten sie sich mit fast unheimlicher

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