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Der Hase aus Amerika und andere Beziehungskisten (German Edition)

Der Hase aus Amerika und andere Beziehungskisten (German Edition)

Titel: Der Hase aus Amerika und andere Beziehungskisten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schröter
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unterwürfiges kleines Mädchen. Wann immer Gordon etwas
begehrte, ihren Körper, etwas zu essen oder zu trinken, sie erfüllte es ihm sofort.
Einmal als sie so zwischen seinen Beinen saß, rutschte er vom Bett zu ihr
herunter, umarmte sie und ließ seine großen Hände unter ihr Hemd rutschen. Sie
vergaßen mich einfach. Und als ich meine Zigarette fertig geraucht hatte, stand
ich auf und ging. Das war wohl das Verständnis, das ich aufbrachte, für das ich
von Sandra so hoch gelobt wurde. Sandra besaß ein solches Verständnis leider
nicht. Dazu war sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
     
    Dann kam der Tag, an dem der Hase Sandra eine Cola holen schickte.
Im Kühlschrank war keine mehr. Also war sie gezwungen, die drei Stockwerke
hinunter in den Keller zu gehen, um ihm seinen Wunsch zu erfüllen.
     
    Heute bin ich mir fast sicher, dass er bereits wusste, dass
sich keine Cola mehr im Kühlschrank befand, denn kaum hörten wir, dass ihre
Schritte sich entfernten, klopfte er mit der linken Hand auf den Platz neben
sich auf dem Bett. Ich wurde rot, erhob mich aber und setzte mich neben ihn. Er
sah mich eine Weile mit seinem betörenden Lächeln an, dann beugte er sich vor
und küsste mich. Einfach so! Ohne ein Wort! Er hörte gar nicht mehr auf und ich
wollte, er würde es auch niemals mehr tun. Er drückte mich rückwärts in die
Kissen, legte sein Bein halb über mich und küsste mich dabei immer weiter. Dann
hörte ich die Treppenstufen der unteren Etage knarren. Sandra kam zurück! Mich
erfasste Panik, aber Gordon ließ nur sehr langsam und widerwillig von mir ab.
Ich schob sein Bein so gut es ging von mir weg, sprang auf und ließ mich so
schnell ich konnte wieder in meine Kissenecke fallen.
     
    Als Sandra den Raum betrat, zündete ich mir gerade mit
zitternden Fingern eine Zigarette an. „Du rauchst zu viel,“ bemerkte sie im
Vorbeigehen. Gordon lag noch immer auf dem Bett und lächelte. Die Luft war
elektrisch aufgeladen, aber da Sandra keinen weiteren Blick an mich
verschwendete, konnte sie auch meine geröteten Wangen unter meinen seltsam
leuchtenden Augen nicht sehen. Sie sah ihren Hasen, wie er so einladend auf dem
Bett lag, und verstand es als eine Aufforderung sich auf ihn zu legen. Die Cola
war vergessen. Und ich auch. Wo eben noch ich in seinen Armen gelegen hatte,
setzte er sein Spiel nun mit ihr fort. Ich nahm die Cola und ging in die Küche,
um zu warten, bis sie fertig waren.
     
    Es vergingen mehr als zwei Wochen, bevor Gordon bei mir
anrief. Woher er meine Nummer hatte, wusste ich nicht und ich habe ihn auch nie
danach gefragt.
     
    „Ich wohne gleich in der Nähe,“ sagte er. „Kommst du
vorbei?“ Natürlich wusste ich, wo er wohnte. Sandra hatte etliche Male von
seiner schönen Wohnung geschwärmt, die seine Eltern ihm zu seinem 18.
Geburtstag geschenkt hatten. Sie hatte einen Schlüssel für diese Wohnung und
war sehr stolz darauf. Wenn er an der Uni studierte, ging sie manchmal in seine
Wohnung, räumte auf, wusch ab und wartete dann in seinem Bett – eine schäbige
Matratze, wie ich später selbst feststellen durfte – auf seine Rückkehr. Später
kam es immer öfter vor, dass es etwas zum Saubermachen gab, wusste er doch, sie
würde schon kommen und Ordnung schaffen. Und immer öfter wartete Sandra
vergeblich in seinem Bett auf ihn. Er sei noch mit Freunden unterwegs gewesen,
war dann seine Antwort. Sie gab sich damit zufrieden und bemühte sich fortan
ihm noch mehr Gutes zu tun.
     
    „Und wo ist Sandra?“ fragte ich zurück. „Die liegt seit
gestern krank im Bett,“ entgegnete er. Ich war hin und her gerissen. Sandra war
meine beste Freundin und Gordon war ihre große und einzige Liebe. Aber was tat
sie eigentlich für mich? Bemerkte sie überhaupt, dass sie mich nur noch
benutzte, wenn kein Hase zur Stelle war? Ich hatte wegen ihr weder Freunde noch
Hobbys. Immer war ich in Bereitschaft ihr zur Verfügung zu stehen. Das mit
Gordon hatte mir Spaß gemacht. Es war aufregend gewesen. Und wenn ich nur dies
eine Mal an mich denken würde, gäbe ich die Möglichkeit auf ein wenig Freude
auch für mich.
     
    Ich sagte Gordon, ich käme in einer Stunde. Ich sah sein
Grinsen durch das Telefon hindurch. Ich hetzte ins Bad und wollte gerade eine
heiße Dusche nehmen, als das Telefon abermals klingelte. Es war Sandra. „Hallo,
Bettina!“ flötete sie. „Ich fühle mich gar nicht gut. Seit gestern habe ich
Halsschmerzen und Fieber. Mir ist so langweilig. Willst du mich nicht

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