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Der Hase aus Amerika und andere Beziehungskisten (German Edition)

Der Hase aus Amerika und andere Beziehungskisten (German Edition)

Titel: Der Hase aus Amerika und andere Beziehungskisten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schröter
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werden, und später einmal vielleicht das Kinderzimmer.
     
     
    Marie ist sprachlos. Diese Wohnung war kein Vergleich zu dem
Loch, in dem sie momentan hauste, soviel war klar. Aber es war ihr Eigen. Nun
konnte sie mit Roberto zusammen diese große Wohnung beziehen, und sie mussten
nicht einmal Miete bezahlen. Denn, so Roberto, sie gehörte ja seiner Mutter und
sonst stünde sie eh nur leer.
     
    Also erlaubt Marie Roberto, ihre kleine Wohnung für sie zu
kündigen. Während der Formalitäten lernt Marie erstmals Robertos Mutter kennen.
Sie begrüßt Marie freundlich, wenn auch nicht so herzlich, wie sie es von Antonellas
Eltern gewohnt ist. Die Mutter ist nicht froh darüber, dass Roberto auszieht,
das merkt Marie im Laufe der Unterhaltung. Die Vorstellung, dass ihr Sohn, erst
21 Jahre alt, wie auch Marie, in „Wilder Ehe“ mit einer Ausländerin leben will,
behagt ihr offenbar nicht. Eine Ausländerin könne nicht traditionell kochen und
Roberto daher nicht optimal versorgen, findet sie.
     
    Daher gibt sich Marie, kaum dass sie die Wohnung bezogen
haben, größte Mühe italienische Gerichte kochen zu lernen. Robertos Mutter ist
ihr dabei leider keine Hilfe, aber Antonellas Mutter ist hocherfreut, sie in
ihre italienischen Kochkünste einführen zu können. Ganz zufrieden ist Roberto
damit nicht. Antonellas Eltern stammen aus Süditalien und zeigen Marie deren
traditionelle Gerichte. Robertos Familie bezeichnet sich dagegen feierlich als
Norditaliener. Marie lernt also, dass es auch in Italien angeblich „bessere“
und „schlechtere“ Menschen gibt. Ihrer persönlichen Meinung nach tendiert sie
eher dahin, Antonellas Familie „besser“ zu finden, aber das traut sie sich
Roberto gegenüber nicht laut auszusprechen.
     
    Ein Jahr ist vergangen. Marie arbeitet nicht mehr. Roberto
sagt, er habe genug Geld für sie beide. Er gibt ihr jeden Montag etwas Geld, um
davon einzukaufen. Marie versucht gut damit haus zu halten. Wenn etwas übrig
bleibt, legt sie es sich als Taschengeld zur Seite. Viel bleibt ihr nicht, denn
Roberto isst zwei Mal täglich warm, jeweils drei Gänge.
    Marie hat viel zu tun. Wenn sie nicht am Herd steht, ist sie
mit Robertos Wäschebergen beschäftigt. Er wechselt seine Kleidung zwei Mal
täglich. Warum, weiß Marie nicht. Als Marie ihn einmal fragt, zuckt er nur mit
den Schultern und sagt, dass er das eben so gelernt habe.
     
    Marie findet nur noch selten die Zeit, bei Antonella vorbei
zuschauen. Marie fühlt sich trotz der vielen Arbeit oft einsam. In manchen
Wochen ist Roberto ihr einziger Gesprächspartner, nur hat sie häufig das
Gefühl, er wolle lieber seine Ruhe haben.
     
    Roberto sieht es nicht gern, wenn Marie Antonella und ihre
Freunde trifft. Geld, um mit ihnen wegzugehen, hat Marie auch keines. Und
Roberto darum zu bitten, wo er sie sowieso lieber bei sich zu Hause hat, mag
sie nicht. Einmal fragt sie ihn, ob er nicht mitkommen möchte. Er sei doch
damals am Meer auch gern mit ihnen zusammen gewesen. Aber er will nicht. Er
habe andere Freunde, sagt er.
     
    Marie sieht Antonella nur noch selten. Antonella studiert an
der Uni, die ganz in der Nähe ist. So kommt sie manchmal heimlich vormittags
vorbei. Als Roberto eines Vormittags zufällig nach Hause kommt, weil er etwas
vergessen hat, schaut er die beiden böse an und fragt, ob sie nichts zu tun
hätten, zu Zeiten, in denen andere arbeiten müssen. Und so bleibt ihnen nur
noch das Telefon und Antonella kommt gar nicht mehr.
     
    In langen Telefonaten versucht Antonella Marie bewusst zu
machen, dass Roberto und seine Eltern nicht freundlich zu Marie sind. Sie
behandeln Marie nach wie vor wie eine Fremde, akzeptieren sie nicht, so wie sie
ist. Marie weint dann und will davon nichts wissen. Marie braucht Roberto in
diesem fremden Land. Das glaubt sie zumindest felsenfest. Roberto ist
derjenige, der das Geld nach Hause bringt, seit sie nicht mehr arbeitet. Nur
durch ihn kann sie wohnen, wo sie wohnt, und leben, wie sie lebt. Dass das
Leben, dass sie lebt, sie nicht glücklich macht, sieht sie nicht.
     
    Als Marie das Gefühl hat, schwanger zu sein, geht sie
heimlich in eine Apotheke und kauft sich einen Schwangerschaftstest. Sie
übersieht nicht, dass die Apothekerin einen flüchtigen Blick auf Maries nicht
beringten Finger wirft. Am nächsten Morgen wartet sie bis Roberto das Haus
verlässt, und bereitet dann aufgeregt den Test vor. Eine Stunde lang soll sie
auf das Ergebnis warten, aber schon nach fünfzehn Minuten, sieht sie

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