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Der Hase aus Amerika und andere Beziehungskisten (German Edition)

Der Hase aus Amerika und andere Beziehungskisten (German Edition)

Titel: Der Hase aus Amerika und andere Beziehungskisten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schröter
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ein
deutliches Pluszeichen auf dem Teststreifen. Sie ist überglücklich.
    Schlagartig fühlt sie sich nicht mehr allein. Roberto freut
sich auch, als Marie ihm beim Abendbrot davon berichtet. Gleich nach dem Essen
ruft er seine Mutter an. Sie sei ganz begeistert, noch mal ein Baby großziehen
zu können, erzählt Roberto strahlend. Marie fällt auf, dass die Mutter ihr gar
nicht gratuliert hat. Sicher hat sie es in der Aufregung vergessen, beruhigt
sie sich selbst.
     
    Am darauffolgenden Mittag bringt Roberto unangekündigt seine
Mutter mit zum Essen nach Hause. Auch diesmal vergisst diese, Marie zu
beglückwünschen. Stattdessen schmiedet sie eifrig Zukunftspläne für das Baby
mit Roberto. Als beide bemerken, dass Marie ihnen entgeistert zuhört, erklärt
Robertos Mutter Marie, dass, wenn Marie nun endgültig als Robertos Frau in
Italien leben werde, und das sei ja selbstverständlich, nun, wo sie seinen Sohn
erwarte, sie endlich mal arbeiten gehen müsse. Es sei üblich, in einer Familie,
dass die Jüngeren arbeiten gingen, während die Älteren die Kinder großzögen, natürlich
auch aufgrund ihrer größeren Erfahrung in der Kindererziehung. Marie sagt
nichts mehr. Sie merkt, dass es sinnlos ist. Plötzlich fallen ihr Antonellas
Worte wieder ein. Und diesmal fühlt sie es auch: Marie wird nicht akzeptiert!
     
    In den nächsten Wochen zeigt Roberto immer mehr neue
Facetten seiner Persönlichkeit. Er verbietet Marie, beim Essen zu reden. Wenn
Roberto nach Hause kommt, schaltet er den Fernseher ein, und wechselt nach
Belieben die Programme. Marie kann kaum noch eine Sendung zu Ende sehen. Einmal
schreit Roberto sie in der Küche an, weil sie angeblich das Falsche gekocht
hat. Ganz nah stellt er sich vor sie und brüllt, bis das Baby in ihrem Bauch zu
strampeln beginnt. Marie hält ihren Bauch umklammert und weint. Als es ihr
endlich gelingt, Roberto zu entkommen, rennt sie in ihr altes Arbeitszimmer und
schließt sich ein. Auf dem kleinen Sofa, das darin steht, in eine Wolldecke
gehüllt liegt sie da und streichelt ihren Bauch. Lange liegt sie so und denkt
nach. Sie spürt eine nie gekannte Liebe zu ihrem ungeborenen Kind, und zum
ersten Mal begreift sie, dass sie nicht mehr nur für ihr eigenes Leben
verantwortlich ist. Spät in der Nacht hört sie wie Roberto den Fernseher
nebenan ausschaltet. Er schlendert ins Bad, kurz darauf ins Schlafzimmer. Marie
scheint er nicht zu vermissen, denn kurz darauf hört sie ihn leise schnarchen.
     
    Ein anderes Mal streitet er mit ihr im Auto, bremst so stark
ab, dass Marie Angst um ihr Baby bekommt, und zwingt sie auszusteigen.
Kilometerweit muss die Schwangere im Regen durch ihr fremde Stadtteile irren,
bis sie völlig durchnässt nach Hause findet. Als sie die Tür aufschließt, sieht
sie Roberto seelenruhig vor dem Fernseher sitzen, zu vertieft, um sie zu
begrüßen. Marie zieht ihre nassen Sachen aus und hängt sie sorgfältig über den
Wäscheständer in ihrem Arbeitszimmer. Dann geht sie wortlos an Roberto vorbei
in ihre Kochnische. Leise, denn Roberto hat es gern leise, wenn er fernsieht,
bereitet sie das Abendessen zu. Sie stellt ihm das dampfende Essen auf den
Tisch und geht wortlos in ihr Arbeitszimmer, wo sie nun schon seit Längerem
übernachtet: Sie schwanger auf dem kleinen Sofa, während Roberto es sich im
großen Ehebett bequem macht. Auf ihrer Bettseite ist sowieso kein Platz mehr
für sie. Roberto breitet inzwischen seine Wechselwäsche darauf aus.
     
    Abend für Abend sitzt Marie in ihrem Arbeitszimmer, die Tür
abgeschlossen, denn mittlerweile hat sie Angst vor Roberto, liest oder puzzelt.
Einen Fernseher hat sie nicht. Nacht für Nacht liegt sie auf dem Sofa,
streichelt ihren Babybauch und denkt über ihr Leben nach. Sie ist erst Anfang
zwanzig. Wenn sie Pech hätte, würde sie noch über vierzig Jahre in dieser
Gefangenschaft ausharren müssen. Wie würde es ihrem Kind ergehen? Würde sie es
ertragen, nur am Rande eine Rolle in seinem Leben spielen zu können? Der
Gedanke daran bricht ihr fast das Herz. Eines Abends dämmert es ihr: Sie muss
weg! Und zwar schnell! Bevor es zu spät ist! Bevor ihr Bauch zu dick geworden
ist, bevor das Baby geboren, und so von ihr getrennt werden kann.
    Aber wie soll sie das anstellen. Marie fühlt sich schwach
und klein, abhängig und gefangen.
     
    Trotzdem ruft sie am nächsten Morgen Antonella an. Sie hat
ein schlechtes Gewissen, denn sie hat sich so lange nicht bei Antonellas
Familie gemeldet, dass sie nicht einmal

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