Der Hase mit den Bernsteinaugen
Japonismus. Es hatte auch das Erdbeben von 1923 überlebt und war ein wenig lädiert, zum Großteil aber intakt, so wie das japanische Parlamentsgebäude, einige Ministerien, die amerikanische Botschaft und Bürogebäude im Geschäftsviertel Marunouchi direkt gegenüber dem Kaiserpalast.
All das war für die Besatzungsbehörden beschlagnahmt worden. Der Journalist James Morris (später Jan Morris) schrieb in seinem Reisebericht »The Phoenix Cup« über dieses seltsame Viertel: »Marunouchi ist eine kleine amerikanische Insel, umgeben von einem japanischen Meer aus Asche, Schutt und rostigen Blechdosen. Wir schlendern um den Block, misstönende Musik aus dem Sender der Armed Forces pocht auf die Trommelfelle, GIs, die dienstfrei haben, stehen grübelnd an die nächste Mauer gelehnt… man könnte in Denver sein …«
Hier, im prächtigsten dieser Gebäude, dem Dai-Ichi (Gebäude Nummer eins), hatte General MacArthur sein Hauptquartier. Das Supreme Commander Allied Powers (SCAP), das Alliierte Oberkommando, der Yankee-Daimyo.
Iggie kam zwei Jahre, nachdem der Kaiser mit hoher Falsettstimme die Kapitulation verkündet hatte, wobei er eine außerhalb des Hofes unbekannte Diktion und Wortwahl benutzte und die Warnung aussprach, es würden »die Nöte und Leiden, denen Unsere Nation hiernach ausgesetzt sein wird, groß sein«. In den Monaten seither hatte sich Tokio an seine Besatzungsarmee gewöhnt. Die Amerikaner hatten angekündigt, sie würden ihr Regiment mit Feinfühligkeit ausüben.
Auf der Fotografie des Generals und des Kaisers in der US-Botschaft in Tokio wird die Beziehung deutlich. MacArthur trägt Khaki-Uniform, ein Hemd mit offenem Kragen und Militärstiefel. Er hat die Hände in die Hüften gestemmt, ein »großer amerikanischer Soldat ohne Ordensbänder«, wie es in Life hieß. Der Kaiser steht neben ihm, zart, untadelig gekleidet, in schwarzem Anzug, Hemd mit steifem Kragen und gestreifter Krawatte, gefangen in der Konvention. Feinfühligkeit und Etikette, so hält die Fotografie fest, sind jetzt am Verhandeln. Die japanische Presse weigert sich, das Bild zu veröffentlichen. Das amerikanische Oberkommando sorgt dafür, dass es geschieht. Am Tag, nachdem das Foto aufgenommen wurde, schickt die Kaiserin Mrs. MacArthur ein Bukett mit Blumen aus dem Palastgarten. Und einige Tage später eine Lackdose mit dem kaiserlichen Wappen. Mit Geschenken beginnt eine vorsichtige, zaghafte Kommunikation.
Iggies Taxi brachte ihn zum Teito Hotel gegenüber dem Palast. Es war nicht nur schwierig, Einreisepapiere für Japan und eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten; einmal angekommen, war es auch nicht leicht, eine Unterkunft zu finden, denn das Teito war eines von nur zwei Hotels, die noch standen. Die nichtmilitärische Ausländergemeinde war winzig. Außer dem diplomatischen Korps und Presseleuten gab es nur eine Handvoll Geschäftsleute wie Iggie und ein paar Wissenschaftler. Er war eben eingetroffen, als vor dem Internationalen Militärtribunal für den Fernen Osten die Kriegsverbrecherprozesse, unter anderem gegen Hideki Tojo und Ryukichi Tanaka, den Chef der Geheimpolizei, begannen. Laut der westlichen Presse zeigte Tojo die »unirdische Selbstgefälligkeit des Samurai«.
Ständig gab SCAP Erlässe zu allem und jedem heraus, von allen möglichen Kleinigkeiten des Zivillebens bis zur Regierung Japans, und sie spiegelten oft die amerikanischen Empfindlichkeiten. MacArthur hatte verfügt, dass es eine Trennung zwischen dem Shintoismus - der eng mit dem Aufstieg des Nationalismus der vergangenen fünfzehn Jahre verbunden war - und der Regierung geben sollte. Er wollte auch eine Zerschlagung der großen Industrie- und Handelskonglomerate: »Der Kaiser ist das Staatsoberhaupt… Seine Pflichten und Rechte werden im Einklang mit der neuen Verfassung und dem Willen des Volkes, wie er darin dargelegt ist, ausgeübt… Krieg als souveränes Recht der Nation wird abgeschafft. Das japanische Feudalsystem wird aufgehoben … Kein Adelspatent wird ab nun per se das Recht zur Regierungsverantwortung auf nationaler oder lokaler Ebene beinhalten.«
MacArthur hatte auch bestimmt, dass zum ersten Mal in der japanischen Geschichte die Frauen das Wahlrecht erhielten und dass der Zwölf-Stunden-Tag in Fabriken auf einen Acht-Stunden-Tag reduziert werden sollte. Die Demokratie sei nach Japan gekommen, verkündete die SCAP. Die einheimische und internationale Presse wurden zensuriert.
Die amerikanische Armee in Tokio hatte ihre
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