Der Hauch Des Bösen: Roman
sorgen, dass sie wieder ins Gleichgewicht geriet.
»Du wirst zurück nach Irland fliegen. Du musst dorthin zurück.«
»Ja.« Roarke nickte dankbar, dass jemand ihn verstand, ohne dass er seine Gedanken laut aussprechen musste. »Ja, ich fliege hin.«
»Wann?«
»Sofort. Ich glaube, am besten fliege ich sofort.«
»Hast du es dem Lieutenant schon gesagt?«
»Nein.« Abermals beunruhigt, starrte Roarke auf seine eigenen Hände und drehte an seinem Ehering. »Sie steckt mitten in einem komplizierten Fall. Diese Geschichte würde sie nur davon ablenken. Eigentlich hatte ich vor, ihr zu erzählen, ich hätte einen geschäftlichen Termin außerhalb der Stadt. Aber ich kann sie nicht belügen. Bestimmt wäre es einfacher, sämtliche Vorkehrungen für die Reise zu treffen und ihr erst etwas davon zu sagen, wenn es so weit ist.«
»Sie sollte dich begleiten.«
»Sie ist nicht nur meine Frau.« Er legte den Kopf etwas schräg und betrachtete seinen Ziehvater mit einem leichten Lächeln. »Das ist etwas, was Sie und ich wahrscheinlich stets unterschiedlich sehen.«
Summerset öffnete den Mund, klappte ihn dann aber wortlos wieder zu.
»Von ihr hängen Menschenleben ab«, erklärte Roarke. »Das ist etwas, was sie nie vergisst, und etwas, von dem ich nie verlangen würde, dass es für sie an zweiter Stelle kommt. Ich kriege diese Sache auch alleine hin, und glaube sogar, dass es besser ist.«
»Du hast von klein auf gedacht, dass du immer alles allein hinkriegen musst. In dieser Hinsicht seid ihr beide völlig gleich.«
»Vielleicht.« Um erneut auf einer Augenhöhe mit Summerset zu sein, ging Roarke ein wenig in die Hocke. »Erinnern Sie sich daran, dass ich Ihnen einmal, als ich jung war, als die Dinge für mich nicht gerade zum Besten standen und der Hass auf meinen Alten
wie ein schwarzer Lavastrom durch meine Seele floss, gesagt habe, ich nähme einen anderen Namen an? Weil ich seinen Namen nicht behalten wollte. Weil ich nichts behalten wollte, was von diesem Bastard kam?«
»Damals warst du noch keine sechzehn.«
»Sie haben gesagt: Behalt ihn, denn der Name gehört dir genauso gut wie ihm. Behalt ihn und mach etwas daraus, dann gehört er nur noch dir allein. Fang am besten sofort damit an. Aber Sie haben nicht gesagt, was ich daraus machen soll, nicht wahr?«
Summerset fing leise an zu lachen und schüttelte den Kopf. »Das war nicht erforderlich. Du wusstest es bereits.«
»Ich muss zurück nach Irland, um herauszufinden, was sie mir mitgegeben hat. Ich muss wissen, ob ich etwas daraus gemacht habe oder ob ich noch etwas daraus machen muss. Und ich fange am besten sofort damit an.«
»Da dies meine eigenen Worte sind, kann ich dir schwerlich widersprechen.«
»Aber ich verlasse Sie nur ungern, solange Sie nicht wieder auf den Beinen sind.«
Summerset schnaubte verächtlich. »Ich komme gut allein zurecht - sowohl mit meinem Beinbruch als auch mit dieser nervtötenden Frau, an die du mich gekettet hast.«
»Und Sie passen auf meine Polizistin auf, solange ich nicht da bin, ja?«
»Auf meine Art.«
»Tja dann.« Damit stand Roarke wieder auf. »Falls Sie mich für irgendetwas brauchen, wissen Sie ja, wie ich zu erreichen bin.«
Jetzt blickte Summerset ihn lächelnd an. »Ich habe dich bisher noch immer und überall erreicht.«
Während Eve Commander Whitney mündlich Bericht erstattete, blieb sie vor seinem Schreibtisch stehen. Diese Förmlichkeit war Ausdruck des Respekts, den sie dem hervorragenden Cop entgegenbrachte, der er sein halbes Leben lang war. Des Respekts vor den tiefen Falten nicht nur der Sorge, sondern ebenso der Autorität, von denen sein dunkles, breitflächiges Gesicht durchzogen war.
Der Schreibtischposten hatte ihn nicht lasch gemacht wie etliche seiner Kollegen, sondern gestählt.
»Es gibt leichten Ärger mit den Medien«, stellte er, als sie geendet hatte, fest. »Sorgen Sie dafür, dass das ein Ende nimmt.«
»Zu Befehl, Sir.«
»Es gab ein paar Beschwerden, dass Channel 75 und vor allem Nadine Furst im Rahmen dieser Ermittlungen von uns bevorzugt werden.«
»Channel 75 und Nadine Furst werden deshalb von uns bevorzugt, weil wir glauben, dass der Killer seine Bekennerschreiben direkt an Ms Furst gesendet hat. Sie und der Sender kooperieren in vollem Umfang mit mir und meinem Team. Da die Schreiben an sie gegangen sind, kann ich ihr nicht verbieten, diese zu senden. Trotzdem haben sich Ms Furst und ihre Vorgesetzten bereit erklärt, sämtliche Schreiben unseres
Weitere Kostenlose Bücher