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Der Hauch Des Bösen: Roman

Titel: Der Hauch Des Bösen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb , Uta Hege
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wir jedem abgelichteten Subjekt mit jeder Aufnahme etwas weg. Den Augenblick, den Gedanken, die Stimmung und das Licht. All das wird nie wieder so sein. Nicht mal
eine Sekunde später. Es ist für alle Zeiten verschwunden - und zugleich in Form des Fotos für alle Zeiten bewahrt. Das verleiht dem Fotografen Macht.«
    »Auf dem Foto eines Toten gibt es weder besondere Gedanken noch eine spezielle Stimmung noch Licht.«
    »Doch, natürlich. Wenn auch nicht die der abgebildeten Person, so doch die des Künstlers. Der Tod, vor allen Dingen, ist für ihn ein prägendes Moment. Hier, lassen Sie uns anschauen, was wir haben.«
    Sie verschloss das Loch in dem Karton und zog ein Stück Papier daraus hervor, auf dem hauchzart, fast wie mit einem dünnen Bleistift, Eves Bild zu sehen war.
    »Das Licht zeichnet das Bild auf das Papier und brennt es darin ein. Das Licht«, erklärte sie und reichte Eve das Blatt, »ist nicht nur ein bloßes Werkzeug, sondern eher eine Zauberkraft. Es ist die Seele unserer Kunst.«
     
    »Sie ist wirklich interessant«, stellte Peabody im Anschluss fest. »Ich wette, sie ist eine großartige Lehrerin.«
    »Und so, wie sie sich damit auskennt, Bilder zu manipulieren, hätte sie garantiert die Fähigkeit, die Überwachungsdiskette ihres Hauses derart zu verändern, dass man sie zum von ihr gewünschten Zeitpunkt darauf sieht. Sie hätte also durchaus die Gelegenheit gehabt, die Taten zu begehen. Und auch die Methode würde zu ihr passen. Fehlt also nur noch ein Motiv.«
    »Tja, ich kann mir nicht vorstellen...«

    »Vergessen Sie für einen Moment, dass Sie sie mögen.« Eve fädelte ihr Fahrzeug in den fließenden Verkehr. »Was für ein mögliches Motiv könnte sie dafür haben, zwei attraktive Collegestudenten erst heimlich zu verfolgen und am Schluss zu ermorden?«
    »Kunst. Es geht dabei um Kunst.«
    »Gehen Sie tiefer, Peabody.«
    »Okay.« Am liebsten hätte Peabody die Kappe abgenommen und sich nachdenklich am Kopf gekratzt. »Vielleicht geht es um die Kontrolle des Subjekts? Darum, dass man, um etwas zu kreieren, die Kunst unter totaler Kontrolle haben muss?«
    »Das spielt sicher eine Rolle«, stimmte Eve ihr zu. »Kontrolle, Kreativität und die hohe Anerkennung oder mindestens die Aufmerksamkeit, die daraus resultiert. In diesem Fall haben wir es mit einer Lehrerin zu tun. Sie unterrichtet andere, gibt ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und ihre Erfahrung an Schüler weiter, die infolgedessen etwas werden, was sie nie gewesen ist. Sie hat ein paar Bücher geschrieben, ein paar Aufnahmen veröffentlicht, aber sie gilt trotzdem nicht als Künstlerin, sondern als Lehrerin, nicht wahr?«
    »Das ist ein äußerst respektabler, wenn auch allzu häufig zu wenig angesehener Beruf. Sie zum Beispiel sind eine wirklich gute Lehrerin.«
    »Ich habe noch nie jemanden unterrichtet. Vielleicht bilde ich aus, aber das ist etwas völlig anderes.«
    »Wenn Sie mich nicht unterrichtet hätten, wäre ich bestimmt noch lange nicht für die Detective-Prüfung vorgesehen.«
    »Ich habe Sie ausgebildet, aber darum geht es nicht. Bleiben wir beim Thema. Was genauso eine Rolle
spielt, ist, dass der Fotograf seinen Subjekten nicht nur etwas nimmt, sondern sie überhaupt als solche sieht. Also als Subjekte, nicht als Menschen mit einem eigenen Leben, eigenen Familien, Bedürfnissen und Rechten. Sie sind für ihn nichts anderes als - ich weiß nicht - Bäume oder so. Wenn man den Baum fällen muss, um zu kriegen, was man will, tja, das ist vielleicht bedauerlich. Aber schließlich wachsen jede Menge Bäume nach.«
    »Sie sollten nicht vergessen, dass ich zwischen Hippies groß geworden bin und dass mich das Gerede vom willkürlichen Fällen von Bäumen in meinen Grundfesten erschüttert«, stellte Peabody erschaudernd fest.
    »Unser Killer mordet nicht allein wegen des Kicks. Er mordet nicht im Zorn, mordet nicht aus Gier, mordet nicht aus sexueller Besessenheit. Trotzdem ist es eine persönliche, eventuell sogar intime Angelegenheit für ihn. Er denkt sich, dieser Mensch, dieser spezielle Mensch hat etwas, was ich brauche, und das werde ich mir nehmen. Ich werde es mir nehmen, und dann gehört es mir. Der Mensch selbst geht auf mich über, und das Resultat ist Kunst. Also bewundert mich gefälligst dafür.«
    »Das ist eine ziemlich verdrehte Sicht der Dinge.«
    »Ist ja auch ein ziemlich verdrehtes Hirn. Aber zugleich ist der Typ intelligent und vor allem kalt berechnend.«
    »Sie denken, es ist Professor

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