Der Hauch Des Bösen: Roman
gerade neunzehn. Hat er Sie auch mal an sie rangelassen, Grogin? Oder hat er sie für sich behalten?«
»Ich habe ihr kein Haar gekrümmt. Habe ihr nie ein Haar gekrümmt.«
Tränen tropften aus Grogins Augen auf seine verletzte Hand. »Sie war Patricks Frau. Ich hatte mit ihr nichts weiter zu tun.«
»Sie wussten, dass er sie geschlagen hat.«
»Ein Mann, verdammt, ein Mann hat ja wohl das Recht, seiner Frau hin und wieder eine Lektion zu erteilen. Und wie du selber weißt, hatte Paddy nun mal eine ziemlich schnelle Hand. Ich hatte damit nichts zu tun.«
»Sie hatte ihn eine Zeit lang verlassen, hatte mich mitgenommen und ihn verlassen.«
»Dazu kann ich nichts sagen.« Als sich Roarke erneut nach vorne lehnte, zuckte er zusammen und hielt sich wimmernd die Hände an den Hals. »Um Gottes willen, hab Erbarmen. Ich bin es nicht gewesen! Woher hätte ich wissen sollen, was hinter Patricks Tür passiert?«
»Brian«, wandte sich Roarke in ruhigem Ton an seinen Freund. »Du bist an der Reihe.«
»Also gut, also gut!«, kreischte Grogin, ehe Brian sich gerührt hatte. »Vielleicht war sie eine Zeit lang weg. Ich meine mich daran zu erinnern, dass er mal so etwas erwähnt hat.«
Als Roarke sein Handgelenk umfasste, rollte er sich schluchzend zu einem kleinen Ball zusammen und machte sich vor lauter Angst die Hosen nass. »Ja! Ich werde dir alles erzählen. Sie ist mit dir verschwunden, und er war außer sich vor Zorn. Wollte sie unbedingt zurück. Eine Frau verlässt nicht so einfach ihren Mann und nimmt ihm seinen Sohn. Sie müsste lernen, dass sie so etwas nicht darf. Müsste Disziplin lernen, hat er gesagt. Schließlich kam sie zurück.«
»Und er hat ihr diese Lektion erteilt?«
»Ich habe keine Ahnung, was passiert ist.« Dicke Tränen rannen Grogin über das Gesicht, und aus seiner Nase lief schmieriger, gelber Rotz. »Ich brauche was zu trinken. Hab Erbarmen und lass mich etwas trinken. Mein Finger ist gebrochen.«
»Ein gebrochener Finger und schon heult er wie ein Mädchen los.« Schnaubend erhob sich Brian von der Sofalehne, griff nach der Flasche Whiskey, die auf dem Couchtisch stand, und schenkte etwas in ein blindes Glas.
»Hier. Auf Ihr verdammtes Wohl.«
Grogin nahm das Glas in die gesunde Hand, hob es an seine Lippen und leerte es mit einem Schluck. »Er ist tot. Paddy ist seit Jahren tot, was also spielt das alles noch für eine Rolle? Er war es«, sagte er zu Roarke. »Du weißt doch, wie er war.«
»O ja. Ich weiß, wie dieser Bastard war.«
»Und an jenem Abend, nun, er war betrunken, als er bei mir anrief. Sturzbesoffen. Ich habe den Jungen weinen hören, habe dich im Hintergrund gehört, als er zu mir gesagt hat, dass ich ein Auto organisieren und sofort zu ihm kommen soll. Damals hat man gemacht, was Paddy wollte, oder man hat teuer bezahlt. Also habe ich einen Wagen besorgt und bin sofort zu ihm. Als ich in die Wohnung kam... ich hatte nichts damit zu tun. Mir kannst du keine Vorwürfe machen deshalb.«
»Als Sie in die Wohnung kamen?«
»Erst brauche ich noch was zu trinken, ja? Um die Kehle zu befeuchten.«
»Erzählen Sie mir den Rest«, verlangte Roarke von ihm. »Sonst haben Sie gleich keine Kehle mehr.«
Grogin atmete pfeifend ein. »Sie war schon tot. War schon tot, als ich in die Wohnung kam. Es herrschte das totale Chaos. Er war völlig ausgerastet, und ich konnte nichts mehr für sie tun. Konnte ihr nicht mehr helfen. Ich dachte, dass er auch dich getötet hätte, denn es war absolut still. Aber er hatte dir nur ein Schlafmittel verpasst, ein leichtes Schlafmittel, sonst nichts. Du lagst auf der Couch und hast geschlafen. Er hatte auch Jimmy angerufen. Jimmy Brennigan.«
»Gib ihm noch was zu trinken, Bri.«
»Danke.« Grogin hielt Brian bebend das Glas entgegen. »Du siehst also, dass alles schon geschehen war, als ich in die Wohnung kam.«
»Was haben Sie mit ihr gemacht? Sie und Jimmy und der, der sie ermordet hat?«
»Wir, äh, wir haben sie in einen Teppich eingewickelt
und runter zum Auto geschleppt.« Wieder leerte er das Glas in einem Zug und leckte sich die Lippen. »Wie Paddy es von uns verlangt hat. Dann sind wir, soweit es ging, am Fluss entlanggefahren. Wir haben die Leiche mit Steinen beschwert und ins Wasser fallen lassen. Mehr konnten wir nicht tun. Schließlich war sie tot.«
»Und dann?«
»Dann sind wir zurückgefahren, haben für den Fall der Fälle aufgeräumt und überall herumerzählt, dass sie ihn und den Jungen sitzen lassen hat. Und
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