Der Hauch Des Bösen: Roman
sie ätzend sind?«
»Du hast eben keine Ahnung von Musik.«
»Du hast keine Ahnung.«
»Nein, du.«
Eve versuchte, ihre Ohren mit den Schultern zu verschließen, und fragte sich, während sie in die Einfahrt ihres Grundstücks bog: »Was habe ich getan? Himmel, womit hab ich das verdient?«
Die beiden stritten vergnügt weiter und belegten den Musikgeschmack des jeweils anderen mit Ausdrücken wie Hippieschnulzen oder billiger Retrorockabklatsch, bis Eve mit quietschenden Bremsen vor der Haustür hielt und fluchtartig aus dem Wagen sprang.
Ohne ihr Geplänkel zu unterbrechen, folgten ihr die beiden auf dem Fuße.
»Los. Gehen Sie zu Summerset.« Eve wedelte in die ungefähre Richtung seiner Wohnung. »Machen Sie ihn mit Ihrem Geplapper verrückt. Vielleicht platzt ihm ja der Schädel, und eins meiner Probleme ist gelöst. Besuchen Sie den Patienten, streiten Sie, bis Ihre Zungen schwarz werden und rausfallen, stopfen sie sich die Bäuche voll, gehen Sie miteinander ins Bett. Tun Sie, was Sie wollen, aber hauen Sie erst mal ab.«
»Aber, Madam, Sie wollten doch weiter an dem Fall arbeiten«, erinnerte Peabody sie ernst.
»In der nächsten Stunde will ich keinen von Ihnen beiden sehen. Ich muss verrückt geworden sein«, murmelte sie, während sie die Treppe hinauf in Richtung ihres Arbeitszimmers floh. »Ich bin eindeutig verrückt
geworden, ohne es zu merken, und jetzt sperrt man mich am besten in einem netten Zimmer mit gepolsterten Wänden ein.«
»Was ist nur mit ihr los?«, erkundigte sich McNab verdutzt bei seiner Freundin.
»Roarke hat irgendwelche Probleme, und deshalb ist sie leicht neben der Spur. Gehen wir zu Summerset und fragen, wie’s ihm geht. Trotzdem ist und bleibt Crimson Rocket schlichtweg Schrott«, fügte sie gut gelaunt hinzu.
»Mann, wie kann ich nur in eine Frau verliebt sein, die keinen Sinn für wahre musikalische Genialität besitzt?« Er kniff ihr zärtlich in den Po. »O ja, das ist einer der Gründe.« Er nickte zufrieden und flüsterte: »Glaubst du, dass wir es schaffen, uns innerhalb von einer Stunde mit Summerset zu unterhalten, was zu futtern und noch schnell ins Bett zu ehen?«
»Davon bin ich überzeugt.«
Eve marschierte schnurstracks in ihr Arbeitszimmer, weiter in die angrenzende Küche und trat dort vor den AutoChef. »Kaffee. Kaffee wird mich davor bewahren, völlig wahnsinnig zu werden in diesem Irrenhaus.« Sie bestellte eine ganze Kanne, erwog kurz, sie gleich an Ort und Stelle bis auf den Grund zu leeren, riss sich dann aber zusammen, trug sie mit einem Becher zurück zu ihrem Schreibtisch, schenkte sich dort ein und atmete tief durch.
»Computer an.« Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, nahm vorsichtig den ersten Schluck. Und bekam endlich wieder einen halbwegs klaren Kopf. »Lieutenant Eve Dallas, Ermittlungsleiterin in den zusammenhängenden Fällen H-23987 und H-23992.
Zusätzliche Notizen. Mehrere Zeugen haben bestätigt, dass es eine Verbindung zwischen den Opfern Howard und Sulu gab. Beide wurden von Hastings fotografiert. Ebenso gibt es zwischen Hastings und Browning, einer der Dozentinnen von Howard und zugleich einem der letzten Menschen, die Howard lebend gesehen haben, eine Verbindung. Die beiden kennen sich beruflich und persönlich. Auf Brownings Empfehlung hin haben ein paar ihrer Studenten und Studentinnen als Assistenten für Hastings gearbeitet und auf diese Weise Zugriff auf die Dateien in seinem Computer und die Aufnahmen der Opfer gehabt, die sich in den besagten Dateien befunden haben. Auch Browning hätte die Aufnahmen entwenden können, als sie mit ihren Klassen in Hastings’ Studio war.«
Sie dachte über die bekannten Fakten nach. »Brownings Alibi ist wacklig und wird nur von ihrer Lebensgefährtin bestätigt. Sie hätte die Fähigkeit, die Überwachungsdisketten zu manipulieren. Die Abteilung für elektronische Ermittlungen wird sich die Disketten ansehen, um zu prüfen, ob etwas daran verändert worden ist.
Sie ist es nicht«, erklärte Eve mit ruhiger Stimme. »Sie passt einfach nicht zu meinem Bild des Täters, aber wir müssen allen Spuren nachgehen. Jetzt zu Angela Brightstar, Brownings Partnerin. Auch sie hat kein hieb- und stichfestes Alibi, auch sie hätte die Möglichkeit zur Begehung der Taten gehabt. Mögliches Motiv? Eifersucht und/oder künstlerischer Ehrgeiz.«
Sie nahm ihren Kaffeebecher in die Hand und tigerte dann damit durch das Zimmer.
»Computer, wenn man das Vorgehen des Täters und das bisherige
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