Der Hauch Des Bösen: Roman
mit Browning sprichst. Der Name taucht auf der Liste der Studenten, die sie Hastings vermittelt hat, nicht auf, aber möglicherweise hat er ihn geändert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er bei ihr studiert hat und dass sie irgendwann im Unterricht die Arbeiten dieses Javert durchgenommen hat. Mich kann sie inzwischen nicht mehr sehen, aber vielleicht fällt ihr, wenn ihr ein frisches Gesicht gegenübersitzt, noch irgendetwas ein.«
»Das ist das erste Mal seit zwanzig Jahren, dass jemand mein Gesicht als frisch bezeichnet hat.« Feeney hatte sich gerade ein Stück Kuchen in den Mund geschoben und wackelte deshalb doppelt zufrieden mit dem Kopf.
»McNab, Sie fahren zur Columbia-Universität. Reden Sie mit den Studenten, sprechen Sie sie auf Javert an. Gucken Sie, wer Interesse an dessen Werken hat.«
»Zum Beispiel wir Bullen.« Er hatte den Mund voll Rührei. »Vor allem die von der Mordkommission machen ständig Fotos von irgendwelchen Toten.«
»Aber für gewöhnlich nehmen wir die Opfer nicht schon vorher auf.«
»Wie ist es mit Ärzten?« Er piekste ein Stück Schinken mit seiner Gabel auf. »Sie machen Bilder von ihren Patienten, oder nicht? Und zwar nicht nur zu Anfang der Behandlung, sondern auch danach. Hauptsächlich, um sich zu schützen, falls jemand sie verklagt, aber...«
»Vielleicht sind Sie gar nicht so dämlich, wie Sie aussehen.« Eve schnappte sich eine Scheibe seines Schinkens. »Kaum zu glauben, aber vielleicht sind Sie sogar wirklich halbwegs intelligent. Licht. Energie, Gesundheit, Vitalität. Gestern Abend habe ich mir diese Worte durch den Kopf gehen lassen, wurde dann aber abgelenkt. Vielleicht ist unser Typ ja krank. Was, wenn er davon überzeugt ist, dass er, wenn er genügend Vitalität und Leben in Form von Fotos absorbiert, gesund werden kann?«
»Klingt ziemlich abgedreht.«
»Ja, aber das charakterisiert ihn ja genau. Peabody
und ich werden diese Spur verfolgen, und Baxter und Trueheart fahren ins Internetlokal.«
»Das ist wirklich harte Arbeit.« Baxter trank den letzten Schluck seines Kaffees. »Den ganzen Tag in einer Kneipe rumzuhängen und all den geschmeidigen jungen Körpern beim Tanzen zuzusehen, nimmt einen ganz schön mit.« Er zwinkerte Trueheart fröhlich zu. »Nicht wahr, Junge?«
Ein zart rosiger Hauch legte sich über Truehearts junges, glattes Gesicht. »Wir müssen auf alles Mögliche achten. Die Tanzfläche, die Musik, das Treiben an der Theke und dann natürlich die Computer und die Leute, die Nachrichten von dort verschicken.«
»Er wurde dreimal angesprochen«, petzte Baxter dem übrigen Team grinsend. »Zweimal von jungen Mädchen.«
»Sprechen Sie über Fotografie«, wandte sich Eve dem stärker errötenden Jungen zu. »Bringen Sie die Sprache auf diesen Henri Javert, wenn Sie angebaggert werden, ja?«
»So ist es nicht gewesen, Lieutenant. Sie haben nur mit mir geredet, weiter nichts.«
»Ich liebe diesen Jungen.« Baxter wischte sich theatralisch eine imaginäre Träne fort. »Man muss ihn einfach lieben.«
»Falls Baxter versucht, sich an Sie ranzumachen, Trueheart, treten Sie ihm kräftig in den Hintern, ja? So, und jetzt zu einem anderen Thema. Heute Abend findet der Gedenkgottesdienst für Rachel Howard statt. Baxter und Trueheart werden sich weiter an den geschmeidigen jungen Körpern der Internetlokalbesucher delektieren, aber alle anderen kommen bitte dorthin.
Vielleicht taucht unser Typ ja ebenfalls dort auf. Und jetzt machen wir uns auf den Weg. Peabody, ich muss kurz noch was erledigen, aber in zehn Minuten fahren wir los.«
Damit ging Eve hinunter und geriet, als sie in Summersets Apartment trat, mitten in eine Auseinandersetzung zwischen ihm und Schwester Spence.
»Wenn Sie wollen, dass der Gips abkommt, lassen Sie sich gefälligst von mir in das Gesundheitszentrum fahren. Sie brauchen die Erlaubnis eines Arztes, bevor er abgenommen wird.«
»Ich kriege diesen blöden Gips innerhalb von zwei Minuten ohne jede fremde Hilfe ab. Treten Sie zur Seite.« Als er aufstehen wollte, schubste sie ihn kurzerhand in den Rollstuhl zurück.
Eve war ehrlich fasziniert.
»Madam, trotz gelegentlicher beachtlicher Provokationen durch das weibliche Geschlecht habe ich bisher in meinem ganzen Leben noch keine Frau geschlagen. Doch Sie könnten die Erste sein.«
»Sie nerven ihn noch mehr als ich«, bemerkte Eve, und zwei wütende Gesichter drehten sich zu ihr herum. »Es würde mir sehr gefallen, wenn Sie auf Dauer bei uns bleiben
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