Der Hauch Des Bösen: Roman
Abzüge von allen Bildern, die sie abgegeben hat.«
»Kein Problem. Computer, ich brauche Ausdrucke von allen Dokumenten aus der Akte Rachel Howard.« Während sich der Computer an die Arbeit machte, wandte sie sich an Eve. »Auch wenn ich nicht verstehe, wie Ihnen das bei Ihrer Suche nach dem Mörder helfen soll.«
»Ich will sehen, was sie und was womöglich auch ihr Mörder gesehen hat. Die Studenten, die eben gegangen sind, hatten alle Taschen oder Rucksäcke dabei.«
»Ein Studium erfordert viel Gepäck. Als Student braucht man ein Notizbuch, einen Laptop, Disketten, möglichst einen Rekorder und für diesen Kurs zudem eine Kamera. Außerdem schleppen die meisten noch irgendwelche Schminksachen, Erfrischungen, Handys, fertige Arbeiten und persönliche Gegenstände mit sich rum.«
»Was für eine Tasche hatte Rachel?«
Browning blinzelte verwirrt. »Ich habe keine Ahnung. Tut mir leid, ich kann nicht behaupten, dass mir ihre Tasche irgendwann mal aufgefallen ist.«
»Aber sie hatte eine Tasche?«
»Wie gesagt, sie haben alle Taschen. Wie ich genauso.« Damit griff Browning hinter ihren Schreibtisch und hielt einen großen Aktenkoffer in die Luft.
Der Mörder hatte ihre Tasche also entweder behalten oder irgendwo weggeworfen. Er hatte sie nicht zusammen mit der Leiche entsorgt, überlegte Eve. Warum nicht? Was nützte sie ihm?
Während sie genau wie Rachel nach dem Kurs den Flur hinunterging, schrieb sie sich ein paar Stichpunkte auf.
Abends liefen hier bestimmt nicht so viele Menschen herum. Nur eine Hand voll junger Leute, die von ihren späten Kursen kamen, denn an einem warmen Sommerabend war der Campus leerer als sonst.
Sie war mit einer Gruppe aus dem Haus gekommen. Hatte gelacht und sich mit ihnen unterhalten. Vielleicht hatten ihr die anderen vorgeschlagen, noch auf eine Pizza, einen Kaffee oder ein Bier irgendwohin zu gehen.
Aber sie hatte abgelehnt. War in Richtung des Wohnheimes gegangen, um ihre Freundinnen zu treffen. Hatte wahrscheinlich noch fröhlich tschüss gesagt.
Genau wie Rachel trat Eve aus dem Gebäude und blieb kurz auf der Treppe stehen. Dann sprang sie die Stufen hinunter und wandte sich nach links.
Eventuell waren noch ein paar andere Studenten unterwegs gewesen, entweder zum Wohnheim oder zur U-Bahn, überlegte sie. Trotzdem war es sicher relativ ruhig gewesen. Der Lärm der Straße war in dieser Ecke kaum zu hören, und die Mehrzahl der jungen Leute hatte sich in ihren Zimmern aufgehalten oder in Kneipen und Cafés.
War er hinter ihr gegangen? War er zwischen zwei Gebäuden hervorgetreten? War er direkt auf sie zugekommen? Welche Taktik hatte er gewählt?
Eve machte eine Pause und maß die Entfernungen zum Wohnheim, zum Parkhaus und den anderen Gebäuden. Bestimmt hatte er gewartet. Weshalb hätte er sich mit ihr blicken lassen sollen, wenn es sich vermeiden
ließ? Also hatte er gewartet, bis sie nochmals abgebogen und den Weg zum Wohnheim hinaufgegangen war. Gute fünf Minuten durch einen eher abgeschiedenen Bereich des Campus, dachte sie.
Sie war vermutlich nicht allzu schnell gegangen, denn schließlich hatte sie ja noch die ganze Nacht vor sich gehabt. Inzwischen ist es dunkel, aber die Wege sind alle hell erleuchtet, und sie kennt sich hier aus. Sie ist jung und unverletzlich und genießt den warmen Sommerabend.
Rachel! Hi.
Möglichst nett und lässig. Als hätte er sie gerade zufällig entdeckt. Sie bleibt stehen, weil sie ihn kennt, und sieht ihn mit ihrem hübschen Lächeln an.
Aber der Killer will nicht stehen bleiben und hier mit ihr plaudern. Jemand könnte vorbeikommen und sie zusammen sehen. Also läuft er einfach neben ihr her und spricht über ihren Kurs. Woran arbeitest du gerade, kommst du gut voran? Deine Tasche sieht aber ziemlich schwer aus, soll ich sie für dich tragen?
Hier kann er sie nicht betäuben, erst muss er sie zu seinem Fahrzeug dirigieren, das vielleicht im Parkhaus steht.
Er will ihr etwas zeigen oder geben. Etwas, das er im van/Auto/Lieferwagen hat. Steht direkt drüben am Broadway. Dauert nur eine Minute. Plauder immer weiter, damit sie gar nicht merkt, wohin du mit ihr gehst.
Jetzt sind nur noch vereinzelt Leute auf dem Campus unterwegs. Und ein gewisses Risiko muss bleiben, denn das erhöht den Kick.
Eve machte einen Umweg über das vierstöckige Parkhaus,
das es am Broadway für das College gab. Lehrer und Studenten kauften eine Holo-Marke, die sich an die Windschutzscheibe kleben ließ, und konnten damit kommen und
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