Der Hauch Des Bösen: Roman
entdeckte sie und verzog nach einem Augenblick der Überraschung angesäuert das Gesicht.
»Lieutenant. Brauchen Sie etwas?«
»Dallas!«, juchzte Mavis, schoss auf sie zu und schlang Eve die Arme um den Hals. »Komm rein, und feiere mit.«
Eve schaute in die Richtung, in die ihre Freundin wies, und sah das farbenfrohe Banner mit dem Aufdruck WILLKOMMEN ZU HAUSE, SUMMERSET, das zwischen den eleganten Vorhängen vor seinem Fenster hing.
Auf so etwas kam auch nur Mavis, dachte sie.
»Möchtest du was trinken? Wir haben lauter tolle, eisgekühlte Drinks.« Mavis wirbelte bereits zu einem antiken Servierwagen, auf dem eine Reihe von Behältnissen mit zerstoßenem Eis, Sodawasser und verschiedenfarbigem Sirup stand. »Alles ohne Alkohol«, fügte sie hinzu. »Weil, du weißt schon. Mein kleiner Mitbewohner ist dafür noch zu jung.« Sie tätschelte grinsend ihren Bauch.
»Wie geht es dir?«
»Mir geht es einfach fantastisch. Wunderbar. Leonardo und ich haben gehört, was Summerset passiert ist. Der arme, süße Schatz«, murmelte sie leise, wirbelte zu ihm herum und küsste ihn zärtlich mitten auf den Kopf.
Eve fing leise an zu würgen, als sie die Begriffe Summerset und süßer Schatz in einem Atemzug vernahm.
»Also haben wir ein paar lustige Sachen eingepackt und uns sofort auf den Weg hierher gemacht.«
»Wir waren heute Morgen im Krankenhaus.« Leonardo strahlte Mavis weiter an. Die lange, weiße Hose und das lange, weiße Hemd, was beides locker um seinen beeindruckenden Körper fiel, bildeten zu seiner Haut, die den Ton von feinem Goldstaub hatte, einen herrlichen Kontrast. Ein einzelner dicker Zopf fiel über seine Schulter, der wie das Haar von Mavis eine pinkfarben-blaue Spitze hatte und in den ebenfalls eine Reihe kleiner Glöckchen eingeflochten war.
»Bist du etwa krank?« Eve vergaß kurzfristig ihre Aversion gegen das Zimmer und trat besorgt auf die Freundin zu. »Oder vielleicht das Baby oder so?«
»Nein, uns geht es allerprimstens. Wir hatten nur einen Vorsorgetermin. Und rate, was! Wir haben sogar Bilder mitgebracht.«
»Von was?«
»Von dem Kind, wovon sonst?« Mavis rollte ihre babyblauen Augen. »Willst du sie mal sehen?«
»Tja, nun, ich habe wirklich keine...«
»Hier.« Leonardo zog ein kleines Album aus einer versteckten Tasche seines Hemdes. »Wir haben nur diejenigen mitgenommen, auf denen die Intimbereiche nicht zu sehen sind. Wir sind uns nämlich noch nicht sicher, ob wir wissen wollen, was es ist.«
»Ist nicht der ganze Bereich...« Eve winkte vage in Richtung von Mavis’ Bauch. »... irgendwie intim?«
»Er meint die Bilder, auf denen man sehen kann, ob das Baby einen Penis oder eine Scheide hat.«
»Oh.« Eve spürte regelrecht, wie sie erbleichte. »Meine Güte.«
»Los, sieh dir dein Patenbaby an.« Mavis nahm Leonardo das Album aus der Hand und schlug es auf.
»Ahh, ist das nicht wunderschön? Ist das nicht viel zu schön, als dass man es in Worte fassen kann?«
Eve blinzelte auf etwas, das ein wenig aussah wie ein unterentwickelter, unbehaarter Affe mit einem viel zu großen Kopf. »Wow.«
»Siehst du, du kannst sogar schon die winzigen Fingerchen zählen.«
Es wurde zunehmend unheimlicher, fand Eve. Was zum Teufel machte es mit seinen Fingern in Mavis’ Bauch?
»Leonardo wird die besten Aufnahmen auf Stoff drucken und mir ein paar T-Shirts daraus machen.« Mavis spitzte ihre pinkfarbenen Lippen und warf Leonardo eine Kusshand zu.
»Super. Das wird sicher super. Hm.« Die Bilder machten Eve nervös, und so schielte sie stattdessen zu Summerset. »Eigentlich bin ich nur kurz vorbeigekommen, um zu sehen, wie es läuft.«
»Ich mixe uns erst mal eine Runde Drinks.« Leonardo tätschelte Eve aufmunternd die Schulter.
»Ja, gut, okay. Wo ist eigentlich Roarke?«
»Er ist mit der Pflegerin im Schlafzimmer und schaut, dass es zweckmäßig eingerichtet wird. Mavis und ich werden noch ein bisschen bleiben.«
»Ja sicher.« Mavis nahm gemütlich auf der Armlehne des Rollstuhls Platz. »Wir werden in den nächsten Wochen in der Stadt sein, und wenn Sie möchten, kommen wir, bis Sie wieder fit sind, jeden Tag vorbei. Rufen Sie mich an, wenn Sie sich einsam fühlen oder unglücklich sind. Dann mache ich mich sofort auf den Weg.« Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, tätschelte sie Summersets gesunde Hand.
Eve nippte an dem von Leonardo zubereiteten Getränk. »Tja, ich werde noch kurz zu Roarke gehen, und dann muss ich leider wieder los. Ich habe noch
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