Der Hauch Des Bösen: Roman
Befehl, Madam. Danke, dass Sie mir diese Aufgabe anvertrauen.«
»Gut. Sehen Sie zu, dass Sie nichts vermasseln.« Damit wandte Eve Peabody den Rücken zu und schlenderte, während sie ihr gedanklich die Daumen drückte, auf Hastings zu.
Sie ahnte instinktiv, dass die Spur des Täters hier zu finden war. Peabody hatte sie nur deshalb losgeschickt,
damit sie zusätzliche Erfahrung als Ermittlerin bekam - und momentan nichts weiter tun konnte.
Sie lehnte sich lässig gegen den Fensterrahmen. »Total ätzend, wenn eine Horde Fremder einem alles durchwühlt, nicht wahr?« Sie wartete kurz, während Hastings sie nur weiter böse anfunkelte. »Aber wir können Ihnen das ersparen, wenn Sie mir schlicht erzählen, woher Sie Rachel Howard kennen.«
»Ich habe nie gesagt, dass ich sie kenne. Ich habe lediglich ihr Gesicht schon einmal irgendwo gesehen. Das ist ja wohl nicht strafbar.«
»Haben Sie Aufnahmen von ihr gemacht?«
»Vielleicht.«
»Hier, in Ihrem Studio?«
Eve konnte erkennen, dass er wirklich überlegte, denn er runzelte angestrengt die Stirn. »Nein.«
»Sie war also nie hier oben?«
»Woher zum Teufel soll ich das bitte wissen?«, schnauzte er sie an. »Ständig bringen irgendwelche Leute irgendwelche anderen Leute mit. Weiß der Himmel, was sie davon haben. Wenn ich ein Model oder eine Gruppe engagiere, haben sie meist noch andere im Schlepptau. Meistens schmeiße ich sie sofort wieder raus, aber ab und zu bin ich eben großzügig gestimmt.« Er verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln. »Allerdings bemühe ich mich, dass das nicht allzu oft passiert.«
»Dann verdienen Sie also gut als Fotograf?«
Jetzt schnaubte er verächtlich. »Verdienen Sie gut als Polizistin?«
»Verdammt, nein. Dann fotografieren Sie also allein, weil es Ihnen Spaß macht?« Während sie die Daumen
in die Hosentaschen schob, musste sie sich eingestehen, dass sie diesen Menschen faszinierend fand. »Und Sie fotografieren Menschen, obwohl Sie Menschen eigentlich überhaupt nicht mögen.« Sie nickte. »Kein Problem. Aber das, was wir hier haben, ist ein hübsches junges Mädchen. Und den meisten Männern fallen für hübsche junge Mädchen noch andere Verwendungszwecke als das Fotografieren ein.«
Jetzt bekam er einen puterroten Kopf. »Ich streune garantiert nicht mit dummen Collegegören rum. Um Himmels willen, ich bin vierzig Jahre alt, was also soll ich mit einer kleinen Schülerin? Wenn ich Sex haben will, halte ich mich an LCs. Das ist sauber, professionell, und man schleppt kein emotionales Gepäck mit sich herum. Persönliche Beziehungen sind mir ein Graus.«
Er versucht mit mir zu spielen, dachte Eve leicht amüsiert. »Weil sie die Dinge verkomplizieren. Das kann ich verstehen.«
»Aber ich mag Gesichter«, murmelte er nahezu verschämt. »Zum Beispiel sitze ich jetzt hier und denke, dass Sie mir unglaublich auf die Nerven gehen und mir obendrein den ganzen Tag versaut haben, aber trotzdem gefällt mir Ihr Gesicht. Ich kann Sie verabscheuen, und trotzdem mag ich Ihr Gesicht.«
»Ich habe keine Ahnung, was ich von Ihrem Gesicht halten soll.«
Verächtlich schnaubte er. »Hässlicher geht es wohl kaum. Aber auch diese Hässlichkeit hat ihre Schönheit.« Er betrachtete kurz seine Hände und stieß dann einen unglücklichen Seufzer aus. »Ich habe dieses Mädchen nicht getötet. Ich habe noch nie jemanden
getötet. Ich denke mir gern Methoden aus, um Leute zu ermorden, die mir auf die Nerven gehen. Ich werfe sie in Gedanken von Hochhäusern, koche sie in Öl, sperre sie mit Schlangen in einem dunklen Zimmer ein, lauter derartiges Zeug. Das hilft mir, den Tag zu überstehen.«
»Sie sind ein ganz schön harter Brocken.«
»Sind wir das nicht alle? Aber das Gesicht. Das Gesicht dieses Mädchens. Es wirkte völlig harmlos. Wissen Sie, weshalb ich die meisten Menschen nicht mag, Lieutenant Dallas?«
»Weil sie das Harmlose zerstören.«
»Ja, genau.«
»Lieutenant!« Ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden, winkte McNab sie zu sich heran. »Ich habe sie gefunden.«
Sie ging zu ihm hinüber, blickte auf den Monitor und entdeckte Rachel, die inmitten einer Gruppe anderer junger Menschen stand. Die Mädchen trugen hübsche Kleider, und im Hintergrund war ein prächtiges Blumenarrangement zu sehen. Irgendein förmlicher Anlass, wahrscheinlich eine Hochzeit, überlegte Eve.
Rachel hatte einen Arm um ein anderes Mädchen gelegt, den Kopf zurückgeworfen und ein breites, fröhliches Lächeln im
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