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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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verübeln.“
    „Ihr Cousin ist ziemlich anmaßend!“, brauste Joanna auf und warf Alex quer über die Tanzfläche einen wütenden Blick zu. Da es recht unwahrscheinlich war, dass David bei einer ergreifenden Szene auf dem Totenbett Alex das Versprechen abgenommen hatte, sie zu beschützen – sicher war es genau das Gegenteil gewesen –, konnte sie nur vermuten, dass Alex seinen jungen Cousin vor ihr gewarnt hatte, weil er sie für eine Gefahr für Devlins Tugend hielt. Einen Moment lang beobachtete sie, wie Alex mit Lottie tanzte. Mrs Cummings gelang es, den sittsamen Reigen in etwas weitaus Sinnlicheres zu verwandeln. Joanna fand, sie klammerte sich an Alex wie eine Schlingpflanze. Als sie sah, wie Alex Lotties Finger von seiner Hemdbrust zu lösen versuchte, dachte Joanna, dass Lotties Aufdringlichkeit für ihn nur die gerechte Strafe war.
    „In Ihrer Nachricht heute Nachmittag erwähnten Sie einen Gefallen, Mr Devlin.“ Sie wandte sich wieder ihrem Tanzpartner zu. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein? Wenn es allerdings etwas mit Ihrem Cousin zu tun hat, muss ich Sie wohl vorwarnen, dass ich keinerlei Einfluss auf ihn habe.“
    „Ich verstehe, was Sie meinen, Madam“, meinte Devlin niedergeschlagen. „Alex weiß viel zu genau, was er will, um für den Rat eines anderen empfänglich zu sein.“
    „Sie wollen sagen, er ist arrogant.“
    Devlin wand sich unbehaglich. „So könnte man das wohl auch nennen. Tatsache ist, er ist im Moment nicht gut auf mich zu sprechen, weil ich mein Offizierspatent zurückgegeben habe, um an einer Expedition nach Mexiko teilzunehmen.“ Er sah sie bittend an. „Ich habe mich gefragt, ob Sie vielleicht mit ihm reden und ein gutes Wort für mich einlegen könnten, Madam?“
    „Ich könnte es versuchen“, erwiderte Joanna, „aber dadurch würde alles nur noch schlimmer für Sie, Mr Devlin. Ich fürchte, wenn es darum geht, bei Ihrem Cousin in Ungnade zu fallen, bin ich Ihnen sogar noch meilenweit voraus.“
    Die Schrittfolge des Tanzes führte sie an der Ecke vorbei, in der Merryn saß und sich mit Miss Drayton unterhielt. Joanna merkte, dass Devlin ihre Schwester beobachtete.
    „Tanzt Lady Merryn nicht?“, wollte er wissen.
    „Meine Schwester bevorzugt intellektuellere Beschäftigungen“, erklärte Joanna lächelnd. Merryn war tatsächlich fast ein Blaustrumpf und so unkonventionell, dass sie gar keinen Hehl daraus machte, intelligente Gespräche dem Tanzen vorzuziehen. Dadurch war der Kreis ihrer Freunde jedoch eher klein, und viele Mitglieder der Londoner Gesellschaft – darunter auch Lottie – hielten sie für ein echtes Unikum, weil sie sich so gar nicht für Frivolitäten interessierte.
    Ihr entging nicht, dass Devlin sie überraschend aufmerksam betrachtete. „Das ist schade“, sagte er, „denn ich bin mir sicher, sie wäre eine anmutige Tänzerin. Ich bewundere allerdings Frauen, die anders sind.“
    „Wenn Sie mit Ihr über Schiffsbau diskutieren können, ist Ihnen ihre Anerkennung sicher“, bemerkte Joanna leichthin. Die Musik endete, und sie und Devlin schlossen sich dem begeisterten Applaus der Tänzer an. „Sie hat mit einigen ihrer Freundinnen entsprechende Vorlesungen an der königlichen Akademie besucht.“
    „Tatsächlich?“ Nachdenklich legte er die Stirn in Falten. „Ich habe letzte Woche auch eine besucht, die Vorlesung über die neue Bauweise amerikanischer Fregatten. Dann muss ich Lady Merryn dort gesehen haben, obwohl …“, er zögerte kurz, „ich dachte, ich wäre ihr auf einer ganz anderen Veranstaltung begegnet.“
    „Dann scheinen Sie ja ein gemeinsames Interesse zu haben“, stellte Joanna lächelnd fest. Sie legte Devlin eine Hand auf den Arm. „Ich möchte Ihnen allerdings einen Rat geben, Mr Devlin. Merryn hat den Großteil ihres Lebens auf dem Land verbracht und ist die Lebensweise der Londoner Gesellschaft nicht gewohnt. Es täte mir leid, wenn sie in irgendeiner Form … enttäuscht würde.“
    Wieder nahm sie sein leichtes Stirnrunzeln wahr, dazu einen Ausdruck in seinen Augen, den sie nicht deuten konnte, doch dann glätteten sich seine Züge. Er legte seine Hand auf ihre und drückte sie beschwichtigend. „Seien Sie unbesorgt, Madam. Ich tändele nicht mit jungen Damen …“ Er hielt kurz inne. „Nun ja, die Ehrlichkeit zwingt mich zuzugeben, dass ich das sehr wohl tue, aber ich schwöre Ihnen, ich werde Sie hinsichtlich Ihrer Schwester nicht gegen mich aufbringen.“
    „Devlin.“
    Sie drehte sich um und sah,

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