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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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gewesen; er hatte damit geprahlt und behauptet, es entstammte altem Pomorenadel, obwohl er es in einem Freudenhaus aufgelesen hatte. Wares Männer hatten sich lustig gemacht über die Promiskuität ihres Kapitäns und die Tatsache, dass er selbst auf einer Reise wie dieser die Zeit und die Gelegenheit gefunden hatte, sein unzüchtiges Treiben fortzusetzen. Alex hatte geglaubt, das Mädchen hätte Spitzbergen verlassen und wäre nach Russland zurückgekehrt. Ein Kind hatte Ware nie erwähnt. Alex konnte nur vermuten, dass der nahende Tod seinen Kameraden wachgerüttelt und dazu bewogen hatte, etwas für seine uneheliche Tochter zu tun.
    Churchward las weiter. „‚Nina ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt vier Jahre alt und lebt als Waise im Kloster Bellsund im arktischen Spitzbergen.‘“ Die Stimme des Anwalts begann zu beben. „‚Ich weiß, meine Frau wird entzückt sein über diesen Beweis meiner Fruchtbarkeit …‘“ Churchward verstummte. Alex sah, dass Joanna kreidebleich geworden war, ihre Augen wirkten riesig in dem blassen Gesicht. „Madam …“, stammelte Churchward hilflos.
    „Bitte fahren Sie fort, Mr Churchward“, wiederholte Joanna. Ihre Stimme klang einigermaßen gefasst.
    „‚Zwei Bedingungen sind mit diesem Vermächtnis verknüpft‘“, las Churchward. „‚Erstens muss meine Frau persönlich zum Kloster Bellsund in Spitzbergen reisen, in dem meine Tochter zurzeit untergebracht ist, und mit ihr zusammen nach London zurückkehren, um dort mit ihr zu leben.‘“ Mr Churchward hatte immer schneller gelesen, als könnte er dadurch den Worten etwas von ihrer Wirkung nehmen. Er warf Alex und Joanna einen gehetzten Blick zu, der an den eines Kaninchens in der Falle des Wilderers erinnerte. Seine Hände, die das Schreiben hielten, zitterten heftig. „‚Ich weiß, Joanna wird die Einschränkungen hassen, die ich ihr damit auferlege. Ihre Sehnsucht nach einem Kind ist jedoch so groß, dass sie nicht anders können und größte Unbequemlichkeiten und Gefahren auf sich nehmen wird, um meine Tochter zu retten …‘“ Er hielt inne, als Joanna scharf den Atem einsog. „Madam …“
    Joanna war noch blasser geworden, so blass, dass Alex schon fürchtete, sie könnte ohnmächtig werden. „Er hat ein kleines Kind in ein Kloster abgeschoben“, flüsterte sie. „Wie konnte er nur so etwas tun?“
    Alex stand auf, öffnete die Tür zum Vorzimmer und verlangte ein Glas Wasser. Einer der Angestellten eilte davon, um das Gewünschte zu holen.
    „Frische Luft“, beschloss Mr Churchward und riss das Fenster auf. Durch den entstehenden Luftzug wirbelten die Papiere auf seinem Schreibtisch durcheinander. „Verbrannte Federn, Riechsalz …“
    „Brandy wäre sicher wirkungsvoller“, bemerkte Alex grimmig.
    „An meinem Arbeitsplatz habe ich keinen Alkohol vorrätig“, erwiderte Churchward etwas steif.
    „Ich hätte gedacht, dass Sie ihn bisweilen benötigen könnten“, gab Alex zurück. „Zu Ihrem eigenen, aber auch zum Wohl Ihrer Mandanten, Mr Churchward.“
    „Mit mir ist alles in bester Ordnung“, warf Joanna ein. Sie saß ganz aufrecht da, immer noch blass, aber nun mit einer Würde, die sie zu umgeben schien wie ein Umhang. Alex reichte ihr das Glas Wasser und umfasste dabei ihre Hand, um ihr Halt zu geben. Sie sah ihn kurz nachdenklich an und trank dann gehorsam. In ihre Wangen kam wieder etwas Farbe. „Nun“, meinte sie nach einer Weile, „meinem verstorbenen Mann ist es also gelungen, noch vom Grab aus Einfluss auf mich zu nehmen. Eine bemerkenswerte Leistung.“ Sie richtete den Blick auf Alex. „Wussten Sie, dass David eine uneheliche Tochter hat, Lord Grant?“ Sie stellte das Glas sanft auf den Tisch.
    „Nein“, erwiderte er. „Ich wusste, dass er eine Geliebte hatte, aber nicht, dass diese Frau ihm ein Kind geboren hat. Sie war Russin, angeblich von Pomorenadel. Ich dachte, sie wäre nach Russland zurückgekehrt, aber sie muss kurz vor Ware gestorben sein, wenn das Kind jetzt Waise ist.“
    Joannas Blick war traurig und umwölkt. „Eine russische Adelige“, sagte sie langsam. „Das hat David bestimmt gefallen. Wie sehr hätte das sein Ansehen noch gesteigert!“
    „Die Frau war sehr jung“, erklärte Alex, „und sehr ungestüm und wild. Ihre Familie hatte sie verstoßen, glaube ich.“ Ihm fiel Joannas angespannte Miene auf, und in seinem Innern geriet etwas in Bewegung. „Es tut mir leid“, sagte er und erkannte, dass er es wirklich so meinte. Was immer er auch von

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