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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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alle Mannschaftsmitglieder wunderbare Musiker sind.“
    „Du liebe Güte!“ Joanna sah Alex an. „Ich hatte keine Ahnung, dass Seeleute über so viele Talente verfügen.“
    Alex lachte. „Purchases Leute waren früher alle bei der Marine und sind darin ausgebildet, gut nähen, tischlern, Netze flicken, Schuhe reparieren und barbieren zu können. Dazu beherrscht jeder drei Musikinstrumente“, erklärte er. „Abgesehen davon können sie Schlittengespanne ziehen und mithilfe der Sterne navigieren.“
    „Mein Gott“, murmelte Joanna. „Das wusste ich nicht. Wahrscheinlich nähen sie auch noch viel ordentlicher als ich.“
    Alex zog sie an eine Seite des Decks, als das bunt zusammengewürfelte Orchester eine schnelle Weise anstimmte. Lottie tanzte bereits mit dem Quartiermeister. Die Mannschaft lachte und klatschte in die Hände. Laternen wurden angezündet, die Rumvorräte herumgereicht, und der Alkohol brannte süß und stark in Joannas Kehle. Plötzlich erschien ihr die Nacht noch heller und klarer als vorher. Jemand zog Joanna aus Alex Armen, und sie wirbelte in einem wilden Tanz über das Deck, von einem Arm in den nächsten. Der Himmel wölbte sich blau über ihr, die kühle Nachtluft streifte ihr erhitztes Gesicht, Gelächter klang in ihren Ohren. Alex holte sie sich zurück, und sie tanzten zusammen weiter. Er lehnte Devs lachende Bitte, ihn ablösen zu dürfen, ab und drückte sie so fest an sich, dass sie seinen Herzschlag spüren konnte. Wieder wurde der Rum herumgereicht, und Joanna nahm einen weiteren Schluck. Sie sah, dass Alex den Kopf schüttelte, dabei aber lächelte. Irgendwann war sie erschöpft. Alex breitete eine Decke in einer ruhigen Ecke aus und setzte sich neben Joanna darauf. Das Holz in ihrem Rücken war hart und kalt, aber Alex hatte den Arm um sie gelegt und wärmte sie mit seinem Körper. Sie bettete den Kopf an seine Schulter. Der Himmel über ihr schien sich zu drehen.
    „So ist es wahrscheinlich nicht immer“, meinte sie verträumt. „Im Winter muss es hier unvorstellbar trostlos sein.“
    „Ja“, bestätigte Alex. „In einem Winter, den ich in Spitzbergen verbrachte, gab es da einen jungen Kadetten auf einer von Phipps’ Expeditionen. Wir wurden vom Eis eingeschlossen und dachten, das Schiff würde von den Eisschollen zerquetscht. Es gelang uns, unmittelbar um das Schiff herum das Eis zu zerschlagen, trotzdem gab es für uns keine Möglichkeit, von dort wegzukommen.“ Er lachte kurz auf. „Die Nerven lagen ziemlich blank in jenem Jahr.“
    „Was ist passiert?“, wollte Joanna wissen. Obwohl sie wusste, dass David hier gestorben war, schien es ihr in dieser lauen Nacht und im Schutz von Alex’ Armen schwer vorstellbar, dass dieses Land nicht nur begeistern, sondern auch töten konnte.
    „Unsere vorgesetzten Offiziere hielten uns ganz schön auf Trab“, berichtete Alex. „Ein Hornbläser weckte uns zum Frühstück, danach mussten wir zwei Stunden lang auf dem Eis immer um das Schiff herumlaufen. Wir legten einen Laufpfad an, markierten ihn mit Stangen und stellten Laternen auf. Wir nannten ihn den ‚Weg zur Hölle‘.“
    „Haben alle von euch überlebt?“
    „Das Eis hat uns nicht umgebracht, dafür aber beinahe das Essen“, erwiderte Alex. „Es war Glück, dass wir mit dem Leben davongekommen sind.“
    Joanna schauderte, als wäre Davids Schatten zwischen sie und Alex getreten. Alex sagte nichts, aber sie wusste, dass auch er an seinen Freund dachte. Joanna schmiegte sich enger an ihn und versuchte, die Geister zu verbannen. Einen Moment lang reagierte er nicht, als wollte er die Vertrautheit zwischen ihnen vermeiden, doch dann seufzte er und zog sie an sich. Die Nacht wurde langsam kälter. Joanna zitterte leicht.
    „Ist dir kalt?“, fragte er.
    „Nein. Ich habe Angst.“
    „Vor der Reise?“
    „Vor dem, was uns an ihrem Ende erwartet“, erwiderte Joanna. „Vor all dem Unbekannten.“ Sie drehte den Kopf zur Seite, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Sie wusste nicht, warum sie sich ihm anvertraute. Vielleicht hatte der Rum ihre Zunge gelockert. Er war kein Mann, auf den man einfach so zugehen konnte, dazu war er viel zu reserviert und unnahbar. Die Sonne war jetzt hinter den Bergen verschwunden, und die polare Abenddämmerung warf lange Schatten. Es war unmöglich, seinen Gesichtsausdruck zu erkennen.
    „Du hast so viel auf dich genommen, um Nina zu finden und ihr ein Zuhause zu geben“, sagte er. „Es wäre eher ungewöhnlich, wenn du jetzt,

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