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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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„Purchase braucht mich.“ Damit ging er davon und ließ Alex ratlos zurück. Was um alles in der Welt hatte er eben bloß gesagt?

12. Kapitel
    I ch weiß nicht so recht, was man auf einem Schiff tut, um sich die Zeit zu vertreiben“, sagte Joanna nach dem Abendessen und trank ihren Tee aus einem Metallbecher. Sie und Alex saßen allein in der Messe. Dev und Owen Purchase waren oben an Deck, und Lottie hatte sich zurückgezogen, um ihre Wäsche zu sortieren, die gewaschen werden musste.
    Joanna war überrascht über ihren ordentlichen Appetit gewesen, nachdem sie sich so viele Tage nur von Haferbrei und trockenen Keksen ernährt hatte. Doch dann hatte sie die vom Koch zubereitete Mahlzeit gesehen– eine Art Eintopf aus Erbsen und Rindfleisch, das anders aussah als jedes Fleisch, dass Joanna bisher gegessen hatte. Unter Alex’ strengem Blick hatte sie sich gezwungen, ein paar Löffel davon herunterzuwürgen, ohne sich zu beklagen, und das Ganze mit Bier herunterzuspülen. Das Gebräu hatte schrecklich geschmeckt, aber irgendwie musste sie ja den Geschmack des Essens vertreiben.
    „Du könntest lesen“, schlug Alex vor. „Was ist mit den Büchern, die deine Schwester dir mitgegeben hat?“
    „Ich finde Dr. von Buchs Reisetagebücher sehr trocken“, gestand Joanna. Sie hatte bereits angefangen, einige Seiten davon als Lockenwickelpapier zu benutzen.
    „Und Captain Phipps’ Bericht über seine Expedition?“
    „Voller langweiliger Details über Schiffsrationen und Rumpfverstärkungen durch Balken und Kanthölzer, was immer das auch sein mag“, erwiderte Joanna. „Ich nehme an, du fandest es recht fesselnd, nicht wahr?“
    „Ganz und gar nicht. Der arme Phipps hätte lieber beim Segeln bleiben und das Schreiben einem anderen überlassen sollen.“ Er spielte mit seinem Brandyglas und betrachtete sie so eingehend, dass sie erschauerte. „Wir könnten Schach spielen, wenn du möchtest“, murmelte er. „Oder miteinander reden.“
    Reden.
    Alex’ plötzliches Interesse an ihrer Gesellschaft – außerhalb des Ehebetts – kam Joanna außergewöhnlich vor. Früher am Tag hatte er ihr noch unverblümt mitgeteilt, er habe einzig und allein daran Interesse, einen Erben zu bekommen. Daher hatte sie angenommen, er würde im Bett äußerst aufmerksam sein, ihr sonst aber eher aus dem Weg gehen. In der Tat kannte sie viele Ehepaare, die ihre Ehen nach dem Grundsatz führten, je weniger Konversation, desto besser. Doch jetzt hatte sie den Eindruck, Alex wollte nicht nur mit ihr schlafen, sondern sich tatsächlich mit ihr unterhalten.
    „Wahrscheinlich möchtest du lieber arbeiten“, sagte sie, während er die Schachfiguren aufstellte. „Du kommst mir nicht vor wie ein Mann, der den Müßiggang mag.“
    Sein Lächeln wärmte sie. „Du hast natürlich recht. Ich mag es gar nicht, untätig zu sein. Aber heute Abend möchte ich lieber mit dir zusammen sein.“
    Außergewöhnlich. Joanna konnte sich gar nicht vorstellen, warum er sich so etwas wünschen sollte. Sie merkte, dass sie errötete. Um ihre Verwirrung zu verbergen, nahm sie eine der geschnitzten Schachfiguren in die Hand. Die Figur war cremeweiß und fühlte sich kühl und glatt an. „Sind diese Figuren aus Knochen geschnitzt?“, fragte sie ungläubig.
    „Aus Walknochen, nicht aus menschlichen“, erwiderte Alex. „Spitzbergen ist Walfanggebiet.“ Er sah auf. „Was hast du geglaubt, woher all die modischen Accessoires stammen, die du so liebst?“
    „Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht“, gab sie zu. „Du meinst Dinge wie Griffe für Regen- und Sonnenschirme, Korsettstangen …“
    „Und Öl und Seife“, ergänzte Alex.
    Joanna schüttelte sich. „Von jetzt an werde ich nie wieder ein Korsett tragen.“
    Alex sah sie lächelnd an. „Ich werde mich nicht darüber beklagen.“ Er lehnte sich zurück. „Warte nur, bis du erst einen richtigen Wal siehst“, sagte er, und wieder hörte Joanna den gleichen Stolz und die gleiche Freude aus seiner Stimme heraus wie bei seiner Beschreibung von Spitzbergen. „Sie sind die herrlichsten, Ehrfurcht gebietendsten Geschöpfe des Universums. Ein Blauwal kann ein Schiff mit nur einem Schlag seiner Schwanzflosse versenken, wenn er will.“
    „Und wer könnte ihm das verübeln, wenn Menschen Wale jagen, um Regenschirmgriffe aus ihnen zu machen! Werden wir hier Blauwale zu sehen bekommen?“
    „Wohl kaum. In diesen Gewässern jagt man eher Grönlandwale. Du bist doch auf dem Land aufgewachsen“,

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