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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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fügte er hinzu. „Da bist du sicher an Jagden gewöhnt.“
    „Ich habe mir nie etwas daraus gemacht“, bekannte Joanna. „Ich finde es zu grausam.“ Sie stellte die Schachfigur wieder aufs Brett. „Ich fürchte nur, meinem Onkel gefiel diese Einstellung nicht. Er war ein Jäger der alten Schule.“
    Alex lachte. „Jagen, fischen, fluchen und Predigten halten?“
    „So ungefähr.“ Joanna eröffnete die Partie und rückte ihren Bauern vor. „Ich habe Schach spielen gelernt, weil die einzige Alternative gewesen wäre, seine Predigten zu lesen.“
    In der Messe wurde es still, als sie zu spielen begannen. Joanna betrachtete Alex’ Finger, als er seine Figuren setzte. Lange, kräftige und gebräunte Finger, die sie schon auf ihrer Haut gespürt hatte. Sie erschauerte und zwang sich, sich auf die Partie zu konzentrieren. Sie wollte nicht gegen ihn verlieren. Das Licht in der Messe hatte sich verändert, das helle, fast weiße Tageslicht war weicher und gedämpfter geworden. Owen Purchase hatte ihr erzählt, dass in diesen nördlichen Breitengraden die Sonne im Sommer nicht unterging. Dieses gedämpftere Licht warf einen Schatten auf Alex’ Gesicht und ließ Wangenknochen und Kinn deutlich hervortreten.
    Joanna gewann das Spiel und sah ihm an, dass er überrascht war. „Noch eine Partie?“, fragte sie schüchtern. „Ich würde dir gern die Gelegenheit geben, dich zu revanchieren.“
    Alex rückte seinen Stuhl näher an den Tisch und nahm eine entschlossene Haltung an, während sie die Figuren wieder aufstellte.
    „Du hast nicht damit gerechnet, dass ich gewinne“, vermutete sie und warf ihm einen kurzen Blick zu.
    Er lachte widerwillig auf. „Also gut, ich gebe zu, ich hätte nicht gedacht, dass Schach zu deinen Stärken gehört.“
    „Weil du mich für dumm hältst.“ Joanna gab ihm ein Zeichen, die Partie zu eröffnen, dann zog sie ihren Springer neben seinen Bauern.
    „Raffiniert“, bemerkte Alex. Er sah vom Brett auf. „Und nein, ich habe dich nie für dumm gehalten.“
    „Seicht, oberflächlich und verantwortungslos.“ Joanna nahm sich seinen Bauern.
    „Ja, für all das habe ich dich gehalten“, gab er zu. „Aber ich war voreingenommen.“
    „Und arrogant“, ergänzte Joanna zuckersüß.
    Um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln. „Zugegeben.“
    Ihr fiel auf, dass er sich dieses Mal viel stärker auf das Spiel konzentrierte, und das schmeichelte ihr. Als sie die Rochade ausführte, wurden seine Augen ganz schmal, und er griff erneut an.
    „Schach“, sagte er und verrückte einen Läufer, um sich ihren König zu holen. Danach griff er nach ihrer Hand, und Joanna sah ihm in die strahlend grauen Augen. Kopfschüttelnd entzog sie ihm die Hand wieder.
    „Schachmatt.“ Sie schlug seinen König mit ihrer Königin und genoss Alex’ zutiefst verdatterten Gesichtsausdruck.
    „Hol’s der Teufel!“, murmelte er. „Was für ein Zug war das denn?“
    „Der Triumph der Königin“, erklärte Joanna. „Diesen Zug hat mein Onkel erfunden. Zuerst gab es einen ziemlichen Wirbel darum, Briefe wurden hin und her verschickt, doch zum Schluss einigte man sich darauf, dass er nicht gegen die Regeln verstößt.“
    Alex fuhr mit dem Finger noch einmal die Züge auf dem Brett nach. Sein Blick ruhte nachdenklich auf Joanna, Bewunderung war darin zu erkennen. „Ich hätte es kommen sehen müssen.“
    „Ja, das hättest du.“ Sein Blick machte sie etwas atemlos. „Möchtest du die Gelegenheit einer Revanche, um wenigstens etwas von deinem Stolz zu retten?“
    „Nein, danke.“ Alex neigte den Kopf zur Seite, während Joanna das Spiel wegräumte. „Ich kann es akzeptieren, wenn ich geschlagen bin.“
    „Dann bist du ein sehr ungewöhnlicher Mann“, stellte Joanna fest.
    „Das hoffe ich doch.“
    Die Stille zwischen ihnen vibrierte plötzlich vor lauter unausgesprochenen Möglichkeiten.
    „Ich glaube, ich gehe noch ein wenig an die frische Luft, ehe ich mich zurückziehe“, verkündete Joanna abrupt und erhob sich. Sie wusste, was geschehen würde, und war erschrocken, wie nervös sie das machte. Verzweifelt rief sie sich in Erinnerung, dass sie schon einmal mit ihm geschlafen hatte. Es war schön gewesen. Es war sogar viel mehr als nur schön gewesen. Die Bezeichnung schön wurde dieser Erfahrung nicht im Mindesten gerecht. Sie brauchte wirklich keine Angst zu haben …
    Alex stand ebenfalls auf. „Eine ausgezeichnete Idee“, sagte er. „Ich begleite dich.“
    Panik stieg in Joanna auf.

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