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Der Hausflug

Titel: Der Hausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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niemand würde je erfahren, wo er geblieben war. Wenn er jemals hier herauskam, dann würde er machen, daß er nach Hause kam. Sein Bedarf an Abenteuern war mehr als reichlich gedeckt. „Vati!“ stöhnte er. „Vati!“
    Da merkte er, daß das Wasser sank, langsam zuerst, dann immer schneller, die Brust freigab, den Bauch, die Beine, die Treppe; schließlich verschwand es gurgelnd durch die Klotür.
    „Da sind wir ja noch einmal mit dem Schreck davongekommen“, hörte er Xindy sagen.
    Jonas konnte sich nicht rühren, er war wie versteinert, heulte vor Erschöpfung und 1 Schwäche.
    „Ich kann verstehen, daß du die Nase voll hast“, sagte Xindy. „Schade. Ich hatte mich schon so an dich gewöhnt. Es war schön, nach dieser langen Einsamkeit einen Freund gefunden zu haben. Aber ich verstehe dich. Ich bringe dich jetzt an Land, und sobald ich das Haus repariert habe, fliege ich dich nach Hause.“
    Jonas schluchzte laut. Jetzt vor Rührung über Xindys Worte.
    „Es war nur die Angst“, sagte er. „Wenn du willst, bleibe ich bei dir.“
    „Danke“, sagte Xindy. „Das ist der schönste Augenblick, seit ich auf der Erde bin.“

Das zehnte

    Wie fängt man Aale mit der Hand?
Die Rettung des Riesenhechtes
Auge in Auge
     
    Jonas blickte aus allen Fenstern, nirgends entdeckte er auch nur einen Schimmer vom Raumschiff, dabei war die Sicht jetzt gut. Ein leichter Wind trieb die grauen Nebelschwaden zum Festland hinüber.
    „Es liegt auf dem Meeresgrund“, erklärte Xindy, „in einem Graben zwischen den Sandbänken. Es ist fast völlig mit Schlick bedeckt, so muß ich keinen Treibstoff verbrauchen, um es unsichtbar zu machen, das kostet nämlich eine Menge Energie. Soll ich dich an Land bringen, bis ich das Haus repariert habe?“
    „Nein“, sagte Jonas, „ich werde inzwischen saubermachen. Das ist verdammt nötig.“
    In allen Zimmern lagen Tang und Seegras, Muschelschalen und Schlick auf dem Boden. Und Quallen. Zum Glück war kaum etwas an den Wänden hängengeblieben, nur oben auf den Möbeln. Jonas zog als erstes die Betten ab, hängte sie und die Bezüge über Stühle zum Trocknen. Dann holte er Eimer und Besen, Handfeger und Schaufel. Sein Blick fiel durch die halboffene Klotür. Der Fußboden war aufgerissen, die zersplitterten Dielenbretter zeigten noch, wie groß das Loch gewesen war. Jetzt verschloß eine durchsichtige Schicht den Spalt, durch die Jonas auf das Meer hinunterblicken konnte, das mindestens zehn Meter unter dem Haus lag.
    Wenn er nur Wasser hätte, um gründlich aufzuwischen. Soviel Wasser rundum, aber nicht ein bißchen zum Saubermachen; das im Kanister würde nicht einmal reichen, die Möbel abzuseifen. Also fegte Jonas die Spuren der Überschwemmung zusammen.
    Das Schlimmste waren die Quallen. Sie ließen sich kaum auf die Schaufel bugsieren und rutschten immer wieder hinunter. Jonas blieb nichts anderes übrig, als seinen Abscheu vor Quallen zu überwinden und mit beiden Händen zuzupacken. Eimer für Eimer voll Tang, Seegras, Schlick und Quallen schüttete Jonas ins Klobecken. Als er das Schlafzimmer saubermachen wollte, erwartete ihn eine Überraschung: eine armdicke, lange Schlange.
    Das war ja ein Aal! Jonas wollte ihn packen, doch der Aal glitschte ihm aus den Fingern und verschwand unter das Bett. Jonas nahm den Besen und bückte sich, um ihn wieder hervorzustochern, da sah er, daß sich unter den Betten noch über ein Dutzend Aale auf dem Boden wanden.
    War es schon schwierig gewesen, die Quallen aus dem Haus zu entfernen, die Aale hinauszuwerfen schien unmöglich zu sein. Immer wieder glitten sie ihm durch die Finger. Ruhig Blut, sagte sich Jonas. Ein Breesemann weiß sich in jeder Situation zu helfen.
    Die Lösung war verblüffend einfach. Jonas legte den Eimer auf den Boden, schob einen Aal mit der Hand hinein und richtete den Eimer dann blitzschnell auf. Jetzt konnte er den Aal durch das Klo ins Meer schütten. Ob er den Sturz aus dieser Höhe überlebte? Aber Aale sollten ja unheimlich zähe sein. Eigentlich verrückt, dachte er. Welch ein Aufsehen würde er zu Hause mit solchen Aalen erregen, hier mußte er sie ins Klo schütten!
    Er überlegte, ob er sie nicht in einem Eimer aufheben und Vater mitbringen konnte. Vater aß leidenschaftlich gern Aal, Aal in jeder Form: grün gekocht in Dillsoße, gebraten, sauer eingelegt, geräuchert – Vater schimpfte oft, daß Aal so sündhaft teuer war, und in Fichtenberg und Umgebung gab es nirgends Aal zu angeln. Aber sie

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