Der Hausflug
würde Phlochl auf dem Meeresboden oder im Gebirge oder in einer Wüste finden, irgendwo, wo mich niemand sehen würde. Bei uns gibt es fast überall Phlochl, auch auf anderen Planeten, doch auf der Erde? Ich habe euren Planeten jetzt mehrfach umrundet, in unterschiedlichen Höhen. Ich habe nur noch eine Hoffnung: daß Phlochl im Innern der Erde vorkommt und von euch heraufgeholt wird. Ich muß also ein Bergwerk finden, das Phlochl fördert, und von da kann ich es bestimmt nicht nehmen, ohne aufzufallen.“
„Du kannst dich doch unsichtbar machen!“
„Nein. Der Apparat dafür ist zu groß und zu schwer, um ihn bei mir zu tragen. Sobald ich das Haus verlasse, kann jeder mich sehen. Ich brauche einen Menschen, der mir das Phlochl beschafft, wenn ich es gefunden habe.“
„Warum wendest du dich nicht an einen Erwachsenen?“ fragte Jonas erstaunt. „Vater, zum Beispiel…“
„Kein Erwachsener!“ unterbrach Xindy. „Das habe ich schon versucht. Die ersten beiden Menschen, denen ich mich zeigte, sind schreiend weggelaufen…“
„Kunststück! So, wie du aussiehst.“
„Das hat kein Mensch vor dir gesehen“, erklärte Xindy. „Ich trug doch meinen Skaphander.“
„Trotzdem“, sagte Jonas. Bestimmt wäre auch er ausgerissen, wenn plötzlich eine Rieseneidechse im Raumanzug vor ihm geständen hätte, bestimmt hätte er das für ein Gespenst gehalten.
„Beim dritten Versuch fand ich einen Mann, der bereit war, mir zuzuhören. Er wollte mich sogar mit seinem Auto zu einem Ort bringen, wo ich angeblich Phlochl finden könnte. Dabei wußte er nicht einmal, was das ist. In Wirklichkeit wollte er mich nur in irgendein Institut bringen und mich dort einsperren. Als ich sagte, ich wolle wieder aussteigen, holte er einen Revolver aus einer Klappe seines Autos.“
„Aus dem Handschuhfach“, erklärte Jonas. „Trug der Mann Uniform?“
„Ja, ich glaube. Und er hätte tatsächlich auf mich geschossen. Ich konnte ja seine Gedanken lesen. Dieses Monster, so dachte der Mann, darf ich um keinen Preis wieder laufenlassen. – Ich mußte ihn betäuben, um zu entkommen.“
„Aber er weiß nun, daß es dich gibt!“
„Keine Angst, er wird niemandem etwas sagen.“
„Hast du ihn etwa…?“
„Umgebracht? Nein. Ich habe die Erinnerung an unsere Begegnung aus seinem Gedächtnis gelöscht.“
„Er kann sich an nichts mehr erinnern?“
„An gar nichts“, sagte Xindy. Jonas erschrak. Würde Xindy es bei ihm auch so machen?
„Nein“, sagte Xindy. „Du würdest ja nie etwas tun, was mir schaden könnte, das weiß ich inzwischen.“
„Ganz bestimmt nicht“, versicherte Jonas.
„Die Sache in dem Auto hatte mir gezeigt, daß ich mich keinem Erwachsenen anvertrauen durfte“, sagte Xindy. „Das Risiko ist zu groß. Deshalb habe ich gewartet, bis ein Kind vorbeikam. Du! Und als du gestern nicht nur mit dem Haus fliegen wolltest, sondern dich mit ihm wie mit deinesgleichen unterhalten hast, da war ich sicher, du würdest mir helfen, Phlochl zu bekommen.“
„Bestimmt ist es Uran“, meinte Jonas.
„Nein, nicht Uran.“
„Oder Radium? Radium ist selten und wird aus der Erde geholt.“
„Weißt du, wo?“
„In Afrika, zum Beispiel, das weiß ich von Vater. In Südafrika und auch im Kongo. Warum schwatzen wir hier eigentlich noch und vergeuden die Zeit?“
„Stimmt“, sagte Xindy, „unterhalten können wir uns auch während des Fluges.“
„Also auf nach Afrika!“
„Wir sind bereits unterwegs.“ Tatsächlich, die Spitze des Mont Blanc lag schon schräg unter ihnen.
„Irgend etwas ist nicht in Ordnung“, sagte Xindy. „Wir verlieren an Wärme, und wir verbrauchen plötzlich so viel Energie.“ Jonas merkte nichts, höchstens, daß es etwas fußkalt geworden war, aber das war in dieser Höhe wohl kein Wunder.
„Ich muß wissen, was los ist“, erklärte Xindy. „Ich schalte mich aus.“
Jonas nutzte die Zeit und machte sich Mittagessen, er kochte einen Beutel Reis und wärmte die Klopse aus der Dose auf. Er hatte fast alles gegessen, als Xindy sich meldete.
„Das Haus hat ein Leck im Boden. Ich kann es hier nicht reparieren, wir müssen zurück zum Raumschiff.“
„Prima“, rief Jonas, „du zeigst es mir doch?“
„Wie denn? Du würdest tot umfallen, sobald du es betrittst. So giftig die Luft auf der Erde für mich ist, so giftig ist die des Chlm für dich, ganz abgesehen von der Temperatur. Ich fürchte, du würdest bei lebendigem Leibe gebraten.“
„Schade“,
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