Der Hausflug
weil ihm inzwischen eines klar geworden war: Er war an eine Welt geraten, deren Bewohner noch Waffen produzierten und Kriege führten.
Wie würden ihn diese nackthäutigen, behaarten, kriegerischen Monster empfangen? Würden sie nicht versuchen, ihn einzusperren, um hinter die Geheimnisse seines Raumschiffes zu kommen?
Auch das, so hat er Jonas erklärt, gehört zu den Gesetzen der Astronauten: Laß keiner Zivilisation Wissen in die Hände fallen, das für sie verhängnisvoll werden kann.
Die Erde, das wissen wir selbst, ist heutzutage schon bedroht genug. Ein Atomkrieg würde wahrscheinlich alles Leben auf unserem Planeten, bestimmt aber die Menschen vernichten. Welche. Gefahr, wenn nun das Wissen der Chlmianer den Kriegslüsternen in die Hände fiele! Schon das Geheimnis, sich unsichtbar machen zu können, würde zu einer Katastrophe führen. Xindy mußte versuchen, ohne die Hilfe der Menschen auszukommen.
Er suchte sich für die Landung ein Meer aus, in dem es keine großen Wellen und so gut wie keine Ebbe und Flut gab, die Ostsee. Eine Stelle voller Sandbänke, wo keine Schiffe verkehrten.
Die Luft zu ergänzen war kein Problem. Die Atmosphäre der Erde, das Wasser der Ostsee und der Meeresboden enthielten alle Elemente, aus denen die Apparaturen an Bord des Raumschiffes chlmianische Luft produzieren konnten, auch Treibstoff – nach dem, was Xindy Jonas erzählt hat, denke ich, daß das Raumschiff mit Wasserstoff angetrieben wurde –, aber die Antriebe des Raumschiffes brauchten noch einen zweiten Stoff: Phlochl.
Xindy war völlig verzweifelt, als er weder auf dem Meeresboden noch auf dem Festland auch nur eine Spur von Phlochl entdecken konnte. Sollte er auf einem Planeten gelandet sein, auf dem es dieses Element nicht gab? Dann war er verloren. Nie würde er seine Heimat wiedersehen.
Das neunte
Was mag Phlochl sein?
Warum Xindy Jonas suchte Hilfe, das Haus sinkt!
„Das schlimmste“, sagte Xindy, „das schlimmste war die Einsamkeit.“
Jonas liefen die Tränen über die Wangen. Er war froh, daß Xindy schwieg, ihm Zeit zur Besinnung ließ; er hätte nichts mehr hören können, nicht jetzt.
Er ging in die Küche, mischte sich Sirupwasser, trank in keinen, bedächtigen Schlucken.
Die Sonne stand bereits hoch über den Bergen, ihre Strahlen glitzerten über Schnee und Gletschereis. Wie mochte es auf dem Chlm aussehen, so ähnlich wie auf der Erde? War der Himmel dort auch blau? Wie lebten sie auf dem Chlm, was aßen, was tranken, was spielten sie, wie war dort die Schule… Tausend Fragen fielen ihm ein.
„Auch ich möchte so vieles von dir wissen“, sagte Xindy. „Wir werden noch genug Zeit haben, uns Fragen zu stellen. Jetzt nur eine, die wichtigste: Willst du mir helfen?“
„Ja“, sagte Jonas. „Was soll ich tun?“
„Du sollst mir helfen, Phlochl zu finden.“
„Und was soll das sein?“
„Ich weiß nicht, wie es in eurer Sprache heißt. Der Übersetzungs-Computer hat das richtige Wort noch nicht entdeckt; es ist bisher in keiner der Rundfunk- und Fernsehsendungen aufgetaucht. Phlochl ist ein Edelmetall.“
„Vielleicht Gold?“ meinte Jonas.
„Nein, kein Gold.“
„Silber?“
„Es sieht so ähnlich wie Silber aus“, sagte Xindy, „aber es hat eine andere Festigkeit.“
„Platin?“
„Nein, auch nicht Platin.“
„Mehr Edelmetalle kenne ich nicht“, gestand Jonas. „Wie soll ich dein Phlochl denn finden, wenn ich nicht einmal weiß, was es ist?“
„Ich habe einen Suchapparat hier im Haus installiert, der zeigt sofort an, wenn wir über Phlochl fliegen. Das war der Grund, warum ich mir das Haus genommen und zu einer Hilfslandefähre umgebaut habe; an der Küste stehen ja eine Menge verlassener Häuser herum…“
„Das sind Urlaubshäuser“, erklärte Jonas, „nur im Winter sind sie leer.“
„Hier in der Dachkammer“, fuhr Xindy fort, „habe ich alles, was ich brauche, um auf der Erde existieren zu können. Es ist nicht nur eure giftige Luft, mußt du wissen, es ist auch entsetzlich kalt hier.“
„Es war Winter! Du hättest auf der südlichen Halbkugel landen sollen“, meinte Jonas, „da ist jetzt Sommer.“
„Das macht keinen großen Unterschied für mich. Die Erde ist ein Planet, wo ich ohne Skaphander oder eine hermetisch abgeschlossene Kabine, wie ich sie mir hier gebaut habe, im Nu ersticken und erfrieren würde.“
„Sag mal, Xindy, wenn du diesen Suchapparat hast, wozu brauchst du dann einen Menschen?“
„Ich dachte, ich
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