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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Lass dir das eine Lehre sein, Dummkopf. Dir und Deinesgleichen steht es nicht zu, sich mit Drachen oder ihren Eiern anzulegen.
    »Fast sieht es aus, als wäre sie aus Schnee gebaut.«
    Dunk drehte sich um. Johan der Fiedler stand hinter ihm und lächelte in seiner Seide und dem Goldtuch. »Was ist aus Schnee gebaut?«
    »Die Burg. All der weiße Stein im Mondlicht. Wart Ihr je nördlich der Eng, Ser Duncan? Man hat mir gesagt, dort gebe es sogar im Sommer Schnee. Habt Ihr die Mauer schon gesehen?«
    »Nein, M’lord.« Warum redet er über die Mauer? »Dorthin bin ich mit Ei unterwegs. In den Norden, nach Winterfell.«
    »Ich wünschte, ich könnte mich Euch anschließen. Ihr könntet mir den Weg zeigen.«
    »Den Weg?« Dunk runzelte die Stirn. »Immer den Königsweg entlang. Wenn Ihr immer auf der Straße bleibt und weiter nach Norden geht, könnt Ihr Winterfell gar nicht verfehlen.«
    Der Fiedler lachte. »Vermutlich nicht… obwohl es Euch bestimmt überraschen würde, was manche Männer alles verfehlen.« Er ging zur Brustwehr und schaute hinaus auf die Burg. »Es heißt, die Nordmänner wären ein wildes Volk, und ihre Wälder voller Wölfe.«
    »M’lord? Warum seid Ihr hier heraufgekommen?«
    »Alyn hat mich gesucht, und ich wollte nicht von ihm gefunden werden. Wenn er getrunken hat, wird er lästig. Ich habe gesehen, wie Ihr Euch aus dem Schlafgemach des Schreckens verdrückt habt, und da bin ich Euch gefolgt. Ich habe zu viel Wein getrunken, das räume ich ein, aber noch nicht genug, um einen nackten Butterquell zu ertragen.« Er lächelte Dunk rätselhaft an. »Ich habe von Euch geträumt, Ser Duncan. Noch ehe wir uns getroffen haben. Als ich Euch auf der Straße gesehen habe, habe ich Euer Gesicht sofort erkannt. Es war, als wären wir alte Freunde.«
    Dunk hatte ein seltsames Gefühl, so, als hätte er diesen Augenblick schon einmal erlebt. Ich habe von Euch geträumt, hat er gesagt. Meine Träume sind nicht wie Eure, Ser Duncan. Meine sind wahr. »Ihr habt von mir geträumt?«, fragte er und lallte ein wenig. »Was für eine Art Traum?«
    »Na ja«, begann der Fiedler, »ich habe geträumt, Ihr wärt von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet und von Euren breiten Schultern würde ein langer heller Mantel herabwallen. Ihr wart ein Weißes Schwert, Ser, ein Geschworener Bruder der Königsgarde, der größte Ritter der Sieben Königslande, und Ihr habt nur zu dem Zweck gelebt, Euren König zu bewachen, ihm zu dienen und ihm zu gefallen.« Er legte Dunk eine Hand auf die Schulter. »Ihr habt denselben Traum geträumt. Ich weiß es.«
    Das stimmte. Beim ersten Mal, als mir der alte Mann erlaubte, sein Schwert zu halten. »Jeder Junge träumt davon, in der Königsgarde zu dienen.«
    »Doch nur sieben Jungen wachsen heran, um den weißen Mantel zu tragen. Wärt Ihr gern einer davon?«
    »Ich?« Dunk schüttelte die Hand des Lords ab, denn dieser hatte angefangen, seine Schulter zu kneten. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.« Die Ritter der Königsgarde dienten ihr Leben lang und schworen, keine Frau zu nehmen und kein Land zu besitzen. Vielleicht finde ich Tanselle eines Tages wieder. Warum sollte ich keine Frau haben und Söhne bekommen? »Es spielt doch keine Rolle, wovon ich träume. Nur ein König kann einen Ritter in die Königsgarde berufen.«
    »Das heißt dann wohl, dass ich erst den Thron erobern muss. Dabei würde ich Euch viel lieber das Fiedeln beibringen.«
    »Ihr seid betrunken.« Und die Krähe hat den Raben schwarz genannt.
    »Wunderbar betrunken. Der Wein macht alles möglich, Ser Duncan. Ihr würdet gut aussehen in Weiß, glaube ich, aber wenn Euch die Farbe nicht gefällt, möchtet Ihr vielleicht lieber ein Lord werden?«
    Dunk lachte ihm ins Gesicht. »Nein, lieber würde ich mir große blaue Flügel wachsen lassen und davonfliegen. Das eine ist so wahrscheinlich wie das andere.«
    »Jetzt verspottet Ihr mich. Ein wahrer Ritter würde seinen König nicht verspotten.« Der Fiedler klang verletzt. »Ich hoffe, Ihr schenkt meinen Worten mehr Glauben, wenn Ihr seht, wie der Drache schlüpft.«
    »Ein Drache wird schlüpfen? Ein lebendiger Drache ? Wo, hier?«
    »Ich habe davon geträumt. Ich habe diese leuchtend weiße Burg gesehen, Euch und einen Drachen, der aus seinem Ei schlüpft. Das alles habe ich geträumt, so wie ich einst meine Brüder im Traum tot am Boden liegen sah. Sie waren zwölf und ich war erst sieben, deshalb lachten sie mich aus und starben. Jetzt bin ich zweiundzwanzig und

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