Der Heckenritter von Westeros
vertraue meinen Träumen.«
Dunk erinnerte sich an ein anderes Turnier, erinnerte sich, wie er mit einem anderen Prinzen durch milden Frühlingsregen gegangen war. Ich habe von Euch und einem toten Drachen geträumt, hatte Eis Bruder Daeron zu ihm gesagt. Einer großen Bestie, riesig, mit so großen Schwingen, dass sie diese Wiese bedecken könnten. Sie war auf Euch gefallen, aber der Drache war tot, und Ihr wart am Leben. Und tot war er, der arme Baelor. Träume waren heimtückischer Baugrund. »Wie Ihr sagt, M’lord. Bitte entschuldigt mich.«
»Wohin geht ihr, Ser?«
»Ins Bett, schlafen. Ich bin betrunken wie ein Hund.«
»Seid mein Hund, Ser. Die Nacht ist voller Verheißungen. Wir können zusammen heulen und sogar die Götter wecken.«
»Was wollt Ihr von mir?«
»Euer Schwert. Ich werde Euch zu meinem Mann machen und Euch weit emporheben. Meine Träume lügen nicht, Ser Duncan. Ihr bekommt den weißen Mantel, und ich muss das Drachenei haben. Ich muss , das haben mir meine Träume deutlich gezeigt. Vielleicht wird der Drache aus dem Ei schlüpfen, oder sonst …«
Hinter ihnen stieß jemand die Tür hart auf. »Hier ist er, Mylord.« Zwei Wachen traten aufs Dach. Lord Gormon Gipfel war direkt hinter ihnen.
»Gormy«, lallte der Fiedler. »Was macht Ihr denn in meinem Schlafzimmer, Mylord?«
»Dies ist ein Dach, und Ihr habt zu viel Wein getrunken.« Lord Gormon gab den Wachen einen scharfen Wink, und die Männer traten vor. »Gestattet uns, Euch zu helfen, den Weg ins Bett zu finden. Ihr tjostiert morgen, wie Ihr Euch vielleicht erinnert. Kerbel Pimm könnte sich als gefährlicher Gegner erweisen.«
»Ich hatte gehofft, mit dem guten Ser Duncan hier zu tjostieren.«
Gipfel sah Dunk unfreundlich an. »Vielleicht später. Für den ersten Tjost habt Ihr Kerbel Pimm gezogen.«
»Dann wird Pimm fallen! So wie alle anderen auch! Der geheimnisvolle Ritter setzt sich gegen alle Herausforderer durch, und alle Welt bewundert ihn.« Eine Wache packte den Fiedler am Arm. »Ser Duncan, mir scheint, wir müssen uns trennen«, rief er, während man ihm die Treppe hinunterhalf.
Nur Lord Gormon blieb bei Dunk auf dem Dach. »Heckenritter«, knurrte er, »hat Eure Mutter Euch nicht beigebracht, dem Drachen nicht die Hand ins Maul zu legen?«
»Ich habe meine Mutter nie kennengelernt, M’lord.«
»Das wäre eine Erklärung. Was hat er Euch versprochen?«
»Den Titel eines Lords. Einen weißen Mantel. Große blaue Flügel.«
»Passt auf, was ich Euch verspreche: einen Meter kalten Stahl im Bauch, wenn Ihr nur ein Wort über das verliert, was hier gerade geschehen ist.«
Dunk schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen. Aber das half kaum. Er beugte sich vor und übergab sich.
Von dem Erbrochenen spritzte etwas auf Gipfels Stiefel. Der Lord fluchte. »Heckenritter«, rief er angewidert, »für Euch ist hier kein Platz. Kein wahrer Ritter ist so unhöflich und kommt uneingeladen, aber Ihr Geschöpfe der Hecke …«
»Wir sind nirgendwo erwünscht und tauchen überall auf, M’lord.« Der Wein machte Dunk kühner, sonst hätte er seine Zunge im Zaum gehalten. Er wischte sich die Lippen mit dem Handrücken ab.
»Vergesst nicht, was ich Euch gesagt habe, Ser. Sonst könnte es übel für Euch ausgehen.« Lord Gipfel schüttelte das Erbrochene von seinem Stiefel. Dann war er verschwunden. Dunk lehnte sich wieder an die Brustwehr. Er fragte sich, wer verrückter war, Lord Gormon oder der Fiedler.
Als er wieder in der Halle angekommen war, fand er von seinen Gefährten nur noch Maynard Pflum vor. »Hatte sie Mehl auf den Zitzen, als man ihr die Unterwäsche ausgezogen hat?«, wollte er wissen.
Dunk schüttelte den Kopf, schenkte sich einen Becher Wein ein, probierte ihn und entschied, dass er genug getrunken hatte.
Butterquells Haushofmeister hatte für die Lords und Ladys Zimmer im Bergfried freigemacht und für das Gefolge in den Unterkünften der Wachen Betten aufgestellt. Alle anderen Gäste mussten sich zwischen einer Strohmatratze im Keller oder einem Platz an der Westmauer entscheiden, wo sie ihren Pavillon aufbauen konnten. Das bescheidene Zelt aus Segeltuch, das Dunk in Steinsepte erworben hatte, war kein Pavillon, aber es schützte vor Regen und Sonne. Manche ihrer Nachbarn waren noch wach, und die Seidenwände ihrer Pavillons leuchteten wie bemalte Laternen in der Nacht. Aus einem blauen Pavillon, der mit Sonnenblumen bedeckt war, ertönte Lachen, und das Stöhnen Liebender hörte man aus einem mit
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