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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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wünscht.«
    Das Braun des alten Mannes war Dunk stets zu düster vorgekommen. »Das Feld sollte die Farbe des Sonnenuntergangs haben«, sagte er plötzlich. »Der alte Mann hat Sonnenuntergänge gemocht. Und das Symbol …«
    »Eine Ulme«, sagte Ei. »Eine große Ulme, wie die am Teich, mit einem braunen Stamm und grünen Ästen. «
    »Ja«, sagte Dunk. »Das würde gehen. Eine Ulme … aber mit einer Sternschnuppe darüber. Kannst du das malen?«
    Das Mädchen nickte. »Gebt mir den Schild. Ich bemale ihn noch heute Abend.«
    Dunk gab ihn ihr. »Man nennt mich Ser Duncan den Großen.«
    »Ich bin Tanselle«, sagte sie lachend. »Tanselle Zu-Groß, haben die Jungs mich genannt.«
    »Du bist nicht zu groß«, stieß Dunk hervor. »Du bist genau richtig für …« Er merkte, was er im Begriff war zu sagen, und errötete heftig.
    »Für?«, fragte Tanselle und legte den Kopf schief.
    »Puppen«, sagte er lahm.
    Der erste Tag des Turniers dämmerte strahlend und klar. Dunk kaufte einen Sack voll Lebensmittel, so dass sie Gänseeier, Röstbrot und Speck zum Frühstück essen konnten, aber als das Essen zubereitet war, stellte er fest, dass er keinen Appetit hatte. Sein Bauch fühlte sich hart wie ein Brett an, obwohl er wusste, dass er heute nicht reiten würde. Das Recht der ersten Herausforderung ging an Ritter von höherer Geburt und größerem Ruhm, an Lords und ihre Söhne und die Sieger anderer Turniere.
    Ei schwatzte während des ganzen Frühstücks und erzählte von diesem Mann und jenem Mann und wie es ihnen wohl ergehen mochte. Er hat mich nicht auf den Arm genommen, als er sagte, dass er jeden guten Ritter der Sieben Königslande kennt, dachte Dunk wehmütig. Er fand es demütigend, dass er den Worten eines dürren Waisenjungen so gebannt lauschte, aber Eis Wissen konnte ihm zugutekommen, sollte er einem dieser Männer im Turnier gegenüberstehen.
    Die Aue war eine brodelnde Masse von Menschen, die alle versuchten, sich nach vorn zu drängeln, damit sie besser sehen konnten. Dunk war so gut im Drängeln wie alle anderen und größer als die meisten. Er zwängte sich bis zu einer sechs Meter vom Zaun entfernten Anhöhe durch. Als Ei sich beschwerte, dass er nichts als Ärsche sehen konnte, setzte Dunk den Jungen auf seine Schultern. Auf der anderen Seite des Felds fanden sich auf der Zuschauertribüne die hochgeborenen Lords und Damen ein, ein paar reiche Leute aus der Stadt und zwanzig Ritter, die beschlossen hatten, heute nicht anzutreten. Von Prinz Maekar sah er keine Spur, aber er erkannte Prinz Baelor an Lord Aschfurts Seite. Sonnenlicht funkelte golden von der Schulterspange, die seinen Mantel hielt, und der schmalen Krone um seine Schläfen, aber ansonsten kleidete er sich weitaus schlichter als die meisten Lords. Er sieht mit diesem dunklen Haar eigentlich nicht wie ein Targaryen aus. Dunk machte Ei gegenüber eine entsprechende Bemerkung.
    »Es heißt, er sähe seiner Mutter ähnlich«, erinnerte der Junge ihn. »Sie war eine Dornische Prinzessin.«
    Die fünf Recken hatten ihre Zelte am nördlichen Ende des Geländes errichtet, so dass sie den Fluss hinter sich hatten. Die beiden kleinsten waren orangerot, die Schilder, die davor hingen, zeigten Sonne und Sparren auf weißem Grund. Das mussten Lord Aschfurts Söhne Androw und Robert sein, Brüder der Schönen Maid. Dunk hatte noch keine anderen Ritter von ihren Ruhmestaten reden hören, was bedeutete, dass sie wahrscheinlich als Erste fallen würden.
    Neben den orangeroten Zelten stand ein dunkelgrünes, das sehr viel größer war. Die goldene Rose von Rosengarten flatterte darüber, und dasselbe Symbol prangte auf dem großen grünen Schild vor der Tür. »Das ist Leo Tyrell, Lord von Rosengarten«, sagte Ei.
    »Das weiß ich«, gab Dunk verärgert zurück. »Der alte Mann und ich haben in Rosengarten gedient, bevor du überhaupt auf der Welt warst.« Er konnte sich selbst kaum an dieses Jahr erinnern, aber Ser Arlen hatte oft von Leo Langdorn gesprochen, wie er manchmal genannt wurde; trotz seines silbernen Haars ein unvergleichlicher Turnierkämpfer. »Das neben dem Zelt muss Lord Leo sein, der schlanke Graubart in Grün und Gold.«
    »Ja«, sagte Ei. »Ich habe ihn einmal in Königsmund gesehen. Mit ihm solltet Ihr Euch besser nicht messen, Ser.«
    »Junge, ich kann auf deinen Rat, mit wem ich mich messen soll und mit wem nicht, gut verzichten.«
    Das vierte Zelt war aus rautenförmigen Stoffstücken zusammengenäht, abwechselnd rot und weiß.

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