Der Heckenritter von Westeros
werden dieselben benutzen«, sagte Ser Umfried Biengraben. Hinter ihm bat der Septon die Sieben, herabzuschauen und diesen Streit zu entscheiden und den Männern den Sieg zu gewähren, deren Sache gerecht war.
»Nein«, sagte Baelor. »Wir werden uns statt dessen mit Turnierlanzen bewaffnen.«
»Turnierlanzen sind so gemacht, dass sie brechen«, wandte Raymun ein.
»Sie sind aber auch dreieinhalb Meter lang. Wenn unsere Spitzen treffen, können ihre uns nicht berühren. Zielt auf Helm oder Brust. In einem Turnier gilt es als ritterlich, die Lanze am Schild eines Gegners zu zerbrechen, aber hier könnte das den Tod bedeuten. Wenn wir sie von den Pferden werfen und selbst im Sattel bleiben können, ist der Vorteil auf unserer Seite.« Er blickte Dunk an. »Wenn Ser Duncan getötet wird, geht man davon aus, dass die Götter ihn für schuldig befunden haben, und der Wettstreit ist zu Ende. Wenn beide Ankläger getötet werden oder ihre Anschuldigung widerrufen, gilt dasselbe. Andernfalls müssen alle sieben einer Seite sterben oder sich ergeben, damit der Kampf zu Ende ist.«
»Prinz Daeron wird nicht kämpfen«, sagte Dunk.
»Jedenfalls nicht gut«, erwiderte Ser Lyonel lachend. »Aber für ihn müssen wir uns mit drei Weißen Schwertern auseinandersetzen.«
Baelor reagierte gelassen. »Mein Bruder hat einen Fehler gemacht, als er verlangte, dass die Königsgarde für seinen Sohn kämpft. Ihr Eid verbietet ihnen, einen Prinzen von Geblüt zu verletzen. Glücklicherweise bin ich selbst einer.« Er lächelte sie verhalten an. »Haltet mir die anderen lange genug vom Leibe, dann werde ich mich um die Königsgarde kümmern.«
»Mein Prinz, ist das ritterlich?«, fragte Ser Lyonel Baratheon, als der Septon seine Predigt beendet hatte.
»Das werden uns die Götter wissen lassen«, antwortete Baelor Speerbrecher.
Ein erwartungsvolles Schweigen hatte sich über die Aue von Aschfurt gesenkt.
Achtzig Meter entfernt wieherte Aerions Hengst vor Ungeduld und scharrte in dem schlammigen Boden. Im Vergleich dazu war Donner sehr ruhig; er war ein älteres Pferd, Veteran von an die fünfzig Kämpfen, und wusste, was von ihm erwartet wurde. Ei gab Dunk seinen Schild. »Mögen die Götter mit Euch sein, Ser«, sagte der Junge.
Der Anblick der Ulme und der Sternschnuppe spendete ihm Mut. Dunk schob den linken Arm durch den Gurt und legte die Finger um den Griff. Eich’ und Eisen, schützt mich gut, sonst end’ ich in der Höllenglut. Der Stählerne Pat brachte ihm seine Lanze, aber Ei bestand darauf, dass er derjenige war, der sie Dunk in die Hand legte.
Auf beiden Seiten nahmen seine Gefährten ihre eigenen Lanzen und stellten sich in einer langen Reihe auf. Prinz Baelor stand rechts von ihm, Ser Lyonel links, aber der schmale Schlitz des Großhelms beschränkte Dunks Gesichtsfeld auf das, was unmittelbar vor ihm lag. Die Zuschauertribüne war nicht mehr zu sehen, ebenso wenig wie die Gemeinen, die sich hinter dem Zaun drängten; es gab nur noch das Schlammfeld, den fahlen, wallenden Nebel, den Fluss, die Stadt, die Burg im Norden und den Prinzen auf dem Apfelschimmel, den Flammen auf dem Helm und einem Drachen auf dem Schild. Dunk sah, wie Aerions Knappe ihm eine Kriegslanze reichte, zweieinhalb Meter lang und schwarz wie die Nacht. Die wird er durch mein Herz stoßen, wenn er kann.
Ein Horn ertönte.
Einen Herzschlag lang saß Dunk so still wie eine Fliege in Bernstein, auch wenn alle Pferde sich in Bewegung setzten. Ein Anfall von Panik überkam ihn. Ich habe alles vergessen, dachte er hektisch. Ich habe alles vergessen, ich werde mir Schande machen, ich werde alles verlieren.
Donner rettete ihn. Der große braune Hengst wusste, was er zu tun hatte, auch wenn sein Reiter es nicht zu wissen schien. Er setzte sich in einen langsamen Trab. Dann erinnerte sich Dunk an seine Ausbildung. Er ließ das Schlachtross sanft die Sporen spüren und neigte die Lanze. Gleichzeitig schwenkte er den Schild, bis er den größten Teil seiner linken Körperseite abdeckte. Er hielt ihn schräg, um Treffer von sich abzulenken. Eich’ und Eisen schützt mich gut, sonst end’ ich in der Höllenglut.
Der Lärm der Menge war nichts weiter mehr als die Brandung ferner Wellen. Donner fiel in Galopp. Dunks Zähne schlugen durch den vermehrten Schwung aufeinander. Er machte die Beine lang, stemmte die Füße mit aller Kraft in die Bügel und ließ seinen Körper eins werden mit den Bewegungen des Pferdes. Ich bin Donner, und Donner ist ich, wir
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