Der Heckenritter von Westeros
raste ihm entgegen. Er landete mit einem markerschütternden Aufprall, der ihm durch und durch ging. So starke Schmerzen durchfuhren ihn, dass er aufschluchzte. Einen Moment lang konnte er nichts anderes tun, als liegen zu bleiben. Der Geschmack von Blut füllte seinen Mund. Dunk der Dummkopf dachte, er könnte ein Ritter werden. Er wusste, er musste wieder auf die Füße kommen, sonst würde er sterben. Stöhnend richtete er sich auf Hände und Knie auf. Er konnte weder atmen noch sehen. Die Sehschlitze seines Helms waren schlammverklebt. Dunk rappelte sich blind auf und kratzte mit einem gepanzerten Finger in dem Schlitz. So weit, so gut …
Durch die Finger sah er einen Drachen fliegen und einen Morgenstern mit Stacheln an einer Kette schwingen. Dann schien sein Kopf in Stücke zu zerschellen.
Als er die Augen aufschlug, lag er wieder am Boden, ausgestreckt auf dem Rücken. Der ganze Schlamm war von seinem Helm geklopft worden, aber nun war ein Auge mit Blut verklebt. Oben war nichts als dunkelgrauer Himmel. Sein Gesicht pochte, und er konnte kaltes, nasses Metall an Wange und Schläfe spüren. Er hat mir den Schädel eingeschlagen, und ich sterbe. Schlimmer war, dass die anderen mit ihm sterben würden, Raymun und Prinz Baelor und der Rest. Ich habe sie im Stich gelassen. Ich bin kein Recke. Nicht einmal ein Heckenritter. Ich bin nichts. Er erinnerte sich, wie Prinz Daeron geprahlt hatte, niemand könne so gut bewusstlos im Dreck liegen wie er. Aber da hat er Dunk den Dummkopf noch nicht gesehen, oder? Die Scham war schlimmer als der Schmerz.
Der Drache tauchte über ihm auf.
Drei Köpfe hatte er und Schwingen so leuchtend wie Flammen, rot und gelb und orange. Er lachte. »Bist du schon tot, Heckenritter?«, fragte er. »Ergib dich und gesteh deine Schuld, dann verlange ich vielleicht nur deine Hand und deinen Fuß. Oh, und die Zähne, aber was sind schon ein paar Zähne? Ein Mann wie du kann jahrelang von Erbsenbrei leben.« Der Drache lachte erneut. »Nein? Dann friss das!« Die stachelige Kugel wirbelte am Himmel und fiel so schnell wie eine Sternschnuppe auf seinen Kopf herab.
Dunk rollte weg.
Er wusste nicht, woher er die Kraft nahm, aber er fand sie. Er rollte gegen Aerions Beine, schlang einen stahlgeschützten Arm um seinen Oberschenkel, zog ihn fluchend in den Schlamm und rollte sich auf ihn. Mal sehen, wie er jetzt seinen verdammten Morgenstern schwingt. Der Prinz versuchte, die Spitze seines Schilds gegen Dunks Kopf zu schlagen, aber der verbeulte Helm fing den größten Teil des Aufschlags ab. Aerion war kräftig, aber Dunk war kräftiger und größer und auch schwerer. Er packte den Schild mit beiden Händen und drehte ihn, bis die Gurte rissen. Dann schlug er ihn wieder und immer wieder auf den Helm des Prinzen und zerschmetterte die emaillierten Flammen des Kamms. Der Schild war dicker als der von Dunk, massives, eisenbeschlagenes Eichenholz. Eine Flamme brach ab. Dann noch eine. Dem Prinz gingen die Flammen aus, lange bevor Dunk die Schläge ausgingen.
Endlich ließ Aerion den Griff seines nutzlosen Morgensterns los und krallte nach dem Dolch an seiner Hüfte. Er bekam ihn aus der Scheide, aber als Dunk ihm mit dem Schild auf die Hand schlug, flog das Messer in den Schlamm.
Er konnte Ser Duncan den Großen bezwingen, aber nicht Dunk aus Flohloch. Der alte Mann hatte ihm die Kunst des Turniers und des Schwertkampfs beigebracht, aber diese Art zu kämpfen hatte er schon früher gelernt, in den dunklen Hinterhöfen und verwinkelten Gassen hinter den Weinstuben der Stadt. Dunk warf den verbeulten Schild weg und riss das Visier von Aerions Helm auf.
Das Visier ist eine Schwachstelle, erinnerte er sich an die Worte des Stählernen Pat. Der Prinz hatte fast jegliche Gegenwehr aufgegeben. Seine Augen waren violett, und blankes Entsetzen stand darin. Dunk verspürte plötzlich den Wunsch, eines zu packen und wie eine Traube zwischen zwei stählernen Fingern zu zerquetschen, aber das wäre nicht ritterlich gewesen. »Ergebt euch!«, brüllte er.
»Ich ergebe mich«, flüsterte der Drache, dessen blasse Lippen sich kaum bewegten. Dunk sah blinzelnd auf ihn hinab. Einen Moment konnte er nicht glauben, was er gehört hatte. Ist es vorbei? Er drehte den Kopf langsam von einer Seite auf die andere und versuchte, etwas zu sehen. Sein Sehschlitz war durch den Hieb, der die linke Seite eingedrückt hatte, teilweise geschlossen. Er sah Prinz Maekar mit dem Streitkolben in der Hand, wie er versuchte, sich
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