Der Heckenritter von Westeros
sind ein Tier, wir sind vereint, wir sind eins. Die Luft unter seinem Helm war schon so heiß, dass er kaum atmen konnte.
Bei einem Turniertjost wäre sein Gegner links, auf der anderen Seite der Barriere, und er würde die Lanze über Donners Hals schwenken müssen. Der Winkel erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass das Holz beim Aufprall splittern würde. Aber heute wurde ein tödlicheres Spiel gespielt. Ohne trennende Barriere rasten die Pferde direkt aufeinander zu. Prinz Baelors riesiger Rappe war viel schneller als Donner, und Dunk sah ihn aus dem Winkel des Augenschlitzes davongaloppieren. Die anderen spürte er mehr, als dass er sie sah. Sie sind nicht wichtig, nur Aerion ist wichtig, nur er.
Er sah den Drachen kommen. Lehmbrocken flogen von den Hufen von Prinz Aerions Grauem, und Dunk konnte die Nüstern des Pferdes beben sehen. Die schwarze Lanze zeigte immer noch nach oben. Ein Ritter, der seine Lanze hoch hält und erst im letzten Moment nach unten zieht, läuft immer Gefahr, sie zu tief zu ziehen, hatte der alte Mann ihm erklärt. Er senkte seine eigene, bis die Spitze direkt auf die Brust des Prinzen zeigte. Meine Lanze ist Teil meines Arms, sagte er sich. Sie ist mein Finger, ein Finger aus Holz. Ich muss ihn nur mit meinem langen Finger aus Holz berühren.
Er versuchte, die scharfe Spitze am Ende von Aerions schwarzer Lanze nicht zu beachten, die mit jedem Schritt größer wurde. Der Drache, schau den Drachen an, dachte er. Die große dreiköpfige Bestie bedeckte den Schild des Prinzen, rote Schwingen und goldenes Feuer. Nein, schau nur dahin, wo du treffen willst, fiel ihm plötzlich wieder ein, aber seine Lanze war bereits vom Ziel weggeschwenkt. Dunk versuchte zu korrigieren, aber es war zu spät. Er sah die Spitze Aerions Schild treffen, zwischen zwei Köpfen des Drachen, direkt auf einer gemalten Flamme. Nach dem gedämpften Krachen spürte er, wie Donner unter der Wucht des Aufpralls zusammenfuhr, und einen halben Herzschlag später wurde ihm etwas mit schrecklicher Kraft in die Seite gerammt. Die Pferde stießen brutal zusammen, die Rüstungen klirrten und schepperten, als Donner stolperte und Dunk die Lanze aus der Hand fiel. Dann war er an seinem Feind vorbei und klammerte sich in dem verzweifelten Versuch am Sattel fest, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Donner schlitterte in dem schlüpfrigen Schlamm zur Seite, und Dunk spürte, wie die Hinterbeine des Tiers wegrutschten. Sie rutschten, drehten sich, und dann klatschte das Hinterteil des Hengstes heftig auf den Boden. »Hoch!«, brüllte Dunk und gab ihm die Sporen. »Hoch, Donner!« Und irgendwie kam das alte Schlachtross wieder auf die Beine.
Er verspürte stechende Schmerzen unter den Rippen, und sein linker Arm wurde nach unten gezogen. Aerion hatte seine Lanze durch Eiche, Wolle und Stahl gebohrt; ein Meter Eschensplitter und gehärtetes Eisen ragten aus Dunks Seite. Er streckte die rechte Hand aus, ergriff die Lanze unmittelbar unterhalb der Spitze, biss die Zähne zusammen und zog sie mit einer heftigen Bewegung aus seinem Körper heraus. Blut folgte, floss zwischen den Kettengliedern hindurch und tränkte seinen Übermantel rot. Die Welt verschwamm, und er wäre beinahe gestürzt. Undeutlich konnte er durch die Schmerzen Leute seinen Namen rufen hören. Sein wunderschöner Schild war jetzt nutzlos. Er warf alles beiseite, Ulme, Sternschnuppe und abgebrochene Lanze; er zog sein Schwert, hatte aber solche Schmerzen, dass er nicht glaubte, es schwingen zu können.
Er wendete Donner in einem engen Kreis und versuchte, sich ein Bild davon zu verschaffen, was sich andernorts auf dem Schlachtfeld abspielte. Ser Umfried Hardyng klammerte sich offenbar verwundet am Hals seines Pferdes fest. Der andere Ser Umfried lag reglos in einer blutigen Schlammpfütze, eine abgebrochene Lanze ragte aus seinem Unterleib. Dunk sah Prinz Baelor mit unversehrter Lanze an sich vorbeigaloppieren und einen Ritter der Königsgarde aus dem Sattel stoßen. Ein anderer der weißen Ritter war bereits gefallen, und auch Maekar war vom Pferd gestürzt. Der dritte Königsgardist wehrte sich gegen Ser Robyn Rhysling.
Aerion, wo ist Aerion? Als er den Klang trommelnder Hufe hinter sich hörte, drehte Dunk hastig den Kopf. Donner scheute, bäumte sich auf und ruderte vergebens mit den Hufen, als Aerions Hengst ihn im gestreckten Galopp rammte.
Diesmal gab es keine Hoffnung, dass Dunk sich halten würde. Das Langschwert wurde ihm aus der Hand gewirbelt, der Boden
Weitere Kostenlose Bücher