Der Heckenritter von Westeros
auch kommen mochte, Dunk war dankbar dafür.
Dann sah er die anderen: den einäugigen Mann mit dem grau melierten Bart, den jungen Ritter mit dem gestreiften gelbschwarzen Übermantel mit den Bienenstöcken auf dem Schild. Robyn Rhysling und Umfried Biengraben, dachte er erstaunt. Und Ser Umfried Hardyng auch. Hardyng saß auf Aerions rotbraunem Hengst, der nun seine rotweißen Rauten trug.
Er ging zu ihnen. »Sers, ich stehe in Eurer Schuld!«
»Es ist Aerions Schuld«, antwortete Ser Umfried Hardyng, »und wir gedenken sie einzutreiben.«
»Ich hatte gehört, Euer Bein sei gebrochen.«
»Ihr habt richtig gehört«, sagte Hardyng. »Ich kann nicht gehen. Aber solange ich auf einem Pferd sitzen kann, kann ich auch kämpfen.«
Raymun nahm Dunk beiseite. »Ich hatte gehofft, dass Hardyng noch einmal gegen Aerion antreten wollte, und ich hatte recht. Zufällig ist der andere Umfried sein Schwager. Ei hat Ser Robyn überzeugt, den er von anderen Turnieren kennt. Also seid Ihr fünf.«
»Sechs«, sagte Dunk staunend und deutete auf den Ritter, der die Koppel betrat. Sein Knappe führte sein Schlachtross hinter ihm. »Der Lachende Sturm.« Ser Lyonel, einen Kopf größer als Ser Raymun, fast so groß wie Dunk, trug einen Übermantel aus Goldtuch mit dem gekrönten Hirsch des Hauses Baratheon und hatte den Helm mit dem Geweih unter den Arm geklemmt. Dunk ergriff seine Hand. »Ser Lyonel, ich kann Euch gar nicht genug danken, dass Ihr gekommen seid, und auch Ser Steffon nicht, weil er Euch hergebracht hat.«
»Ser Steffon?« Ser Lyonel warf ihm einen verwirrten Blick zu. »Euer Knappe ist zu mir gekommen. Der Knabe, Aegon. Mein eigener Bursche hat versucht, ihn wegzuscheuchen, aber er ist ihm zwischen den Beinen hindurchgelaufen und hat mir einen Krug Wein über den Kopf geschüttet.« Er lachte. »Es hat seit mehr als einhundert Jahren kein Urteil der Sieben mehr gegeben, wisst Ihr das? Ich wollte mir die Chance nicht entgehen lassen, gegen Ritter der Königsgarde zu kämpfen und obendrein auch noch Prinz Maekar eins auszuwischen.«
»Sechs«, sagte Dunk hoffnungsvoll zu Raymun Fossowey, als Ser Lyonel sich zu den anderen stellte. »Ich bin sicher, Euer Vetter wird den Letzten bringen.«
Ein Aufschrei ging durch die Menge. Am nördlichen Ende der Wiese kamen Ritter in einer Reihe aus dem Nebel über dem Fluss getrabt. Allen voran die Ritter der Königsgarde, die mit den weiß emaillierten Rüstungen und den wehenden weißen Mänteln wie Geister aussahen. Selbst ihre Schilde waren weiß, rein und unberührt wie ein Feld aus frisch gefallenem Schnee. Dahinter ritten Prinz Maekar und seine Söhne. Aerion saß auf einem Apfelschimmel, die Farben Orange und Rot blitzten bei jedem Schritt durch die Schlitze im Plattenpanzer des Pferdes hindurch. Das Turnierpferd seines Bruders war etwas kleiner, ein Kastanienbrauner mit einem Panzer aus überlappenden Schuppen in Schwarz und Gold. Ein Helmbusch aus grüner Seide hing von Daerons Helm. Sein Vater bot jedoch den furchteinflößendsten Anblick. Schwarze gekrümmte Drachenzähne verliefen über seinen Schultern, an seinem Helmkamm entlang und über seinen Rücken, und der riesige Streitkolben mit Stacheln, der an seinem Sattel festgezurrt war, sah tödlicher aus als jede Waffe, die Dunk je gesehen hatte.
»Sechs«, rief Raymun plötzlich aus. »Sie sind nur sechs.«
Dunk sah, dass das stimmte. Drei schwarze Ritter und drei weiße. Ihnen fehlt auch ein Mann. War es möglich, dass es Aerion nicht gelungen war, einen siebten Mann zu finden? Was würde das bedeuten? Würden sie sechs gegen sechs kämpfen, wenn es keinem gelang, einen siebten zu finden?
Ei kam zu ihm geschlüpft, während er noch darüber nachdachte. »Ser, es ist Zeit, dass Ihr Eure Rüstung anlegt.«
»Danke, Knappe. Wenn du so freundlich wärst?«
Der Stählerne Pat ging dem Jungen zur Hand. Panzerhemd und Halsberge, Beinschienen und Handschuhe, Haube und Panzerschurz, so kleideten sie ihn langsam in Stahl und überprüften jede Schnalle und jede Klammer dreimal. Ser Lyonel schärfte sein Schwert mit einem Wetzstein, während die Umfrieds sich leise miteinander unterhielten, Ser Robyn betete und Raymun Fossowey hin und her schritt und sich fragte, wo sein Vetter blieb.
Dunk trug seine vollständige Rüstung, als Ser Steffon endlich auftauchte. »Raymun«, rief er, »mein Kettenhemd, bitte.« Er hatte ein gefüttertes Wams angezogen, das er unter dem Stahl tragen wollte.
»Ser Steffon«, sagte Dunk,
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