Der Heckenritter von Westeros
verbeulten und zerkratzten Rüstung stand über ihm. Prinz Baelor. Der scharlachrote Drache auf seinem Helm hatte einen Kopf, beide Flügel und den größten Teil des Schwanzes verloren. »Euer Gnaden«, sagte Dunk. »Ich bin Euer Mann. Bitte. Euer Mann.«
»Mein Mann.« Der schwarze Ritter legte Raymun eine Hand auf die Schulter, um sich zu stützen. »Ich brauche gute Männer, Ser Duncan. Das Reich …« Seine Stimme klang seltsam nuschelnd. Vielleicht hatte er sich auf die Zunge gebissen.
Dunk war sehr müde. Es fiel ihm schwer, wach zu bleiben. »Euer Mann«, murmelte er noch einmal.
Der Prinz bewegte langsam den Kopf von einer Seite auf die andere. »Ser Raymun … mein Helm, wenn Ihr so freundlich sein wollt. Visier … Visier gesprungen, und meine Finger … Finger fühlen sich an wie Holz …«
»Sofort, Euer Gnaden.« Raymun nahm den Helm des Prinzen in beide Hände und grunzte. »Gevatter Pat, Eure Hand.«
Der Stählerne Pat zog einen Aufsteigeschemel herüber. »Er ist an der Rückseite eingedrückt, Euer Gnaden, auf der linken Seite. In die Halsberge gerammt. Guter Stahl, so einen Hieb aufzuhalten.«
»Wahrscheinlich der Streitkolben meines Bruders«, sagte Baelor mit belegter Stimme. »Er ist kräftig.« Er verzog das Gesicht. »Das fühlt sich … seltsam an, ich …«
»Da haben wir ihn.« Pat hob den verbeulten Helm an. »Gute Götter. Oh Götter, oh Götter, oh Götter, bitte …«
Dunk sah etwas Rotes und Feuchtes aus dem Helm fallen. Jemand schrie hoch und schrill. Vor dem trostlosen grauen Himmel schwankte ein großer, großer Prinz in schwarzer Rüstung mit nur einem halben Schädel. Dunk konnte rotes Blut und weiße Knochen darunter sehen, und noch etwas anderes, etwas Blaugraues und Breiiges. Ein seltsam besorgter Ausdruck huschte über Baelor Speerbrechers Gesicht wie eine Wolke, die sich vor die Sonne schiebt. Er hob eine Hand und berührte seinen Hinterkopf mit zwei Fingern, ganz zaghaft. Und dann fiel er.
Dunk fing ihn auf. »Hoch«, sagte er, genau wie zu Donner mitten im Tumult, »hoch, hoch!« Aber der Prinz stand nicht mehr auf.
Baelor aus dem Hause Targaryen, Prinz von Drachen-stein, Hand des Königs, Protektor des Reiches und Erbe des Eisernen Throns der Sieben Königslande von Westeros, ging im Hof von Burg Aschfurt am nördlichen Ufer des Muschelflusses in Flammen auf. Andere Große Häuser mochten ihre Toten in der dunklen Erde begraben oder im kalten grünen Meer versenken, aber die Targaryen waren vom Blut der Drachen, und ihr Ende wurde in Flammen geschrieben.
Er war der edelste Ritter seiner Zeit gewesen, und viele waren der Meinung, dass er in Kettenhemd und Rüstung in die Dunkelheit hätte gehen sollen, aber am Ende obsiegten die Wünsche seines Vaters, und Daeron II. war von friedfertigem Wesen. Als Dunk an Baelors Bahre vorbeischlurfte, trug der Prinz einen Waffenrock aus schwarzem Samt, auf dessen Brust ein scharlachroter Drache gestickt war. Um den Hals trug er eine schwere Goldkette. Das Schwert lag neben ihm in der Scheide, aber er trug einen Helm, einen dünnen Goldhelm mit offenem Visier, damit die Leute sein Gesicht sehen konnten.
Valarr, der Junge Prinz, hielt am Fuß der Bahre die Totenwache, während sein Vater aufgebahrt lag. Er war eine kleinere, schlankere, hübschere Ausgabe seines Vaters, ohne die zweimal gebrochene Nase, die Baelor ein eher durchschnittliches als königliches Aussehen verliehen hatte. Valarrs Haar war braun, aber eine helle silbergoldene Strähne verlief darin. Der Anblick erinnerte Dunk an Aerion, aber er wusste, das war nicht gerecht. Eis Haar war so hell wie das seines Bruders nachgewachsen, und Ei war ein ziemlich anständiger Kerl für einen Prinzen.
Als er stehen blieb, um linkisch sein Beileid und seinen Dank auszusprechen, sah ihn Prinz Valarr mit seinen kühlen blauen Augen blinzelnd an und sagte: »Mein Vater war erst neununddreißig. Er hatte das Zeug zu einem großen König, dem größten seit Aegon dem Drachen. Warum haben die Götter ihn geholt und Euch verschont?« Er schüttelte den Kopf. »Schert Euch fort, Ser Duncan. Schert Euch fort.«
Wortlos hinkte Dunk aus der Burg in das Lager am grünen Teich. Er hatte keine Antwort für Valarr. Auch nicht auf die Fragen, die er sich selbst stellte. Die Maester und der kochende Wein hatten ihr Werk getan, seine Wunde heilte sauber, aber er würde eine tiefe, schartige Narbe zwischen dem linken Arm und der Brustwarze behalten. Er konnte die Wunde nicht ansehen, ohne an
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