Der Heckenritter von Westeros
keinen Sinn. Ich würde den Hohen Septon fragen, aber als ich das letzte Mal bei ihm war, sagte er mir, dass kein Mensch das Wirken der Götter wirklich begreifen kann. Vielleicht sollte er einmal versuchen, unter einem Baum zu schlafen.« Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Mein jüngster Sohn scheint einen Narren an Euch gefressen zu haben, Ser. Es ist höchste Zeit, dass er ein Knappe wird, aber er sagt, er will keinem anderen Ritter dienen als Euch. Er ist ein widerborstiger Junge, wie Ihr sicher bemerkt habt. Wollt Ihr ihn haben?«
»Ich?« Dunk machte den Mund auf und zu und wieder auf. »Ei … Aegon, meine ich, er ist ein guter Junge, aber, Euer Gnaden, ich weiß, Ihr erweist mir eine Ehre, aber … ich bin nur ein Heckenritter.«
»Das lässt sich ändern«, sagte Maekar. »Aegon wird in meine Burg Sommerhall zurückkehren. Dort gibt es auch einen Platz für Euch, wenn Ihr wollt. Als Ritter meines Haushalts. Ihr bindet Euch durch Eid an mich, und Aegon kann Euer Knappe sein. Während Ihr ihn ausbildet, wird mein Waffenmeister Eure eigene Ausbildung vollenden.« Der Prinz sah ihn verschmitzt an. »Euer Ser Arlan hat für Euch getan, was er konnte, daran zweifle ich nicht, aber Ihr habt trotzdem noch viel zu lernen.«
»Ich weiß, M’lord.« Dunk sah sich um. Das grüne Gras, das Schilfrohr, die hohe Ulme, die Wellen auf der Oberfläche des Teiches, der in der Sonne glitzerte. Erneut schwebte eine Drachenfliege über dem Wasser, vielleicht war es sogar dieselbe. Was soll es sein, Dunk?, fragte er sich. Drachenfliege oder Drache? Vor ein paar Tagen wäre ihm die Antwort nicht schwergefallen. Es war alles, was er sich je erträumt hatte, aber jetzt, wo der Traum in greifbare Nähe gerückt war, bekam er es mit der Angst zu tun. »Kurz bevor Prinz Baelor starb, habe ich geschworen, dass ich sein Mann würde.«
»Anmaßend von Euch«, sagte Maekar. »Was hat er gesagt?«
»Dass das Reich gute Männer braucht.«
»Das ist allerdings wahr. Was sagt Ihr?«
»Ich werde Euren Sohn als Knappen nehmen, Euer Gnaden, aber nicht in Sommerhall. Erst in ein oder zwei Jahren. Ich würde sagen, er hat genug Burgen gesehen. Ich nehme ihn nur, wenn ich ihn mit mir auf die Straße nehmen kann.« Er zeigte auf den alten Fuchs. »Er wird meinen Gaul reiten, meinen alten Mantel tragen und mein Schwert scharf und mein Kettenhemd blank halten. Wir werden in Gasthäusern und Ställen schlafen und hin und wieder in den Hallen eines begüterten Ritters oder unbedeutenden Lords und vielleicht unter Bäumen, wenn es sein muss.«
Prinz Maekar sah ihn ungläubig an. »Hat Euch das Turnier den Verstand vernebelt, Mann? Aegon ist ein Prinz des Reiches. Das Blut des Drachen. Prinzen sind nicht dafür geschaffen, in Straßengräben zu schlafen und hartes gepökeltes Rindfleisch zu essen.« Er sah, dass Dunk zögerte. »Was fürchtet Ihr mir zu sagen? Sagt, was Ihr wollt, Ser.«
»Ich wette, Daeron hat nie in einem Straßengraben geschlafen«, sagte Dunk sehr leise, »und all das Rindfleisch, das Aerion gegessen hat, war zweifellos immer dick und blutig und saftig.«
Maekar Targaryen, Prinz von Sommerhall, sah Dunk aus Flohloch lange an, und sein Kiefer arbeitete lautlos unter dem silbernen Bart. Schließlich drehte er sich um und ging davon, ohne ein Wort zu sagen. Dunk hörte, wie er mit seinen Männern davonritt. Als sie fort waren, war kein Laut mehr zu hören, abgesehen vom leisen Flügelschlag der Drachenfliege, die über das Wasser glitt.
Der Junge kam am nächsten Morgen, als die Sonne gerade aufging. Er trug alte Stiefel, eine braune Reithose, einen braunen Waffenrock aus Wolle und einen alten Reisemantel. »Mein Hoher Vater sagt, dass ich Euch dienen darf. «
»Dienen darf, Ser«, erinnerte Dunk ihn. »Du kannst damit anfangen, dass du die Pferde sattelst. Der Fuchs gehört dir, wenn du ihn anständig behandelst. Ich will dich nicht auf Donner sehen, es sei denn, ich setze dich drauf.«
Ei ging die Sättel holen. »Wohin geht die Fahrt, Ser?«
Dunk dachte einen Moment nach. »Möchtest du dir gern Dorne ansehen?«
Ei grinste. »Ich habe gehört, die haben gute Puppenspieler dort«, sagte er.
DAS VERSCHWORENE SCHWERT
In einem Eisenkäfig am Kreuzweg verrotteten zwei Tote in der Sommersonne.
Ei blieb unter ihnen stehen und betrachtete sie. »Wer, glaubt Ihr, mögen die gewesen sein, Ser?« Sein Maultier Maester war dankbar für die Pause und knabberte, ungeachtet der beiden riesigen Weinfässer auf seinem Rücken,
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