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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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hellbraune Haar seines Vaters, doch eine silbergoldene Strähne zog sich hindurch.
    Ihr seid tot, wollte Dunk schreien, Ihr seid alle drei tot, warum lasst Ihr mich nicht in Ruhe? Ser Arlan war an einer Erkältung gestorben, Prinz Baelor durch einen Hieb seines Bruders während Dunks Urteil der Sieben, sein Sohn Valarr im Zuge der Großen Frühlingsseuche. Ich kann nichts dafür. Wir waren in Dorne, wir wussten nicht einmal davon.
    »Du bist verrückt«, sagte der alte Mann zu ihm. »Wir werden kein Loch für dich buddeln, wenn du dich bei dieser Torheit umbringst. Im tiefen Sand muss ein Mann sein Wasser horten.«
    »Schert Euch fort, Ser Duncan!«, sagte Valarr. »Schert Euch fort!«
    Ei half ihm beim Graben. Der Junge hatte keinen Spaten, nur die Hände, und der Sand rutschte so schnell wieder ins Grab nach, wie sie ihn hinauswarfen. Es war, als schöpften sie ein Loch ins Meer. Ich muss weitergraben, mahnte sich Dunk, obwohl Rücken und Schultern längst von den Mühen schmerzten. Ich muss ihn tief vergraben, damit ihn die Sandhunde nicht finden. Ich muss …
    »… sterben?«, fragte der Große Rob, der Einfältige, vom Boden des Grabes. Wie er da lag, so still und kalt, mit einer klaffenden roten Wunde im Bauch, sah er überhaupt nicht mehr groß aus.
    Dunk hielt inne und starrte ihn an. »Du bist nicht tot. Du schläfst unten im Keller.« Er blickte Ser Arlan Hilfe suchend an. »Sagt es ihm, Ser«, flehte er.«
    Doch es war überhaupt nicht Ser Arlan von Hellerbaum, der über ihm stand, sondern Ser Bennis vom Braunen Schild. Der braune Ritter kicherte nur. »Dunk der Dummkopf«, sagte er, »schlitzt die Bäuche auf – ein langsamer Tod, aber sicher. Hab noch keinen lange leben gesehen, wenn ihm erst mal die Därme aus dem Bauch hingen.« Roter Schaum trat auf seine Lippen. Er drehte sich um und spuckte aus, und der weiße Sand saugte den Speichel auf. Bock stand hinter ihm mit einem Pfeil im Auge und weinte rote Tränen. Und dort war auch der Nasse Wat, dessen Kopf fast in zwei Hälften gespalten war, und der alte Lem und der rotäugige Pat und all die anderen. Sie haben alle mit Bennis Bitterblatt gekaut, dachte Dunk zunächst, ehe ihm klar wurde, dass Blut aus ihren Mündern tropfte. Tot, dachte er, alle tot, und der braune Ritter wieherte. »Ja, also mach dich am besten gleich an die Arbeit. Es gibt genug Gräber auszuheben, Dummkopf. Acht für sie, eins für mich und eins für den alten Ser Kannnix und dann noch ein letztes für deinen kahlköpfigen Jungen.«
    Der Spaten glitt Dunk aus den Händen. »Ei!«, rief er. »Lauf! Wir müssen fliehen!« Doch der Sand gab unter ihren Füßen nach. Als der Junge aus dem Loch klettern wollte, brach der bröckelnde Rand ein. Dunk schaute zu, wie der Sand über Ei zusammenschlug und ihn begrub, während er den Mund zum Schrei aufriss. Dunk wollte sich zu ihm vorkämpfen, aber der Sand stieg um ihn an, zog ihn ins Grab, füllte ihm Mund, Nase, Augen …
    Bei Tagesanbruch machte sich Ser Bennis daran, den Rekruten beizubringen, wie man eine Schildmauer bildet. Er stellte alle acht Schulter an Schulter auf, so dass sich ihre Schilde berührten und die Spitzen der Spieße wie lange Holzzähne hervorragten. Dann stiegen Dunk und Ei auf und griffen sie an.
    Maester weigerte sich, näher als drei Meter an die Speere heranzulaufen, und blieb abrupt stehen, doch Donner war für diese Aufgabe ausgebildet. Das große Schlachtross galoppierte los und gewann immer mehr an Geschwindigkeit. Hühner flohen gackernd und flatternd vor seinen Hufen. Ihre Panik musste ansteckend wirken. Erneut war der Große Rob der Erste, der den Spieß fallen ließ und rannte, wodurch in der Mitte der Mauer eine Lücke entstand. Anstatt diese zu schließen, ergriffen Trotzburgs andere Krieger ebenfalls die Flucht. Donner trabte über die Schilde hinweg, die sie hatten fallen lassen, ehe Dunk ihn zügeln konnte. Unter den eisenbeschlagenen Hufen knackte und splitterte das verwobene Holz. Ser Bennis entfuhr eine Flut von Flüchen, während Hühner und Bauern in alle Richtungen davonstoben. Ei rang mannhaft darum, das Lachen zu unterdrücken, verlor den Kampf jedoch.
    »Genug.« Dunk brachte Donner zum Stehen, öffnete die Schnalle seines Helms und nahm ihn ab. »Wenn Ihr sie so in die Schlacht ziehen lasst, werden sie alle niedergemetzelt.« Und Ihr und ich höchstwahrscheinlich ebenfalls. Obwohl es früher Morgen war, herrschte bereits große Hitze, und Dunk fühlte sich so verschwitzt, als hätte er

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