Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
Vom Netzwerk:
am Abend zuvor überhaupt nicht gebadet. Sein Kopf pochte, und er konnte den Traum der letzten Nacht nicht vergessen. Es ist doch gar nicht so passiert, wollte er sich einreden. So war es doch gar nicht. Der Fuchs war auf dem langen Ritt durch die Dürre nach Vaith verendet, der Teil stimmte. Er und Ei waren gemeinsam auf Donner geritten, bis Eis Bruder ihnen Maester überlassen hatte. Der Rest allerdings …
    Ich habe gar nicht geweint. Vielleicht wollte ich, aber ich habe nicht. Er hatte das Pferd tatsächlich begraben wollen, aber die Dornischen waren nicht bereit gewesen zu warten. »Sandhunde müssen auch fressen und ihre Jungen füttern«, hatte ihm einer der dornischen Ritter erklärt, während er Dunk half, Zaumzeug und Sattel von dem toten Pferd zu nehmen. »Sein Fleisch nährt die Hunde oder nährt den Sand. In einem Jahr werden die Knochen blank sein. Wir sind in Dorne, mein Freund.« Bei der Erinnerung daran keimte in Dunk die Frage auf, wer sich wohl von Wats Fleisch ernähren würde und von Wats und Wats. Vielleicht gibt es im Gescheckten Wasser auch gescheckte Fische.
    Er lenkte Donner zurück zum Turm und stieg ab. »Ei, hilf Ser Bennis, sie einzusammeln und zurückzutreiben.« Er drückte Ei seinen Helm in die Hände und ging auf die Treppe zu.
    Ser Konstans empfing ihn in seinem düsteren Solar. »Das war nicht sehr gut.«
    »Nein, M’lord«, erwiderte Dunk. »Sie nutzen uns nichts.« Ein Lehnsmann schuldet seinem Lehnsherrn Pflichterfüllung und Gehorsam, aber dies hier ist Wahnsinn.
    »Sie haben es zum ersten Mal gemacht. Ihre Väter und Brüder waren genauso unbeholfen oder sogar noch schlimmer, als sie mit ihrer Ausbildung begannen. Meine Söhne haben mit ihnen geübt, ehe wir dem König zu Hilfe kamen. Jeden Tag, gute zwei Wochen lang. Das hat sie zu Soldaten gemacht.«
    »Und in der Schlacht, M’lord?«, fragte Dunk. »Wie haben sie sich da geschlagen? Wie viele sind mit Euch heimgekehrt?«
    Der alte Ritter schaute ihn lange an. »Lem«, sagte er schließlich, »und Pat und Dag. Dag war unser Fourier. Diese Aufgabe hat er wie kein anderer erledigt. Wir mussten nie mit leerem Magen marschieren. Drei sind heimgekehrt, Ser. Drei und ich.« Sein Schnurrbart zitterte. »Vielleicht dauert es länger als zwei Wochen.«
    »M’lord«, sagte Dunk, »die Frau könnte schon morgen mit all ihren Männern hier sein.« Es sind gute Burschen, dachte er, aber sie werden schon bald tote Burschen sein, wenn wir sie gegen die Ritter von Kaltgraben schicken. »Es muss doch einen anderen Weg geben.«
    »Einen anderen Weg.« Ser Konstans strich vorsichtig über den Schild des Kleinen Löwen. »Von Lord Esch und auch von diesem König habe ich keine Gerechtigkeit zu erwarten …« Er packte Dunk am Unterarm. »Da fällt mir ein, dass es in vergangenen Zeiten, als die Grünen Könige herrschten, einen Blutpreis gab, den man zahlen konnte, wenn man das Tier oder den Bauern eines Mannes getötet hatte.«
    »Einen Blutpreis?«, fragte Dunk zweifelnd.
    »Einen anderen Weg, habt Ihr gesagt. Ich habe einige Münzen zurückgelegt. Es war nur ein Kratzer auf der Wange, hat Ser Bennis gesagt. Ich könnte dem Mann einen Silberhirschen zahlen und der Frau drei für die Beleidigung. Ich könnte und täte es … wenn sie den Damm einreißen würde.« Der alte Mann runzelte die Stirn. »Ich kann allerdings nicht zu ihr gehen. Nicht nach Kaltgraben.« Eine fette schwarze Fliege summte um seinen Kopf und ließ sich auf seinem Arm nieder. »Die Burg gehörte einstmals uns. Wusstet Ihr das, Ser Duncan?«
    »Ja, M’lord.« Buckel-Sam hatte es ihm erzählt.
    »Vor der Eroberung waren wir tausend Jahre lang die Marschälle der Nordmark. Zwanzig niedere Lords hielten uns die Lehnstreue, und hundert Ritter mit Landbesitz. Vier Burgen besaßen wir damals und Wachtürme auf den Hügeln, von denen wir gewarnt wurden, wenn Feinde im Anmarsch waren. Kaltgraben war unser größter Sitz. Lord Perwyn Osgrau hat ihn erbaut. Perwyn der Stolze wurde er genannt.
    Nach dem Feld des Feuers fiel Rosengarten von Königen an Haushofmeister, und die Osgraus verloren an Einfluss. Es war Aegons Sohn König Maegor, der uns Kaltgraben nahm, als Lord Ormond Osgrau sich gegen die Auflösung der Sterne und Schwerter aussprach, wie die Armen Gefährten und die Söhne des Kriegers genannt wurden.« Seine Stimme war heiser geworden. »In den Stein über dem Tor von Kaltgraben ist ein gescheckter Löwe gemeißelt. Mein Vater hat ihn mir gezeigt, als er mich zum

Weitere Kostenlose Bücher