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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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niemals zu vertrauen und auch keinem anderen Bastard, sei er nun von hoher oder niederer Geburt.«
    Verrat im Blut, dachte Dunk. Aus Lust und Schwäche entstanden. Niemals vertrauenswürdig, ob von hoher oder niederer Geburt. »Ei«, sagte er, »hast du eigentlich noch nie darüber nachgedacht, dass auch ich ein Bastard sein könnte?«
    »Ihr, Ser?« Das traf den Jungen hart. »Ihr seid kein Bastard.«
    »Ich könnte einer sein. Ich habe meine Mutter nicht kennengelernt und weiß auch nicht, was aus ihr geworden ist. Vielleicht war ich ein zu großes Kind, so dass sie bei meiner Geburt gestorben ist. Höchstwahrscheinlich jedoch war sie eine Hure oder ein Schankmädchen. In Flohloch trifft man selten auf hochgeborene Damen. Und wenn sie mit meinem Vater verheiratet war … nun, was ist dann aus ihm geworden?« Dunk erinnerte sich nicht gern an das Leben, das er geführt hatte, bevor Ser Arlan ihn gefunden hatte. »Es gab da eine Suppenküche, an die ich immer Ratten, Katzen und Tauben verkaufte, für das Braune. Der Koch hat immer gesagt, mein Vater sei ein Dieb oder ein Beutelschneider. ›Höchstwahrscheinlich habe ich ihn am Galgen gesehen‹, hat er zu mir gesagt, ›aber vielleicht haben sie ihn auch zur Mauer geschickt.‹ Als ich Ser Arlans Knappe war, habe ich ihn oft gefragt, ob wir nicht eines Tages dorthin ziehen könnten und in Winterfell oder einer anderen Burg im Norden unsere Dienste anbieten könnten. Ich hatte die Vorstellung, an der Mauer einen alten Mann zu treffen, einen richtig großen, der mir ähnlich sähe. Allerdings sind wir nie bis dorthin gekommen. Ser Arlan meinte, im Norden gebe es keine Hecken und die Wälder seien voller Wölfe.« Er schüttelte den Kopf. »Lange Rede, kurzer Sinn: Höchstwahrscheinlich bist du der Knappe eines Bastards.«
    Dieses eine Mal fehlten Ei die Worte. Die Dunkelheit um sie herum nahm zu. Leuchtkäfer bewegten sich gemächlich durch die Bäume, und ihre kleinen Lichter ähnelten vorbeiziehenden Sternen. Am Himmel standen ebenfalls Sterne, mehr, als jemand je zu zählen hoffen durfte, selbst wenn er so lange lebte wie König Jaehaerys. Dunk brauchte nur den Blick zu heben, um vertraute Freunde zu entdecken: den Hengst und die Sau, die Königskrone und die Laterne des Alten Weibs, die Galeere, den Geist und die Mondmaid. Doch im Norden gab es Wolken, und so blieb das blaue Auge des Eisdrachen, das nach Norden zeigte, verborgen.
    Der Mond war bereits aufgegangen, als sie Trotzburg erreichten, das sich dunkel und steil auf seinem Hügel erhob. Hinter den oberen Fenstern des Turms war schwaches gelbes Licht zu sehen. An den meisten Abenden ging Ser Konstans gleich nach dem Abendessen zu Bett, heute jedoch nicht, schien es. Er wartet auf uns, wurde Dunk klar.
    Bennis vom Braunen Schild wartete ebenfalls. Er saß auf den Stufen zum Turm, kaute Bitterblatt und schärfte sein Langschwert im Mondschein. Das leise Kratzen, das der Stein auf dem Stahl hervorrief, trug weit. Wie sehr Ser Bennis auch seine Kleidung und sich selbst vernachlässigen mochte, seine Waffen pflegte er.
    »Der Dummkopf kommt nach Hause«, sagte Bennis. »Ich habe schon mein Schwert gewetzt, um loszuziehen und dich vor der Roten Witwe zu retten.«
    »Wo sind die Männer?«
    »Bock und der Nasse Wat halten auf dem Dach Wache, falls die Witwe vorbeischauen sollte. Der Rest hat sich jammernd in die Betten verkrochen. Vollkommen erledigt. Ich habe sie hart rangenommen. Den großen Tölpel habe ich ein bisschen bluten lassen, das macht ihn verrückt. Er kämpft besser, wenn er verrückt ist.« Er zeigte beim Lächeln die roten und braunen Zähne. »Eine hübsch aufgesprungene Lippe hast du da. Nächstes Mal solltest du nicht jeden Stein umdrehen. Was hat die Frau gesagt?«
    »Sie beabsichtigt, das Wasser zu behalten. Und Euch will sie auch, weil Ihr diesen Grabenbauer am Damm verletzt habt.«
    »Habe ich mir schon gedacht.« Bennis spuckte aus. »Was für eine Aufregung wegen so eines dahergelaufenen Bauern. Er sollte mir dankbar sein. Frauen mögen Männer mit Narben.«
    »Dann werdet Ihr es Mylady nicht verübeln, wenn sie Euch die Nase aufschlitzt.«
    »Die kann mich mal. Wenn ich eine aufgeschlitzte Nase will, dann mache ich das selbst.« Er zeigte mit dem Daumen aufwärts. »Ser Kannnix findet Ihr in seinen Gemächern, wo er darüber brütet, wie großartig er einst war.«
    Ei mischte sich ein. »Er hat für den Schwarzen Drachen gekämpft.«
    Dunk hätte dem Jungen eine Ohrfeige versetzen können,

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