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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Ser Konstans hat Euch erzählt, der Fluss gehöre ihm.«
    »Seit tausend Jahren«, sagte Dunk. »Er heißt sogar das Gescheckte Wasser. Das ist offenkundig.«
    »Sicherlich stimmt das.« Sie zupfte erneut; einmal, zweimal, dreimal. »Genauso wie der Fluss Mander heißt, obwohl doch die Mander lys schon vor tausend Jahren von seinen Ufern vertrieben wurden. Rosengarten heißt immer noch Rosen garten , obwohl der letzte Gärtner auf dem Feld des Feuers starb. Casterly stein ist voller Lennisters, und weit und breit sieht man keinen Casterly . Die Welt verändert sich, Ser. Das Gescheckte Wasser entspringt in den Hufeisenbergen, und die gehörten samt und sonders mir, als ich sie mir das letzte Mal angeschaut habe. Das Wasser ist ebenfalls mein. Maester Cerrick, zeigt es ihm.«
    Der Maester stieg vom Podest herab. Er konnte nicht viel älter sein als Dunk, doch die graue Robe und die Kette verliehen ihm eine ernste und weise Ausstrahlung, die über sein Alter hinwegtäuschte. In den Händen hielt er ein altes Pergament. »Seht selbst, Ser«, sagte er, während er es entrollte und Dunk hinhielt.
    Dunk der Dummkopf, blöd wie eine Burgmauer. Er spürte, wie sich seine Wangen erneut röteten. Vorsichtig nahm er das Pergament des Maesters in Empfang und starrte auf die Schrift. Er verstand kein Wort, aber er erkannte das Wachssiegel unter der verzierten Unterschrift, den dreiköpfigen Drachen des Hauses Targaryen. Des Königs Siegel. Er be trachtete irgendeinen königlichen Erlass. Dunk bewegte den Kopf von einer Seite zur anderen, damit sie glaubten, er lese. »Hier ist ein Wort, das kann ich nicht entziffern«, murmelte er nach einem Augenblick. »Ei, komm, sieh es dir an, du hast schärfere Augen als ich.«
    Der Junge eilte an seine Seite. »Welches Wort, Ser?« Dunk zeigte darauf. »Das? Oh.« Ei las schnell, dann hob er den Blick und nickte Dunk zu.
    Der Fluss gehört ihr. Sie hat es Schwarz auf Weiß. Dunk fühlte sich, als hätte man ihm einen Hieb in den Bauch versetzt. Das Siegel des Königs. »Das … Da muss es sich um einen Irrtum handeln. Die Söhne des alten Mannes sind in Diensten des Königs gestorben, weshalb sollte Seine Gnaden ihm da den Fluss wegnehmen?«
    »Wäre König Daeron nicht ein so nachsichtiger Mann gewesen, hätte Ser Konstans zusätzlich noch seinen Kopf verloren.«
    Einen halben Herzschlag lang begriff Dunk nicht. »Was meint Ihr?«
    »Sie meint«, antwortete Maester Cerrick, »dass Ser Konstans Osgrau ein Rebell und ein Verräter ist.«
    »Ser Konstans entschied sich für den Schwarzen Drachen anstelle des Roten, weil er hoffte, ein Schwarzfeuer-König würde ihm die Ländereien und Burgen zurückgeben, die die Osgraus unter den Targaryen verloren hatten«, erklärte Lady Rohanne. »Vor allem ging es ihm um Kaltgraben. Seine Söhne zahlten für seinen Verrat mit ihrem Leben. Als er ihre Knochen nach Hause brachte und seine Tochter den Männern des Königs als Geisel aushändigte, warf sich seine Gemahlin vom Dach des Trotzburg-Turmes. Hat Euch Ser Konstans das nicht erzählt?« Sie lächelte traurig. »Nein, ich glaube nicht.«
    »Der Schwarze Drache.« Du hast dein Schwert an einen Verräter gebunden, Dummkopf. Du hast das Brot eines Verräters gegessen und unter dem Dach eines Rebellen geschlafen. »M’lady«, er suchte nach Worten, »der Schwarze Drache … das war vor fünfzehn Jahren. Wir leben jetzt, und es herrscht Dürre. Selbst wenn Ser Konstans einst ein Rebell gewesen ist, braucht er heute Wasser.«
    Die Rote Witwe erhob sich und strich ihre Röcke glatt. »Dann sollte er am besten um Regen beten.«
    In diesem Moment fiel Dunk ein, was Osgrau ihm gesagt hatte, als sie sich im Wald trennten. »Wenn Ihr ihm seinen Anteil am Wasser schon nicht um seinetwillen gebt, dann um seines Sohnes willen.«
    »Seines Sohnes?«
    »Addam. Er hat Eurem Vater als Page und Knappe gedient.«
    Lady Rohannes Gesicht war wie versteinert. »Kommt näher.«
    Er wusste nicht, was er tun sollte, außer zu gehorchen. Das Podest verlieh ihr einen halben Meter zusätzlich an Größe, und trotzdem ragte Dunk über ihr auf. »Kniet nieder«, sagte sie. Er tat es.
    In den Schlag, den sie ihm versetzte, legte sie ihre ganze Kraft, und sie war stärker, als es den Anschein hatte. Seine Wange brannte, und er schmeckte Blut in seinem Mund von einer aufgeplatzten Lippe, doch hatte sie ihn nicht wirklich verletzt. Einen Augenblick lang konnte Dunk an nichts anderes denken, als sie an ihrem langen roten Zopf zu

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