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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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in dem Glauben, der Fluss gehöre ihm.
    Die Nacht überraschte sie in Wats Wald.
    Das war Dunks Schuld. Er hätte den kürzesten Weg nach Hause einschlagen sollen, doch stattdessen ritt er mit Ei nach Norden, um noch einen Blick auf den Damm zu werfen. Im Stillen rang er mit dem Gedanken, das Ding mit bloßen Händen einzureißen. Aber die Sieben und Ser Lukas Langzoll hatten bereits Vorsorge für ihren Empfang getroffen. Als sie den Damm erreichten, wurde er von zwei Männern mit Armbrüsten und dem Spinnenwappen auf der Kleidung bewacht. Einer saß da und ließ die Füße im gestohlenen Wasser baumeln. Dunk wäre ihm am liebsten allein dafür an die Kehle gegangen, doch der Mann hörte sie kommen und hob die Armbrust. Sein Gefährte war sogar noch schneller und legte gleich einen Bolzen ein. Dunk konnte also nicht viel mehr tun, als sie böse anzustarren.
    Danach mussten sie den ganzen Weg wieder zurückreiten. Dunk kannte sich in diesem Land nicht so gut aus wie Ser Bennis, und sich in einem so kleinen Wald wie Wats zu verirren wäre demütigend gewesen. Als sie schließlich durch den Fluss preschten und das Wasser aufwühlten, stand die Sonne bereits tief am Horizont, und die ersten Sterne wagten sich hervor, zusammen mit Wolken von Mücken. Unter den hohen schwarzen Bäumen fand Ei schließlich die Sprache wieder. »Ser? Dieser dicke Septon sagt, mein Vater würde in Sommerhall schmollen.«
    »Worte sind Wind.«
    »Mein Vater schmollt nicht.«
    »Nun«, sagte Dunk, »er könnte schmollen. Du schmollst auch.«
    »Nein, Ser.« Er runzelte die Stirn. »Schmolle ich?«
    »Manchmal. Aber nicht sehr oft, eigentlich. Sonst be kämst du mehr Ohrfeigen von mir.«
    »Ihr habt mir am Tor eine Ohrfeige verpasst.«
    »Das war keine Ohrfeige. Wenn ich dir jemals eine richtige verpasse, wirst du es schon merken.«
    »Von der Roten Witwe habt Ihr aber eine richtige bekommen.«
    Dunk betastete die geschwollene Lippe. »Kein Grund zur Schadenfreude.« Allerdings hat deinem Vater noch niemand eine Ohrfeige gegeben. Vielleicht war Prinz Maekar deswegen so wie er war. »Als der König Lord Blutrabe zu seiner Hand ernannte, weigerte sich dein Hoher Vater, weiter dem Rat anzugehören, und kehrte Königsmund den Rücken und zog sich auf seinen eigenen Sitz zurück«, erinnerte er Ei. »Seit anderthalb Jahren sitzt er in Sommerhall. Wie würdest du das nennen, wenn nicht schmollen?«
    »Ich nenne es erzürnt sein «, verkündete Ei überheblich. »Seine Gnaden hätten meinen Vater zur Hand ernennen sollen. Er ist sein Bruder und dazu seit Onkel Baelors Tod der beste Feldherr im Reich. Lord Blutrabe ist nicht einmal ein richtiger Lord, der Titel ist nur blöde Höflichkeit. Er ist nicht nur ein Zauberer, sondern außerdem von niederer Geburt.«
    »Ein Bastard, ja, aber nicht von niederer Geburt.« Blutrabe mochte vielleicht kein richtiger Lord sein, doch Mutter und Vater waren von edlem Blut. Seine Mutter war eine der vielen Mätressen von König Aegon dem Unwerten gewesen. Aegons Bastarde wurden zum Fluch der Sieben Königslande, nachdem der alte König gestorben war. Er hatte die gesamte Meute auf seinem Totenbett legitimiert, nicht nur die Großen Bastarde wie Blutrabe, Bitterstahl und Daemon Schwarzfeuer, bei deren Müttern es sich um edle Damen gehandelt hatte, sondern auch die niederen, die er mit Huren und Schankmädchen, den Töchtern von Händlern, Mimenmädchen und jedem hübschen Bauernmädel gezeugt hatte, das ihm zufällig unter die Augen geraten war. Feuer und Blut lauteten die Worte des Hauses Targaryen, aber Dunk hatte Ser Arlan einmal sagen hören, Aegons Worte hätten lauten sollen Wascht sie, und bringt sie mir ins Bett.
    »König Aegon hat Blutrabe vom Ruch des Bastards reingewaschen«, erinnerte er Ei, »ebenso wie all die anderen.«
    »Der alte Hohe Septon hat meinem Vater erzählt, die Gesetze des Königs seien eine Sache und die der Götter eine andere«, beharrte der Junge stur. »Legitime Kinder werden im Ehebett gezeugt und vom Vater und der Mutter gesegnet, doch Bastarde entstehen aus Lust und Schwäche, sagte er. König Aegon hat verfügt, dass seine Bastarde keine Bastarde sein sollen, aber ihr Wesen konnte er nicht ändern. Der Hohe Septon hat gesagt, allen Bastarden läge der Verrat im Blut … Daemon Schwarzfeuer, Bitterstahl, selbst Blutrabe. Lord Strom sei listiger als die beiden anderen, doch am Ende werde er sich ebenfalls als Verräter erweisen. Der Hohe Septon hat meinem Vater geraten, dem Mann

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