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Der Heiler

Der Heiler

Titel: Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antti Tuomainen
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Kleidung, die jeder zu Hause im Überfluss hatte, Geschirr, für das es bald nicht mehr genug Essen gäbe, Elektronik, die sowieso höchstens eine Minute Freude bescherte, Bücher und Schallplatten, die zu lesen oder zu hören niemand mehr Zeit hatte?
    Auf der anderen Seite der Kreuzung Museokatu und Oksasenkatu wachten zwei sich gegenüberstehende Bärenskulpturen. Eigentlich sahen sie eher aus wie Teddys, so klein hatte Bildhauer Talvia die beiden Figuren gemacht. Ihr graues Steinfell war inzwischen mit einer trüben, schimmelgrünen Schicht überzogen.
    Die Tür zur Kneipe stand offen, von drinnen hörte ich Musik. Ich stieg die Stufen hoch, nahm wieder den Urin- und Schweißgeruch wahr, jetzt übertüncht mit Desinfektionsmittel. Am Tresen war niemand, im Raum auf der linken Seite saßen ein paar Gäste, jeder für sich allein, mit dem Handy beschäftigt oder ins Leere starrend.
    Ich blieb stehen und überlegte, was ich tun sollte, falls der Barmann mit dem Pferdeschwanz wieder da war. Nach einigen Minuten öffnete sich die Tür zum Hinterzimmer, und ein muskulöser, offensichtlich sehr hart trainierender Mann schob sich herein. Er trug einen braunen Pappkarton unter dem Arm, aus dem es klirrte. Er stellte ihn auf der Arbeitsfläche ab und sah mich fragend an.
    Ich bestellte einen Kaffee.
    Ohne zu nicken oder ein Wort zu sagen, drehte er sich um, nahm einen Becher aus dem Regal und füllte ihn aus der Kaffeekanne, die vermutlich seit heute Morgen auf der Wärmeplatte stand. Oder seit der Schließung gestern. Er knallte den Becher vor mir auf den Tresen und wartete. Er war auffallend jung, vielleicht zwanzig, und sah aus, als wäre er aus großen einzelnen und nicht zueinander passenden Muskeln zusammengesetzt. Die blauen Augen waren zwischen wuchtigen Stirn- und Wangenknochen eingeklemmt, und der Druck machte sich in seinem Blick bemerkbar.
    Â»Zahlst du?«, fragte er.
    Â»Wie viel soll ich denn zahlen, falls ich es tue?«
    Er drehte sich langsam um und zeigte auf die Tafel, so dass er gleichzeitig seinen wuchtigen Arm präsentieren konnte.
    Â»Es ist das Wort dort, das mit K beginnt. Der nächste Buchstabe ist ein A, dann kommt ein F und noch eines und zum Schluss zwei E. K-A-F-F-E-E, spricht sich Kaffee. Und die Zahl dahinter bedeutet den Preis.«
    Ich holte eine Münze aus der Tasche und warf sie auf den Tresen. Er legte sie nicht in die Kasse, sondern in ein Glas daneben. Dann machte er sich daran, die Flaschen aus dem braunen Karton auszupacken. Nach ­einiger Zeit merkte er, dass ich ihm zusah, er richtete sich auf und wandte sich mir zu.
    Â»Sag nichts«, fing er an, »du hast vergessen, nach Milch zu fragen.«
    Der Ventilator summte, ich sagte nichts.
    Â»Zucker?«
    Er seufzte, stemmte die Arme in die Hüften.
    Â»Du bist bloß ein perverser Glotzer«, sagte er. »Okay, schluck deinen Kaffee und verpiss dich.«
    Â»Ich bin kein perverser Glotzer. Aber ich werde meinen Kaffee schlucken und verschwinden, wenn du mir sagst, wo ich den Barmann finde, der gestern Abend hier gearbeitet hat. Ein breitschultriger Kerl mit Pferdeschwanz. Arbeitet er heute Abend?«
    Das Muskelpaket nahm die Arme von den Hüften und verschränkte sie vor der Brust, verzog den Mund und sah mich auf vermutlich die gleiche Weise an, wie er auch einen Kiefernzapfen angesehen hätte, der vor ihm auf dem Weg lag.
    Â»Ich denke, du solltest jetzt deinen Kaffee trinken und …«
    Â»â€¦ mich verpissen«, ergänzte ich. »Hab ich kapiert. Kommt er heute Abend? Oder kannst du mir seine Nummer geben?«
    Â»Was willst du damit?«
    Ich sah ihn eine Weile an. »Vielleicht anrufen«, schlug ich vor.
    Â»Warum?«
    Â»Warum ruft man wohl jemanden an? Vielleicht bin ich sein Kumpel, der seine Nummer verloren hat?«
    Â»Du siehst nicht wie ein Kumpel aus.«
    Ich fixierte ihn. »Wie sieht denn deiner Meinung nach ein Kumpel aus?«, fragte ich. »Und sehen die Kumpels von diesem Typen irgendwie anders aus als Kumpels allgemein? Falls ja, wie unterscheiden sie sich dann von den anderen?«
    Seine Stirn- und Wangenknochen schienen jetzt die Augen aus ihren Höhlen herauszudrücken. »Was bist du eigentlich für ein Spinner?«
    Â»Ich bin kein Spinner.«
    Â»Doch, bist du, wenn ich es sage.«
    Ich holte Luft. Mein Körper schmerzte vor Müdigkeit und Frust. Ich begriff, dass es

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