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Der Heiler

Der Heiler

Titel: Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antti Tuomainen
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überflüssig und vermutlich meiner Sache nicht dienlich wäre, wenn ich mich provozieren ließe, konnte jedoch nicht aus meiner Haut. »So funktioniert das nicht«, sagte ich. »Dinge oder Menschen sind nicht so und so beschaffen, bloß weil du es sagst. Kleine Kinder bilden sich das manchmal ein. Und du bist ein Erwachsener, siehst zumindest so aus.«
    Â»Willst du mich verarschen?«
    Â»Nein, ich suche den Barmann, der gestern hier war, so ein Typ mit Pferdeschwanz.«
    Der Kerl trat ein paar Schritte näher, so dass nur noch ein halber Meter Tresen zwischen uns war. Ich schielte nach links in den Raum. Anscheinend übertönte die ­Musik unseren Gedankenaustausch, denn die Augen der Gäs­te blieben aufs Handy, die Tischplatte oder ins Leere gerichtet.
    Â»Hau ab«, sagte er.
    Â»Sonst?«, fragte ich, plötzlich total genervt von diesem Gespräch und allen anderen Schwierigkeiten. »Wie heißt der Barmann?«
    Â»Verpiss dich endlich.«
    Â»Okay. Wo wohnt dieser Verpiss-dich-endlich?«
    Â»In deiner Fotze.«
    Â»Du hast sogar die Biologiestunden geschwänzt. Abgesehen von allen anderen Fächern. Welche Stunden hast du besucht?«
    Â»Die Prügelstunden für Wichser wie dich.«
    Â»Aha, das wird also noch gelehrt. Ich hatte schon geglaubt, dass der Unterricht eingestellt wurde. Schön zu hören, dass den Kindern noch etwas beigebracht wird.«
    Er bückte sich unter den Tresen und zog mit der Hand einen Teleskopschlagstock zu seiner vollen Länge aus. Ich entschied mich zu gehen. Es war bereits das zweite Mal innerhalb von 24 Stunden, dass man mich aus derselben Kneipe hinauswarf. An der Tür blieb ich noch einmal stehen.
    Â»Grüß ihn von mir«, sagte ich.
    Er schoss plötzlich hinter der Theke hervor. Ich sprang auf die Straße und ging mit schnellen Schritten in Richtung Stadtzentrum, zufrieden mit dem Ergebnis meines Besuches. Die Botschaft würde garantiert schnell beim Empfänger ankommen: Wenn ich Tarkiainen nicht finden konnte, dann musste er eben mich finden.

    6 Als ich an der Haltestelle beim Warenhaus Stockmann aus der Straßenbahn stieg und die nassen Mäntel, den Husten und die besorgten Mienen darin zurückließ, war der verregnete Tag bis zur Mittagsstunde vorangeschritten. Helsinkis Zentrum versuchte nach bes­ ten Kräften daran zu erinnern, dass am nächsten Tag Heilig­abend war. Hier und dort blinkten ein paar Weihnachtslichter wie unter Zwang, matt glühend schienen sie sich, außer nach besseren Zeiten, auch nach ihren verschwundenen Gefährten zu sehnen.
    Ich bekam sofort kalte Tropfen ins Gesicht. Ich wischte sie weg, schloss mich dem Menschenstrom an und merkte erst nach einer Weile, dass ich mitten durch den Verkehr lief. Stille Nacht, heilige Nacht schallte es mir mehrstimmig entgegen.
    Auf dem Platz bei den Drei Schmieden stand ein großer Weihnachtsbaum. Seine roten und gelben Lichter leuchteten im Nieselregen wie Tausende kleine Ampeln. Neben der Fichte war ein Polizeipanzer geparkt. Polizisten waren reichlich unterwegs, auch zu Fuß, ebenso Security-Mitarbeiter. Letztere patrouillierten zu zweit in schwarzen oder grauen Overalls die Bürgersteige und Eingangsbereiche der Geschäfte entlang. Es waren beinahe so viele wie die Kunden, die Weihnachtseinkäufe machten. Vor dem Eingang zu Stockmann, unter der Uhr, zählte ich sechs Wachmänner. Weitere befanden sich im Warenhaus, teilweise in Zivil.
    Am Rand des Platzes waren dicht an dicht verschiedene Spendensammelpunkte aufgebaut, und sie alle wollten Cash. Gesammelt wurde hauptsächlich für einheimische und nahegelegene Hilfsprojekte: Schulen, Krankenhäuser, Kinderheime. Der traditionelle Weihnachtsspendentopf der Heilsarmee stand mitten auf dem Platz, umringt von vier Sängerinnen und drei Sängern, die die Stille Nacht, heilige Nacht beschworen.
    Ich fischte einen Geldschein aus der Tasche und warf ihn in den Topf. Dabei dachte ich daran, dass ich unsere Ersparnisse verplemperte, in den vergangenen anderthalb Tagen hatte ich mehr Geld verbraucht als in den sechs Monaten davor. Aber wir hatten die Ersparnisse für den äußersten Notfall vorgesehen, und wenn Johannas Verschwinden keiner war, was dann. Ich warf dem Geldschein noch ein paar Münzen hinterher und ging auf der Aleksanterinkatu in östliche Richtung.
    Ich kam an Geschäften vorbei, die in ihren Schau­fenstern

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