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Der heilige Erwin und die Liebe

Der heilige Erwin und die Liebe

Titel: Der heilige Erwin und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasna Mittler
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Mal ist er als Ehrengast zur Mondfinsternisfeier eingeladen worden. Er ärgert sich darüber, dass er es wieder einmal nicht übers Herz gebracht hat, die Einladung der ­Bibianer auszuschlagen. Dabei hätte er nach seinem anstrengenden Arbeitstag besser daran getan, sich zurückzuziehen und neue Kräfte zu schöpfen. Wie viele Lichtjahre er heute wieder einmal zurückgelegt hat! Kreuz und quer im Universum ist er unterwegs gewesen, hat Small Talk mit den Weltallbewohnern gehalten, hat vermittelt, zugehört, ge- und vertröstet. Und jetzt ist er hier, auf Karabibi, und sieht den sich im Kreis drehenden Tänzern zu. Der Außenminister mag Karabibi, diesen fröhlichen Himmelskörper, der mit dem in der Mitte sich erhebenden Berg aussieht wie ein Hut. Der Planet dreht sich in verschiedenen Geschwindigkeiten um die eigene Achse, je nachdem, wie ausgelassen die feierfreudigen Bewohner tanzen. Jetzt gerade gewinnt er eindeutig an Schwung, dreht sich schneller und schneller, und unter den Blicken des Heiligen Geistes, oben auf seinem Aussichtspunkt, verschwimmen die Tänzer und die Lichter am Boden zu gleißenden Streifen, so dass er seine Augen schließen muss, damit ihm nicht schwindelig wird. Er fühlt sich müde, sehr, sehr müde. Doch gerade, als sich sein Bewusstsein in den Dämmerzustand verabschieden will, schlägt sein intergalaktisches Mobilofon Alarm. Nicht mal in Ruhe ein Nickerchen machen darf man hier!, denkt der Außenminister verärgert und macht sich empfangsbereit.
    Â»Ja?«, raunt er und vernimmt sogleich die aufgeregte Stimme seines Gesprächspartners: »Jetzt seid doch mal still hier. RUHE ! Ich bin am Funken, Herrgott noch mal!«
    Im Hintergrund ist Gekicher und Gekreisch zu hören, und ein lautes Krachen, als ob gerade ein größeres Möbelstück umgestürzt wäre.
    Oh nein, nicht auch das noch, denkt der Heilige Geist, die Engel! Am anderen Ende der Leitung funkt Metatron, der Vorsteher des Engelschors. Der Heilige Geist dachte sich schon, dass es keine besonders weise Entscheidung war, die Engel mit den himmlischen Büroarbeiten am Seelenempfang zu betrauen. Doch hatte er keine andere Möglichkeit gesehen, wenn er nicht selbst dort am Schreibtisch versauern wollte. Die Stim­me von Metatron verrät deutlich, dass etwas nicht in Ordnung ist.
    Â»Was ist denn bloß los bei euch?«, fragt der Heilige Geist alarmiert.
    Â»Sie sind außer Rand und Band!«, beschwert sich Metatron. »Sie jagen sich gegenseitig um den Schreibtisch! Sie … sie … Sie bewerfen mich mit Papierkügelchen!« Die Empörung in der Stimme des Himmelsboten ist unüberhörbar. »Ich habe wirklich alles versucht, aber es ist einfach nichts zu machen«, jammert er. »Und die Warteschlange der Seelen wird unterdessen länger und länger. Es muss unbedingt etwas geschehen, sonst werden wir das niemals aufgearbeitet kriegen, bevor der Chef in den Himmel zurückkehrt!« Das Nächste, was Metatron sagt, geht im fröhlichen Geschrei der aufgedrehten Engel unter.
    Der Heilige Geist seufzt. Diese Himmelswesen sind einfach nicht zu bändigen. Sie sind die geballte Energie, und auch wenn sie immer wieder versuchen, sich zu beherrschen, geht früher oder später ihr Temperament mit ihnen durch. Da hilft nur eines: »Hast du es schon mit Singen versucht?«, fragt der Außenminister hoffnungsvoll. Denn das ist die einzige Möglichkeit, etwas Ruhe und Ordnung in den Haufen zu bringen. Kaum erklingen die ersten Töne, sammeln sich alle Engel um den Sänger und stimmen mit ein. Dieses Mindestmaß an Disziplin hat Gott ihnen in jahrmillionenlanger Chorarbeit mit viel Geduld und Strenge beigebracht. Die sphärischen Gesänge der Engel sind legendär.
    Â»Wir singen alle naselang«, erklärt Metatron zerknirscht. »Aber das heißt, dass die Arbeit hier am Empfangstisch wieder und wieder zum Stillstand kommt! Denn du weißt ja, wenn sie einmal zu singen anfangen, hören sie so schnell nicht wieder auf. Auf die Art werden wir doch nie fertig!« Die Stimme des Engelvorstehers verrät seine Verzweiflung.
    Â»Hat es etwa schon Beschwerden gegeben?«, fragt der Heilige Geist beunruhigt.
    Â»Nein, bis jetzt zum Glück noch nicht. Die wartenden Seelen erfreuen sich jedes Mal von neuem an unserem Gesang.« Jetzt liegt eine Spur von Stolz in der Stimme des Oberengels.
    Der

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