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Der heilige Erwin und die Liebe

Der heilige Erwin und die Liebe

Titel: Der heilige Erwin und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasna Mittler
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Außenminister kann sich bildhaft vorstellen, wie sich die Wartenden von den wunderschönen Engeln, diesen Himmelsgewächsen, und ihrem nie gehörten, glasklaren Gesang bezaubern lassen. Er selbst ist ­jedes Mal hingerissen, wenn er diesem Schauspiel beiwohnt. Und da der Lärm am anderen Ende der Leitung wieder überhandnimmt, hebt der Vorsteher des Engels­chors nun auch prompt zu singen an. Fasziniert wird der Heilige Geist Zeuge davon, wie der allgemeine Lär m augenblicklich abbricht, und mehr und mehr Stimmen sich zu einem hohen, vollen Klang vereinen. Der Hei lige Geist gibt sich dem Gesang hin, der ihn ausfüllt, der ihn wegträgt von seinen Sorgen, seiner Erschöpfung. Di e Engel singen aus Leibeskräften, die planetarische Scheib e unter ihm dreht sich, und die Sterne um ihn herum funkeln in der Dunkelheit des Universums. Schön ist das, denkt der Heilige Geist. Er lässt seinen Blick über das tanzende Volk schweifen und entdeckt in der Menge Kara-Li, die jüngste Tochter des Königs der ­Bibianer. Die Schönheit der Prinzessin ist im ganzen Universum bekannt, und auch der Außenminister, der schon so manches gesehen hat, ist jedes Mal wieder entzückt von ihrem Anblick. Ihre Haut ist hell und makellos wie die Oberfläche der Karabibimonde, ihre Greifarme sind schlank und wohlgeformt wie die Schlegel der großen Trommeln, und ihre Augen strahlen hell wie die Sombrero-Galaxie. Beim Anblick der Prinzessin schwebt der Heilige Geist noch ein kleines bisschen höher über der Spitze des Berges Karatoko. Nachdem die Engel ihr gesamtes Liedgut durchgesungen und zwei Stücke sogar wiederholt haben, bricht der Gesang plö tzlich ab.
    Der Heilige Geist, noch ganz in anderen Sphären treibend, vernimmt die erschöpfte Stimme von Metatron, die ihn sogleich wieder zu sich bringt: »So geht das jedes Mal. Sie hören nicht auf, ehe sie mit allen Liedern durch sind. Jetzt werden sie eine Weile wieder ordentlich arbeiten, dann geht das Ganze von vorne los. Und die Reihe der Wartenden wächst und wächst. Ich weiß einfach nicht mehr weiter!«
    Der Außenminister gibt sich einen Ruck. »Na schön . Sobald ich mich hier loseisen kann, komme ich zu euch rüber«, sagt er und unterbricht die Verbindung.





as Haus liegt seinem direkt gegenüber, nur durch die Straße getrennt. Oft hat Olli am Wohnzimmerfenster gestanden, dicht an die Vorhänge gedrückt, um von außen nicht gesehen zu werden, und beobachtet, wie Erbse und ihre Familie ein und aus gegangen sind. Aber zum ersten Mal ist er es nun selbst, der das kleine Tor zum Vorgarten öffnet und zur Haustür geht. Bevor er auf den Klingelknopf drückt, muss er seine vor Aufregung feuchten Hände an der Hose abwischen. Er hat noch nicht den Zeigefinger von der Klingel gelöst, da öffnet Erbses Mutter bereits die Tür. »Hallo, Lolli«, begrüßt sie ihn, was dem Jungen einen Stich versetzt. Er hasst seinen Spitznamen, mit dem ihn die Brüder aufziehen. Und woher bitte schön kennt Erbses Mutter ihn?
    Sie tritt zur Seite und macht eine einladende Geste. »Erbse ist leider krank, aber für ein paar Minuten kan nst du zu ihr gehen, da freut sie sich bestimmt!«
    Es ist also wahr, denkt Olli. Erbse kennt mich. Sogar Erbses Mutter kennt mich. Nur ich habe keine Ahnung, was hier los ist!
    Unsicher folgt er der Frau ins Innere des Hauses. Sie bleibt an einer Treppe stehen und weist mit dem Kopf nach oben. »Erbse ist in ihrem Zimmer«, sagt sie, dann verschwindet sie hinter einer der Türen im Erdgeschoss.
    Oben angekommen, muss sich Olli erst einmal orientieren. Zum Glück ist das Kinderzimmer deutlich an dem Schriftzug E-R-B-S-E zu erkennen, der in bunten Holzbuchstaben an einer Tür prangt. Olli klopft an und öffnet. Das Zimmer sieht aus wie aus dem Fernsehen. Alles ist so ordentlich aufgeräumt wie die ausgestellten Räume in dem Einrichtungshaus, in das ihn seine Mutter mal mitgenommen hat, als sie für Olli einen neuen Schreibtisch besorgen wollte. Schließlich hat er doch nur den alten von Christof bekommen. Erbse ist nirgends zu sehen. Olli wagt kaum, auf den pinkfarbenen Teppichboden zu treten, auf dem sich Blumen und Schmetterlinge tummeln. Schließlich geht er in die Hocke und zieht seine Winterschuhe aus, die er neben der Tür stehen lässt. Das reißende Geräusch der Klettverschlüsse scheint Erbse aufgeweckt zu

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