Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der heilige Erwin und die Liebe

Der heilige Erwin und die Liebe

Titel: Der heilige Erwin und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasna Mittler
Vom Netzwerk:
hält mitten im Naseputzen inne. »Findest du?«, nuschelt er.
    Â»Aber sicher!«, sagt Erwin bestimmt. »Sieh doch nur mal, wie gut wir uns hier unterhalten! Da muss man erst mal ein Kind finden, mit dem das so super klappt!«
    Â»Danke«, sagt Olli-Lolli leise. Und Gott stellt fest, dass der Junge etwas glücklicher aussieht als zuvor.





o«, sagt Gott am nächsten Morgen zu seinem Sohn, als dieser zum Fenster des Baumhauses her­ein springt, »und jetzt erklär mir bitte schön mal, was das mit dieser Zaubermaus für eine Geschichte sein sollte!«
    Â»Wie wär’s denn erst mal mit ›Guten Morgen‹, Papa?« Jesus lässt sich auf dem kleinen Holztisch nieder, der in der Mitte des Häuschens steht.
    Schwerfällig rappelt sich Gott von der Wolldecke empor, die ihm in der vergangenen Nacht als Schlafstätte gedient hat. Er tapst auf den Tisch zu, legt Fridos Kopf darauf ab und brummelt: »Guten Morgen. Und jetzt erzähl schon!«
    Â»Na ja«, beginnt Jesus, »ich musste mir doch was einfallen lassen. Etwas, was Kinder glauben!«
    Gott schnaubt, so dass sich Fridos Lefzen aufblähen. »Eine Maus, die zaubern kann«, knurrt Er. »Verrückter ging’s wohl nicht!«
    Â»Nicht viel verrückter als ein Hund und eine Katze, die sprechen können«, kontert Jesus. Er macht eine Pause und leckt mit der rauen Katzenzunge über Marlenes Fell. »Weißt du«, fährt er fort, »als ich Erbse war, habe ich in einem Buch gelesen, das neben ihrem Bett lag. Darin wimmelte es bloß von solchen Geschichten! Da wurde verzaubert und verwunschen, und Tiere konnten sprechen und mussten erlöst werden und so. Und immerhin«, hier verdreht Jesus den Kopf, um Marlenes Rückenfell glattzuschlecken, »hat es doch geklappt, oder?« Die letzten Worte hat er in die dichten Haare genuschelt, so dass Gott es nur Fridos guten Ohren zu verdanken hat, dass Er den Satz noch verstehen konnte.
    Â»Kannst du gefälligst mit dieser Putzerei aufhören, wenn du mit mir redest?«, blafft Er seinen Sohn an.
    Jesus hält inne und wendet sich seinem Vater zu. Marlenes rosa Zungenspitze lugt noch zwischen den Fangzähnen hervor. »Entschuldige bitte, ich mache das nicht mit Absicht«, gibt er kleinlaut zu. »Da ist ein schier unwiderstehlicher Drang in mir, der mich zum Handeln antreibt!« Er hebt eine Vorderpfote zum Maul und leckt mit zügigen Bewegungen darüber, hält jedoch inne, als er Gottes Blick realisiert. »Sorry«, sagt er schnell und lässt die Pfote sinken.

    Â»Instinkte!«, grummelt Gott. »Ich habe die Tiere mit Instinkten ausgestattet, damit sie sich nicht über jede Handlung den Kopf zerbrechen müssen. Läuft sozusagen alles über Autopilot!«
    Â»Und die Menschen?«, fragt Jesus. »Haben die auch Instinkte?«
    Gott kratzt sich mit der Hinterpfote an Fridos Ohr. »Bei den Menschen habe ich nur sehr sparsam damit gearbeitet«, sagt Er. »Ich wollte doch sehen, wie sie sich entwickeln, wenn sie auf sich gestellt sind. Und im merhin habe ich ihnen genug Grips mitgegeben, damit sie im Leben zurechtkommen sollten.« Er seufzt. »Aber so richtig scheint das trotzdem nicht zu klappen. Nimm dagegen zum Beispiel die Präriewühlmaus! Der habe ich ein monogames Paarverhalten mit auf den Weg gegeben. Die Tiere suchen sich einen Partner, und mit dem bleiben sie zusammen. Basta!« Gott kommt auf die Beine und beginnt, um den Tisch herum zu laufen.
    Jesus, noch immer in der Mitte des Tisches thronend, verdreht Marlenes Kopf bei dem Versuch, seinem Vater hinterher zu blicken. Als ihm das zu mühsam wird, schließt er einfach die Augen.
    Â»Die Präriewühlmäuse machen sich nicht ständig Gedanken darum, ob derjenige an ihrer Seite auch der Richtige ist oder ob vielleicht ein anderer sie glücklicher machen würde«, fährt Gott in seinem Monolog fort. Ȇberhaupt, diese ständige Suche nach dem Glück!« Er schüttelt sich, so dass Fridos Ohren schlackern. »Können die Menschen denn nicht einfach mal ZUFRIEDEN sein? Immer müssen sie alles, was sie haben, mit anderem vergleichen, abklopfen und ausein­andernehmen. Bis sie schließlich irgendwas entdecken, was ihnen nicht gefällt. Und PENG ! –«, hier reißt Jesus erschreckt die Augen auf und blickt seinen Vater an, während dieser fortfährt, »fühlen sie sich

Weitere Kostenlose Bücher