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Der Heilige Krieg

Der Heilige Krieg

Titel: Der Heilige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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technischen Meisterleistungen des klassischen Industriezeitalters.

    Bild 127
    Firmen wie Krupp (oben: die Herstellung von Panzerplatten) erhofften sich von den wirtschaftlichen Beziehungen zum Osmanischen Reich neue Absatzmärkte.
    Bild 132
    Feierlicher Moment: Beim ersten Spatenstich für die Bagdadbahn in Konya, 1903, war noch keine Rede von etwaigen Problemen.
    Bild 160
    Noch heute eindrucksvoll: Der von deutschen Firmen errichtete Bahnhof Haydarpaşa in Istanbul, Ausgangspunkt der Bagdadbahn.
    Bild 151
    Schwierige Bauarbeiten: Das meist unwegsame Gelände erforderte den Durchbruch Dutzender Tunnels.
    Bild 161
    Die Bagdadbahn zählt zu den großen Ingenieurleistungen des klassischen Industriezeitalters. Ein Zug durchquert um 1914 das Taurusgebirge.
    In Deutschland fand das Unternehmen – vor allem unter den Gebildeten – ungeteilte Zustimmung. Denn die Eisenbahn erschloss uralte Siedlungsgebiete: etwa das Zweistromland mit Orten, die klingende Namen vorzuweisen hatten – Ur, Ninive und Babylon –, Stätten, die aus der Bibel bekannt waren und in jenen Jahren von Archäologen ans Licht geholt
wurden. Hatten die deutschen Gelehrten bis dahin nur das interpretieren können, was Briten und Franzosen freilegten, so war das prosperierende Reich jetzt in der Lage, umfangreiche Ausgrabungen deutscher Wissenschaftler zu finanzieren. Vor allem die Freilegung der Ruinen Babylons durch Robert Koldewey geriet zu einer archäologischen Großtat, deren Fortschritte auch der Kaiser mit größtem Interesse verfolgte.
    War es nicht viel lohnender und auch ehrenvoller, diese uralte Kulturlandschaft und ihre Bewohner unter deutschen Einfluss zu bringen – statt fieberverseuchter Sümpfe in Afrika und der dortigen Naturvölker? Sollten die Briten sich Afrika einverleiben, die Deutschen holten sich die Wiege der Zivilisation!
    Auf politischem Feld sorgte die Bahn zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend für Zündstoff. Hatte die Deutsche Bank zunächst sogar mit britischen Investoren über eine Beteiligung verhandelt, so war es später die kaiserliche Flottenpolitik, die eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen beiden Ländern bewirkte. In der britischen Wahrnehmung wurde die Trasse, die man im Reich gerne auch als »Berlin-Bagdad-Bahn« bezeichnete, immer mehr zum Symbol deutscher Weltmachtpläne. Denn die Eisenbahnverbindung zwischen Bosporus und Persischem Golf hätte eine ernsthafte Konkurrenz für den britischen Seehandel werden können. Nach seiner Fertigstellung wäre der Verkehrsweg nämlich die günstigste Verbindung zwischen Indien und Europa gewesen – konkurrenzlos schnell und billig. Aber neben den wirtschaftlichen Aspekten machten vor allem die militärischen Konsequenzen den Briten Sorge. Die Strategen in London übersahen nicht, dass auf dem Schienenweg Soldaten um ein Vielfaches schneller bewegt werden konnten – und dass die Trasse quasi erst vor der Haustür der britischen Kronkolonie endete. Verschärft wurde die Situation noch dadurch, dass zeitgleich zur Bagdadbahn ein Schienenstrang von Damaskus nach Medina entstand. Die »Hedschasbahn« wurde aus Spenden frommer Muslime finanziert und war dazu gedacht, die Pilgerreise zur Heiligen Stadt des Islam, Mekka, zu erleichtern. Auch bei diesem Projekt hatten deutsche Ingenieure die Leitung, lieferten deutsche Unternehmen das Material. Der religiöse Zweck der Bahn konnte freilich nicht übertünchen, dass die Trasse mit ihren Nebenstrecken nach Jerusalem und Jaffa dem britisch kontrollierten Ägypten bedrohlich nahe kam. Die Briten empfanden die Eisenbahnen des Kaisers zunehmend als eine Bedrohung für das Empire.
    Das »Indien Deutschlands«
    In der zwischen 1896 und 1933 in Berlin erscheinenden Zeitung Die Welt am Montag gibt ein Journalist dem Zeitgeist unverhohlen Ausdruck. Freimütig empfiehlt er, dass sich das Deutsche Reich den Staat am Bosporus einverleiben sollte:
    »Nur die Türkei kann das Indien Deutschlands werden … Der Sultan muß unser Freund bleiben, natürlich mit dem Hintergedanken, daß wir ihn zum Fressen gern haben… Der kranke Mann wird gesund gemacht, so gründlich kuriert, daß er, wenn er aus dem Genesungsschlaf aufwacht, nicht mehr zum Wiedererkennen ist. Man möchte meinen, er sehe ordentlich blond, blauäugig germanisch aus. Durch unsere liebende Umarmung haben wir ihm so viel deutsche Säfte einfiltriert, daß er kaum noch von einem Deutschen zu unterscheiden ist. So können und wollen wir die Erben der Türkei werden, von

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